Lufthansa
Älter als 7 Tage

Vor Hauptversammlung jede Menge Baustellen

FRANKFURT - Mit einem Rekordgewinn im Rücken stellt sich das Lufthansa-Management den Aktionären. Doch die guten Zahlen können nicht über grundsätzliche Probleme hinwegtäuschen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr kann sich nicht auf eine allzu harmonische Hauptversammlung einrichten.

Wenn an diesem Donnerstag (28.4.) die Anteilseigner in Hamburg zusammenkommen, erwarten sie vom Vorstand Antworten auf etliche Problemlagen, mit denen Europas größter Luftverkehrskonzern konfrontiert ist. Germanwings-Unglück, Ölpreis-Verfall, Dauer-Streiks und Übernahmegerüchte: Die Lufthansa ist in turbulenten Zeiten unterwegs.

Angesichts des von Sondereinflüssen in die Höhe getriebenen Rekordgewinns von fast 1,7 Milliarden Euro fällt die vom Vorstand geplante Dividende mit 50 Cent je Anteilsschein eher mäßig aus und wird bei den Aktionären keine Jubelstürme auslösen.

Immerhin gab es für das bisherige Rekordjahr 2007 mit einem ganz ähnlichen Gewinn bei 1,25 Euro Dividende lockere 150 Prozent mehr. Wie alle Fluggesellschaften hat Lufthansa vom sehr günstigen Kerosinpreis profitiert, ist aber nicht so schnell gewachsen wie die wichtigsten Konkurrenten.

Carsten Spohr
Carsten Spohr, © Lufthansa

Gegen erheblichen Widerstand vor allem der Piloten hat Spohr die Eurowings als Billigschiene etabliert, die künftig als Kooperationsplattform auch mit konzernfremden Fluggesellschaften dienen soll. Zahlreiche Formen der Zusammenarbeit von der zeitweisen Überlassung von Flugzeugen und Crews bis hin zu Komplettübernahmen sind denkbar, wenn das Eurowings-Konstrukt wie geplant schnell wachsen soll.

In den vergangenen Wochen wurde über Kooperationen mit der skandinavischen SAS ebenso spekuliert wie über eine Rückkehr der früheren Tochter Condor ins Reich des Lufthansa-Kranichs oder gar eine Teilübernahme von Air Berlin.

Konkrete Beschlüsse oder offizielle Bestätigungen dazu gab es bis zum Wochenende nicht. Dem Vernehmen nach soll auch die Komplettübernahme der Brussels Airlines, an der Lufthansa bereits 45 Prozent hält, noch einmal verschoben worden sein.

Möglicher Hintergrund ist der Terroranschlag von Brüssel, unter dessen ökonomischen Folgen die Nachfolgerin der belgischen Staatsfluglinie leidet wie keine andere Fluggesellschaft. Bis 2018 hat Lufthansa jedes Jahr die vertraglich abgesicherte Möglichkeit, die übrigen Brussels-Anteile von den belgischen Eignern zu übernehmen.

Der vom depressiven Co-Piloten herbeigeführte Absturz der Germanwings-Maschine im März 2015 beschäftigt Lufthansa weiter. Inzwischen haben Hinterbliebene in den USA Klagen eingereicht, die zu weiteren finanziellen Belastungen des Dax-Konzerns führen könnten. Lufthansa hält allerdings die US-Gerichte nicht für zuständig.

Ebenfalls offen sind die Tarifauseinandersetzungen mit dem fliegenden Personal der schrumpfenden Muttergesellschaft. Während bei den Flugbegleitern der SPD-Politiker Matthias Platzeck eine zumindest nach außen ruhige Schlichtung führt, kann es bei den Piloten jederzeit wieder krachen.

Die Vereinigung Cockpit hat in den vergangenen Wochen neue Lufthansa-Vorschläge zu Gehalt und Übergangsrenten abgelehnt, so dass nach über einem halben Jahr Pause auch Streiks wieder denkbar scheinen. Auch anderen Berufsgruppen wie etwa den Technikern mutet Spohr weitere Sparrunden zu, denn die Kostenstruktur ist im Vergleich zur Konkurrenz immer noch zu hoch.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 25.04.2016 08:01


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