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Spohr: Lufthansa ist "mehr als eine Airline"

Lufthansa-Chef Carsten Spohr
Lufthansa-Chef Carsten Spohr, © Ingo Lang

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FRANKFURT - In Anbetracht der wachsenden Konkurrenz durch Billigairlines und der Konflikte mit den eigenen Piloten sieht Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr sein Unternehmen "an einem Wendepunkt, der eine unternehmenshistorische Dimension hat".

Wie er gegenüber dem Hamburger Wirtschaftsmagazin "BILANZ" sagt, sei das Jahr 2015 "mit Abstand das emotional schwierigste Jahr in der Geschichte des Unternehmens" gewesen. Der Absturz der Germanwings-Maschine sowie die Tarifkonflikte hätten die "Lufthansa-Familie an den Rand dessen geführt, was man ertragen kann".

Unzufrieden zeigte sich Spohr mit dem vergleichsweise geringen Börsenwert der Lufthansa von zurzeit 4,85 Milliarden Euro. Er sehe darin "den Wert unserer Gruppe mit profitablen Töchtern wie Lufthansa Technik, LSG Skychefs, Miles and More oder auch Airplus nicht reflektiert". Lufthansa sei "mehr als eine Airline, das müssen wir am Kapitalmarkt noch deutlicher herausstellen".

Belastend auf das Geschäft wirken sich, laut Spohr, auch die hohen Flughafenkosten und die Gebühren der Flugsicherung aus. Sie stellten den größten Kostenblock des Unternehmens dar. "Zumindest von einem Teil der Sicherheitskosten am Boden" müsse die Lufthansa entlastet werden, so Spohr gegenüber der "BILANZ". Diese seien "Staatsaufgabe und dürften nicht voll von uns zu tragen sein. Die Bahn beispielsweise zahlt nur 20 Prozent, der Fußball null".

In wenigen Jahren werde die Lufthansa mit der jungen Zweitmarke Eurowings Gewinne erwirtschaften. Dabei spielen die Flughäfen Düsseldorf, Köln und Berlin eine tragende Rolle, denn sie sollen mehr Eurowings-Langstreckenverbindungen erhalten.

"Wir ersparen den Kunden dann auch im interkontinentalen Verkehr das Umsteigen und bieten Punkt-zu-Punkt-Flüge." Der Lufthansa-Umsatz erreichte zuletzt 32 Mrd. Euro, der Gewinn stieg auf 1,8 Mrd. Euro. Das Unternehmen profitierte dabei vom Tiefstand der Kerosinpreise und von Spohrs Sparpolitik.
© ots, aero.de | Abb.: Lufthansa | 01.07.2016 08:53

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Beitrag vom 05.07.2016 - 07:14 Uhr
Das mag im Einzelfall so sein. Aber eben nicht generell. Und wo besonders hohe Einsparungen locken, wird man auch eher was riskieren. Ist ja auch gar nicht so dass es immer daneben geht.

Sie trivialisieren das Problem... Mein Argument ist, dass häufiger als zugeben wird die besonders hohen Einsparungen eben durch die Folgen aufgefressen werden, die der Auslagerung nicht mehr zugeordnet werden. Damit bekommt die Auslagerung einen hohen Kostenvorteil, der das Risiko Wert zu sein scheint, der aber am Ende gar nicht realisiert werden kann. Da machen es sich die Controller und BWLer zu einfach!

In der Luftfahrt ist der größte Job der Firmenleitung dafür zu sorgen, dass eventuelle betriebswirtschaftliche Risiken sich NICHT auf den Flugbetrieb auswirken.

Leider ist das heutzutage kaum mehr der Fall und die allgegenwärtigen Sparmaßnahmen werden eben auf Einsparungen priorisiert und nicht mehr auf Safety and Security...
Erst wenn es gravierend schief geht, wird die Summe beleuchtet und dann will es keiner gewesen sein... Egal, ob im Cockpit, in der Abfertigung oder in der Verwaltung und der Anteil des Einzelnen war ja sowieso nur marginal...
Immer wird das Risiko der einzelnen Sparmaßnahme (hier z.B. die Auslagerung in anderen Fällen die Verkürzung von Ausbildungen) als gering und vernachlässigbar beschrieben. Die Summe beachtet man nur, wenn man ungewollt ins Fernsehen kommt!

Dieser Beitrag wurde am 05.07.2016 07:15 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 02.07.2016 - 17:59 Uhr
Das mag im Einzelfall so sein. Aber eben nicht generell. Und wo besonders hohe Einsparungen locken, wird man auch eher was riskieren. Ist ja auch gar nicht so dass es immer daneben geht.
Beitrag vom 02.07.2016 - 17:13 Uhr
Nicht umsonst werden bei vielen Konzernen vorher ausgelagerte Teile wieder zurück geholt, weil die zunehmende Komplexität die Vorteile wieder auffrisst.
Es kommt wohl immer auch darauf an wie hoch die Einsparungen durch Auslagerungen sind. Manchmal kann sich ein Zurückholen lohnen, manchmal sind die finanziellen Unterschiede eben viel zu hoch. Je nach dem.

Naja, das ist wohl selbsterklärend.

Allerdings erscheint es mir heutzutage und auch in der Vergangenheit, dass man es zu häufig als einfaches Management-"Rezept" gesehen hat und sieht, ohne die längerfristigen Folgen zu berücksichtigen.
Die wahren Kosten sind auch nicht immer komplett bezifferbar und nicht einfach mal eben so zu berechnen. Aber alleine das mal zuzugeben, scheint in der BWL-Welt ein Unding zu sein. Man wäre ja auf einmal angreifbar...

Ich meinte mit der Komplexität z.B. auch, dass es Geld kostet, zusätzliche Verwaltung zu betreiben, die aber eben nicht auf den Businesscase angerechnet wird oder dass auf einmal die Qualität nicht mehr die gleiche ist, wenn man qualifizierte Arbeiten nach China oder Polen verlagert...
Natürlich kostete die gleiche Arbeit nur noch einen Bruchteil, doch ein Großteil der Ersparnis geht dann wieder dafür drauf, die Qualitätsmängel zu beseitigen... Häufig wird das aber eben nicht mehr gesehen und langfristig sind die Arbeitsplätze weg, bevor irgendjemand zugibt, dass es eben doch keine so gute Idee war, z.B. Personaldienste nach Polen ohne oder nur mit bescheidenen Deutsch- oder Englischkenntnissen zu verlagern. Bis die Erkenntnis sich durchsetzt, sind die deutschen Arbeitsplätze weg! Und damit dann auch das eventuelle Know-How...

Dieser Beitrag wurde am 02.07.2016 17:15 Uhr bearbeitet.


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