SpaceX-Gründer Elon Musk fällt mit Tränen in den Augen in die Arme von Hans Koenigsmann, einem seiner leitenden Angestellten.
SpaceX ist gerade ein Meilenstein der Raumfahrtgeschichte gelungen: Eine Falcon9-Rakete hob am Freitagabend (Ortszeit) vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab und brachte zunächst den Frachter "Dragon" mit Versorgungsnachschub auf den Weg zur Internationalen Raumstation ISS.
Dort sollte er am Sonntag andocken. Nach der Abkoppelung des "Dragon" und der vorderen Raketenstufe, machte sich die hintere Raketenstufe senkrecht wieder auf den Rückweg und landete in dunkler Nacht sicher auf der unbemannten schwimmenden Plattform "Of Course I Still Love You" (auf Deutsch etwa: Natürlich liebe ich dich noch) im Atlantik vor dem US-Bundesstaat Florida.
In der Live-Übertragung wirkt das Manöver reibungslos und fast schon einfach, doch es ist das erste Mal in der Geschichte der Raumfahrt, dass die Landung einer Rakete auf dem Meer geklappt hat. Vier vorherige Versuche von SpaceX waren gescheitert, stets kam die Rakete mit zu großer Wucht auf der Plattform an und zerschellte oder kippte um.
Diesmal scheint die Falcon9 heil geblieben zu sein. SpaceX-Gründer und Milliardär Musk will die Rakete nun so schnell wie möglich untersuchen lassen und möglicherweise bereits im Juni wiederverwenden.
Und das ist das entscheidende Stichwort: Wiederverwenden. Der Bau von Raketen ist extrem teuer. Eine Wiederverwendung der ersten Raketenstufe könnte dutzende Millionen Dollar pro Flug sparen, sagt Musk. Sein Preis für Raketenstarts wäre dann wohl konkurrenzlos günstig und würde den Markt extrem aufmischen.
Der SpaceX-Gründer ist nicht der einzige Teilnehmer im Rennen um die erste wiederverwendbare Rakete. Ein weiterer Milliardär, der Gründer des Online-Unternehmens Amazon, Jeff Bezos, machte mit seiner Firma Blue Origin jüngst Schlagzeilen, weil er bei drei Testflügen eine Rakete sicher wieder auf der Erde im Westen des US-Bundesstaats Texas landen ließ.
Auch in Europa wird eifrig an Raketen getüftelt: Die Europäische Raumfahrtagentur Esa denkt bei der Entwicklung der Ariane 6-Rakete, die 2020 erstmals starten soll, über Konzepte zur Wiederverwendbarkeit nach, und am Dienstag soll erstmals die von Bremer Studenten entwickelte Öko-Rakete "ZEpHyR", die mit Kerzenwachs angetrieben wird, abheben.
Aber SpaceX hat sich mit der geglückten Landung auf dem Meer die Position als Platzhirsch vorerst gesichert. Eine Landung auf dem Land wie bei der Konkurrenz von Amazon-Gründer Bezos war dem Unternehmen bereits im Dezember gelungen, dazu war die Rakete aus deutlich entfernterer Höhe zurückgekehrt und mit größerer Geschwindigkeit unterwegs.
Ein Aufsetzen auf einer schwimmenden Plattform gilt als deutlich schwerer, weil das Ziel viel kleiner ist. So eine Landung wäre für Raumfahrtmissionen etwa von Cape Canaveral aus aber notwendig, weil die Rakete nach dem Abkoppeln des Raumfrachters schon weit über dem Atlantik ist und ein Umkehren zum Land treibstoffintensiv und teuer.
Raumfahrtexperten bejubeln den Erfolg von Musk. "Es war wirklich nur eine Frage der Zeit", sagte der Raumfahrtanalyst Marco Caceres der "Los Angeles Times". Musk sei extrem engagiert gewesen. Wenn er es nun schaffe, die Raketen wiederzuverwenden, "dann wird er alle anderen auf die Plätze verweisen".
Bis dahin kann es aber noch eine Weile dauern. Zunächst stehen zahlreiche weitere Tests an. Er habe sein Ziel noch lange nicht erreicht, sagt Musk. "Erst wenn es langweilig wird, wenn es heißt: "Schon wieder eine Landung, das ist doch nichts neues mehr"."
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: SpaceX | 11.04.2016 08:29
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