Airpower 2016
Älter als 7 Tage

Österreichs Luftraumschützer zeigen Muskeln

ZELTWEG - Mit der "größten Airpower aller Zeiten" wirbt Österreichs Militär um mehr Akzeptanz und Ansehen im Land. Budgeterhöhungen in Milliardenhöhe, neues taktisches Fluggerät, mehr Technik und Personal sollen dem neutralen Land in unruhigen Zeiten sein Selbstverständnis sichern - und seine Grenzen.

Mit etwa 150.000 Tagesbesuchern und einem Kostenaufwand von knapp vier Millionen Euro zählt Österreichs "Airpower" zu den größten Luftfahrtshows in Europa.

Airpower 2016
Airpower 2016, © Helmut Mitter

An den zwei Veranstaltungstagen am 2. und 3. September boten die Veranstalter mit einem dichten Programm und 240 Flugzeugen aus 20 Nationen einen vielfältigen Einblick in die Welt der Militärfliegerei. Nicht fehlen durfte das Team des Mitveranstalters "Flying Bulls" mit seinen Vintage-Fliegern aus rund 70 Jahren Militär- und Verkehrsluftfahrt.

Bei einem Pressebriefing am Donnerstag gab Österreichs Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil einen Einblick in die geplante Modernisierung der österreichischen Luftstreitkräfte. Deutlich hob der Minister die Veranstaltung als wichtigen Werbeträger für die aktuellen Anliegen des österreichischen Bundesheers hervor.

Mit einem Anteil von derzeit 0,66 Prozent des Bruttoinlandprodukts liegen Österreichs Aufwendungen im militärischen Bereich am unteren Ende der EU-Skala. Zu Comecon-Zeiten betrug die Quote bis zu 1,17 Prozent. Im Zuge der Verschärfung der internationalen Sicherheitslage beschloss Österreichs Regierung im Frühjahr 2016 ihre Verteidigungsausgaben bis 2020 um rund 1,3 Milliarden Euro zu erhöhen. Bis zum Ende der Dekade würde die Quote damit auf 0,68 Prozent steigen, gegenüber dem Tiefststand von 0,59 Prozent im Jahr 2015 (Quelle: APA).

So sollen mit einem Budget von 250 Millionen Euro Österreichs Black-Hawk Hubschrauber und Hercules-Transporter technisch auf neuesten Stand gebracht sowie neue Mehrzweckhubschrauber beschafft werden. Hoch oben auf der Agenda steht auch der Ersatz des in die Jahre gekommenen taktischen Fluggeräts.

Das Ersatzprogramm befindet sich in einer frühen Evaluierungsphase. Im Visier der Planer stehen unter anderem italienische Aermacchi-Jets der Type M-346 oder MB-339 beziehungsweise die britische BAe-"HAWK". Auch über das Volumen einer Neubeschaffung hat Österreich noch nicht entschieden.

Derzeit verfügt das österreichische Bundesheer über 22 bewaffnete Unterschallflugzeuge des Typs Saab 105OE. Die über 40 Jahre alten Maschinen erreichen spätestens im Jahr 2020 das Ende ihrer Lebensdauer.

Als Frühkunde des Typhoon-Programms verfügt das neutrale Österreich auch über 15 NATO-kompatible Eurofighter, die aus Kostengründen nur selten für die Luftraumüberwachung eingesetzt werden - bis dato überwiegend auf Trainingseinsätzen. Eine Flugstunde soll rund 73.000 Euro kosten. Renommierte "Trainingspartner" waren in der Vergangenheit ein Airbus A380 der Lufthansa und eine Boeing 767 der Austrian.

Live-Einsätze in der zivilen Luftraumüberwachung werden zumeist mit den Saab-Jets geflogen. So fing im Vorjahr eine Rotte von zwei Saab 105 bei Salzburg eine Turkish Airlines Boeing ab, die ohne Funkkontakt in Österreichs Luftraum eingeflogen war.

Eröffnet wurde das zweitägige Flugfest mit einem spektakulären "Fahnensprung". Dabei enthüllten zwölf Fallschirmspringer überdimensionale Fahnen des Bundeslandes Steiermark, von Österreich und der EU. Neben einem simulierten Abfangmanöver einer Hercules durch Eurofighter, atemberaubenden Vorführungen von Kunstflugstaffeln wie der "Patrulla Águila" (Spanien) und "Frecce Tricolore" (Italien) sowie Solostunts diverser Kampfjets aus Belgien, Deutschland, Frankreich und Schweden, kamen auch die "Flying Bulls" voll zum Einsatz, auch mit einem Besuch der einzigen noch flugfähigen Douglas DC-6B. Ebenfalls zu Gast war der neue Airbustransporter A400M. Abgesagt hat die Formation "Turkish Stars".

Höhepunkt der Veranstaltung war ein Formationsflug aller jemals im Nachkriegs-Österreich eingesetzen Flugzeuge, von der deHavilland Vampire über die Fouga Magister, den Saab 35 Draken bis hin zum Eurofighter "Typhoon". Das dazu nötige, noch voll flugfähige Gerät stammte zum Teil aus eigenen Beständen sowie aus der Schweiz, Schweden und Frankreich. Nicht zur "nationalen Flotte" gehörte der Nachbau einer zweistrahligen Messerschmitt 262 aus Zeiten des Zweiten Weltkriegs, die ebenfalls zeigen durfte, was sie (immer noch) konnte.

Österreichs Militär und sein Verteidigungsminister Doskozil konnten mit der "Airpower" zufrieden sein - das Spektakel kam bei den 300.000 Besuchern gut an, nicht zuletzt wegen idealem Flug- und Ausflugswetter.

(© Bundesheer Daniel Trippolt)
(© Helmut Mitter)
(© Helmut Mitter)
(© Helmut Mitter)
(© Helmut Mitter)
(© Helmut Mitter)
(© Helmut Mitter)
(© John M. Dibbs)
(© Bundesheer Andreas Macher)
(© Helmut Mitter)
(© Helmut Mitter)
(© Bundesheer Daniel Trippolt)
(© Bundesheer Horst Gorup)
(© Helmut Mitter)
Fotoserie: Airpower 2016

© aero.at | Abb.: Helmut Mitter | 03.09.2016 23:00

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Beitrag vom 04.09.2016 - 11:14 Uhr
Erlauben Sie mir eine Berichtigung anzuregen:
Wir sind kein neutrales Land, Österreich ist bei der EU.
Beides! Österreich ist EU-Mitglied mit vollem Neutralitätsstatus, wie Schweden
Beitrag vom 04.09.2016 - 11:08 Uhr
@VJ 101: Danke für den Hinweis, der 'Nachbau' ist nun auch im Text 'eingebaut'-
Gruß aus Wien
Bob Gedat, aero.at
Beitrag vom 04.09.2016 - 09:32 Uhr
Die gezeigte Me262 ist kein Flugzeug des 2. Weltkrieges, sondern ein Nachbau, von der Messerschmitt Stiftung erworben und in Zusammenarbeit mit Airbus Defence and Space betrieben.
Ein Highlight jeder Flugvorführung!


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