HSBC: Kursziel Null
Älter als 7 Tage

Air Berlin gehen Luft und Tafelsilber aus

BERLIN - Gerade erst hat Air Berlin ihr letztes eigenes Flugzeug zu Geld gemacht und zurück geleast, viel Tafelsilber kann Airlinechef Stefan Pichler nun nicht mehr in kurzfristige Liquidität ummünzen. Die britische Investmentbank HSBC sieht bei Air Berlin inzwischen nur noch Luft nach unten.

Aktuell notieren die Aktien von Deutschlands zweitgrößter Airline bei 0,60 Euro, ein Pennystock. Wer vor zehn Jahren beim Börsengang für 100 Euro Air-Berlin-Aktien kaufte und behielt, besitzt heute noch Papiere im Gegenwert von 5 Euro - und nach Ansicht der HSBC hat der Kursverfall sein Ende noch nicht erreicht.

Anfang Juli senkte HSBC ihre mit 0,10 Euro ohnehin düstere Kurserwartung für Air Berlin auf die Börsen-Nulllinie von 0,01 Euro!

Dem deutschen Billigfliegermarkt drohten nach dem Brexit höhere Kapazitäten, schrieb Analyst Andrew Lobbenberg. Ryanair habe ja bereits signalisiert, Geschäft aus Großbritannien nach Kontinentaleuropa zu verschieben. Zudem dürften die Umsätze unter der schwachen Verbraucherstimmung leiden.

airberlin Schriftzug
airberlin Schriftzug, © Ingo Lang

Nun sind negative Wortmeldungen der Analystenzunft Air Berlin nicht unvertraut. Joachim Hunold soll 2008 getobt haben als die Dresdner Bank Air Berlin zwei Jahre nach dem Börsengang schon einmal ein "Kursziel Null" zuschrieb und die Airline so als Pleitekandidaten brandmarkte.

Hunold schaltete sogar die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ein, um sich gegen die Analyse der Dresdner Bank zu erwehren.

WiWo: Der Flugzombie

Acht Jahre später taumelt Air Berlin durch den Markt. Kein Sanierungsplan der drei Vorstände nach Hunold griff. Geldspritzen des Großanlegers Etihad und der Verkauf des Meilenprogramms Topbonus und inzwischen der gesamten Flotte hielten Air Berlin zwar in der Luft, mehr aber auch nicht.

Ende des ersten Quartals 2013 rutschte Air Berlin beim Eigenkapital mit minus 53,1 Millionen Euro zum ersten Mal unter die Nullmarke. Eine Überschuldung stand im Raum, doch der damalige Finanzchef Ulf Hüttmeyer beruhigte: "Negatives Eigenkapital bedeutet nicht, dass die Firma vor dem Untergang steht." Air Berlin peile langfristig ein stabil positives Eigenkapital an.

Ende des ersten Quartals 2016 gibt Air Berlin ihr "Eigenkapital" mit minus 971,3 Millionen Euro an. Bilanziell ist Air Berlin mit fast einer Milliarde Euro heillos überschuldet. Air Berlin rinnt das Geld nur so durch die Finger, allein im ersten Quartal verlor die Airline im operativen Geschäft 172 Millionen Euro.

Die "WirtschaftWoche" nennt Air Berlin in einem aktuellen Kommentar "den Flugzombie" im deutschen Airlinemarkt. Brexit, Terror in Ferienregionen und zunehmender Wettbewerbsdruck nehmen Air Berlin 2016 in die Zange. Air Berlin steuert mit einem Angebotsabbau gegen, verliert dennoch Auslastung.

Das Management von Air Berlin begehe "seit sechs Jahren einen Fehler nach dem anderen", äußerte sich Niki Lauda im April im "Spiegel". Er sehe keine Möglichkeit mehr, Air Berlin noch zu retten.

Keine Fusion mit Alitalia

"Wir beabsichtigen Air Berlin am Markt als Netzwerk-Airline zu etablieren", hält Airline-Chef Stefan Pichler solchen Abgesängen entgegen. Neue Langstrecken könnten das Blatt wenden. Zu einem größeren Befreiungsschlag fehlen den Verantwortlichen sicher die Mittel, vielleicht aber auch die Ideen.

Noch steht Etihad Airways zu Air Berlin. Von einer zwischenzeitlich offenbar angedachten Fusion der Beteiligungen Air Berlin und Alitalia nahm Etihad aber schnell wieder Abstand.

"Wir befassen uns mit Kostensynergien zwischen Air Berlin und Alitalia sowie zwischen Air Berlin und anderen Airlines, aber wir werden (die Gesellschaften) nicht zusammenlegen", stellte Etihad Group CEO James Hogan im Mai klar. Alitalia kommt ziemlich gut alleine klar, diese Fortschritte will Etihad nicht kompromittieren.

Auf kurze Sicht bleibt Air Berlin nur der Verkauf letzter Aktiva - die Technik, eventuell NIKI. Und dann?
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Air Berlin | 19.07.2016 11:01

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Beitrag vom 23.07.2016 - 15:21 Uhr
@gpower:
Keine Sorge, ich bin nicht empfindlich.

"Was das Management macht ist alles unfähig" - hab ich so nicht geschrieben! Ich meine die seinerzeitigen Entscheidungen (siehe oben).

Sorry, aber das steht das so... "Wie im übrigen auch die gesamte Entwicklung bei AB: hier hat die Unfähigkeit / Gier /Größenwahn (u.a. Übernahme DBA, LTU und andere, falsche Entscheidungen) des Managements bzw. der Besitzer zu dieser katastrophalen Entwicklung geführt." Ok, ist angekommen.

Ich sehe mich keinesfalls nur als großer Kritiker der an allem rummäkelt.

Sag ich ja auch nicht.

So habe ich z.B. seinerzeit den bei AB gefundenen FRIEDLICHEN Kompromiss zwischen Vorstand und Kabine im Sachen Gehaltsverzicht sehr positiv kommentiert. Das war von beiden Seiten eine Topleistung!!! Auch wenn sie leider offensichtlich nichts mehr rettet.

"Einladung einen Vorschlag zu machen" .
Hm, das ist m.M. eine Möglichkeit jede Diskussion zu ersticken. Ich habe nie behauptet, dass ich es besser wüsste. Dazu fehlt mir das spezielle Fachwissen der Luftfahrtbranche. Nichtdestotrotz darf ich sicher meine Meinung vortragen, oder?

Danke, aber auf diese Antwort habe ich gehofft. Eigentlich ist es eher ein Versuch die Diskussion auf eine Sachebene zu führen und aus der Polemik heraus. Ihnen fehlt das Fachwissen (Ist das nicht eher ein Diskussionskiller?)? Dafür das Sie wenig Fachwissen anführen urteilen Sie über die Leistungen des Managements aber ziemlich konkret.
Was ist dabei?? Eine Möglichkeit auf das Marktumfeld zu reagieren wäre Idee XYZ. Dann könnte man mal Chancen der Idee den Risiken gegenüberstellen und sich austauschen. Ich fände das richtig spannend. ZB die LH Strategie mit EW. Wie kann man als Nachzüger hier noch was reissen? Ist der Modul-Weg gut/schlecht? Das ist doch hochinteressant. Wenn man aber gleich in den "Die haben doch keine Ahnung" Modus verfällt (allgemein gesprochen) hat es den Charme einer Stammtischparole (sorry, aber auf die Schnelle fiel mir nix besseres ein.)

Eigenverantwortung Arbeitnehmer: alles richtig, was Sie jetzt schreiben. Trotzdem ist es unstreitbar, dass das Management ein viel größeres Maß an Verantwortung für den Aufschwung oder Niedergang eines Unternehmens trägt - als ein Arbeitnehmer. Und das dieser Verantwortung - nicht nur in der Luftfahrtbranche - immer öfter überhaupt nicht bzw. nur unzureichend entsprochen wird. Es gibt sehr viele, nachweisliche Beispiele, wo persönliche Interessen des Managements (um nicht wieder die drei Worte zu benutzen...) zum Absturz eines Unternehmens geführt haben.

Das ist doch unbestritten und da sind wir uns einig. Alles andere ist gesagt und muss nicht wiederholt werden.

@murfy39
Danke für die Hintergründe. Auf dieser Basis könnte man über die Managementleistung urteilen, so oder so.

Schönes Wochenende zusammen

Dieser Beitrag wurde am 23.07.2016 15:30 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 23.07.2016 - 14:31 Uhr
Tut mir leid, ich kann nichts dafür, das meine Beiträge ab und zu "anonym" gepostet werden.

Der oben stehende Beitrag (wie auch dieser) ist von mir FLUGLAIE.

@moderator: Hilfe...

Modhinweis
Der jetzt mehrmals wieder aufgetretene Fehler "User", anstelle des richtigen Nicknames, wurde von mir an den Administrators zur Kenntnisnahme und Bereinigung weitergeleitet.

Dieser Fehler ist nicht neu. Es wird vermutet, dass er gelegentlich auftritt, wenn zwischen Texteingabe und dem Abschicken ins Forum eine zu große Zeitspanne entsteht.

Nachstehend folgender Tipp, hoffe er hilft.
Um die genannte lange Zeitspanne zu vermeiden, bietet es sich an den Text zunächst in WORD aufzubereiten und erst danach das Textfeld im entsprechenden Thread aufzumachen. Darauf hin den Text aus WORD reinzukopieren und abschicken. Zeitspanne somit minimal.

so bald entgültige Lösung gefunden erfolgt Hinweis.

mit freundlichem Gruß
Fly-away


Dieser Beitrag wurde am 23.07.2016 14:33 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 23.07.2016 - 13:39 Uhr
Hallo zusammen.
Ich habe mich bis jetzt zurückgehalten, aber jetzt muss ich mal melden. Zur Übernahme der dba Und LTU sollte man folgendes wissen: Dba wurde von Wöhrl damals symbolisch für 1Euro von British Airways übernommen und saniert. Im Februar 2006 übernahm dba 60% Anteile der LTU. LTU wurde 2000 von der Swissair/SairGroup übernommen. Alle Flugzeuge (34) waren Eigentum der LTU. Nach dem Einstieg der SairGroup wurden alle Flugzeuge verkauft und zurück geleast. Die Kosten waren damals sehr hoch, und die Mitarbeiter mussten auf Lohn verzichten und Swissair/SAirGroup schossen Geld zu. Dann kam der 11. September 2001. Swissair/SAirGroup ging pleite und LTU wurde nur gerettet durch eine Bankbürgschaft des Landes NRW und Gehaltsverzicht, abgesegnet von der EU mit enormen Auflagen. Man kaufte seinerzeit die Flugzeuge langsam wieder zurück und dba stieg 2006 bei LTU ein. Dba national und LTU international. Im August 2006 wurde dba von Air Berlin übernommen. Hunold war in den 80er Jahren Anfang der 90er Direktor bei LTU !!! Hunold wollte damals die Geschäftsführung der LTU übernehmen, die er aber aufgrund der WestLb nicht bekam. Man trennte sich Anfang der 90er Jahre im gegenseitigen Einvernehmen (Streit). Durch die Abfindung, die Hunold bekam, gründete er die neue Air Berlin. Im Frühjahr 2007 wurde LTU (noch 60% Anteile von Wöhrl) an AB verkauft. Alle wussten bei LTU, was das bedeutet. Jetzt kommt die Rache von Hunold. Die Strecken ausser Langstrecke wurden von AB übernommen (operated by LTU). Bei den Langstrecken hat AB die Rechte nicht. Im Frühjahr 2011 hat AB das AOC von LTU für die Langstrecke übernommen. LTU war nun tot. Nun zum Grössenwahn: AB wollte kurz nach LTU auch die Condor übernehmen. Schon vergessen??? Managementfehler: Durfte mal einige kennenlernen und dachte OMG. Das Modell von AB ist zu Scheitern verurteilt. Der Rest ist bekannt. MoL (Ryanair) hat damals gesagt, dass AB in LH aufgeht. Übrigens. Das Design der Lackierung der Flugzeuge stammt von LTU. SDFlight würde mir beipflichten.


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