Tarifkonflikt
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Piloten lehnen Schlichtungsvorschlag der Lufthansa ab

Enteisung einer Lufthansa Boeing 747-400
Enteisung einer Lufthansa Boeing 747-400 am Flughafen Frankfurt, © Deutsche Lufthansa AG

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FRANKFURT - Bei der Lufthansa stehen die Zeichen unverändert auf Streik. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit lehnte am Mittwoch erneut den Vorschlag des Unternehmens ab, in eine Schlichtung zu den offenen Gehaltsverhandlungen einzusteigen. Ein Appell der Personalchefin hat nichts geändert.

Grund sei das viel zu niedrige Gehaltsangebot, das man als Grundlage einer Schlichtung nicht akzeptieren könne, sagte VC-Sprecher Markus Wahl der Deutschen Presse-Agentur. "Statt nach einer wirklichen Lösung zu suchen, hat Lufthansa so wenig angeboten, um sich für eine folgende Schlichtung bestmöglich aufzustellen." Einen konkreten Termin für die am Montag angedrohte 14. Runde des Pilotenstreiks nannte Wahl aber erneut nicht.

Tatsächlich klaffen die Vorstellungen der Tarifpartner sehr weit auseinander: Die Gewerkschaft fordert über einen Zeitraum von fünf Jahren bis April 2017 Gehaltserhöhungen von insgesamt 22 Prozent in fünf Stufen. Der vorherige Tarifvertrag über die Gehälter der rund 5400 Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings war Ende April 2012 ausgelaufen. Lufthansa hat nach eigenen Angaben ein Lohnplus von 2,5 Prozent für den 20 Monate längeren Zeitraum bis Ende 2018 angeboten. Angesichts von Milliardengewinnen des Unternehmens könne man Reallohnverluste beim Personal nicht hinnehmen, hatte die VC bereits am Montag erklärt.

Lufthansa hatte am Mittwoch versucht, den drohenden Pilotenstreik in letzter Minute abzuwenden. "Es ist noch nicht zu spät für eine Einigung", erklärte Personal-Vorständin Bettina Volkens und appellierte an die Pilotengewerkschaft, gemeinsam mit dem Unternehmen in eine Schlichtung zu den offenen Vergütungsfragen zu gehen.

Mit einem Vorlauf von 24 Stunden wollen die Piloten stattdessen den nächsten, insgesamt 14. Streik im laufenden Tarifkonflikt veranstalten. Ausgenommen von dieser Drohung sind nur die Weihnachtsfeiertage. Neben der Gehaltsfrage sind auch andere Tarifthemen wie die Betriebsrenten und die Übergangsversorgung nach wie vor ungelöst. Zuletzt hatten die Piloten im September 2015 gestreikt.
© dpa-AFX | 16.11.2016 12:09

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Beitrag vom 21.11.2016 - 17:25 Uhr
Für Mitarbeiter ohne Weiterbildung beträgt die Range so um 3 bis 5 Stufen die er erklimmen kann. Bei Weiterbildung - entsprechend FO -> CPT- geht es oben wieder weiter.

Oder man ist Cityline FO auf A340 bei Jump und bekommt dafür seit letzter Woche Kapitänsgehalt (TV WeFö Cityline Protokollnotiz 4).
Beitrag vom 21.11.2016 - 14:54 Uhr
@ Gordon
Ich verstehe unter freiem Markt, dass ich mir einen neuen Anbieter suchen kann, wenn mir das Angebot des alten Anbieters nicht passt. Bei Piloten ist dieser Mechanismus aber aus verschiedenen Gründen außer Kraft gesetzt. Statt dessen wird auf passive Gewalt (ich bin kein Jurist, bitte nicht gleich wegen dieses Ausdrucks in die Luft gehen) gesetzt, um das unpassende Angebot zu verbessern.

Das ist doch ganz einfach und wird seit Jahrzehnten auch von anderen Airlinern und auch in der übrigen Industrie (dort nicht ganz so ausgeprägt) gehandhabt. Das Prinzip Seniorität und Stufensteigerung wird genutzt um das Personal langfristig zu binden. Für FO gibt es bis LH zu 22 Steigerungen wenn sie vorher nicht KA bzw. CPT werden. Für CPT je nach Eingangshöhe (die richtet sich nach der letzen FO Gehaltsstufe) 8 bis 11 Steigerungen.

Wer nun z,B. als FO nach 15 Jahren bei LH feststellt, dass es in absehbarer Zeit keine KA Stelle gibt, der müsste bei einer anderen Gesellschaft sich wieder unten einreihen. Wenn vielleicht auch nicht beim Gehalt ganz unten, aber bei der Seniorität.

Ob es heute noch zeitgemäß ist, ist eine andere Frage, aber so haben das die Tarifpartner vereinbart und das Prinzip steht auch nicht zur Debatte.

Nur mal als Beispiel, bei VW gibt es 14 Tarifstufen, Anfangseingruppierung nach Ausbildung. Für Mitarbeiter ohne Weiterbildung beträgt die Range so um 3 bis 5 Stufen die er erklimmen kann. Bei Weiterbildung - entsprechend FO -> CPT- geht es oben wieder weiter.
Beitrag vom 21.11.2016 - 08:54 Uhr
@gordon
Ich habe irgendwie den Überblick verloren, wohin Sie wollen.

Eigentlich wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass die Gesetze des freien Marktes mit dem aktuellen Tarifkonflikt nichts zu tun haben. Habe mich aber dann wohl etwas zu weitschweifig ausgelassen. Dafür bitte ich um Entschuldigung.

Alles gut, kennen wir ja alle ;-)

Allerdings denke ich, dass der freie Markt hier doch rein spielt. Wenn es Pilotenüberschuss gäbe und die Preise im Keller, wäre der Hebel der VC kleiner. Aber alles nur Spekulation, das Ding scheint jeden Tag komplexer zu werden.

Den "freien Markt" gibt es doch gar nicht;-)
Wäre meiner Meinung nach auch wirklich schlimm, wenn wir einen komplett freien Markt in jeglicher Hinsicht hätten. Willkommen im Mittelalter...
Ich glaube (hoffe), dass wir alle Regeln in irgendeiner Wiese gut heißen. Sei es gesetzliche Regeln, sei es gesellschaftliche, sei es tarifliche...
Der ganze Streit bei LH dreht sich doch gerade darum, wie man mit solchen Regeln umgeht, die einem nicht (mehr) passen. Und da wurde auf beiden Seiten viel Porzellan zerschmissen.

Für eine nachhaltige Einigung müsste auf beiden Seiten aber die Bereitschaft da sein, sich zu verändern.
Diese sehe ich in den letzten Jahren aber (vermutlich gefärbt durch meine eigene Position) eher auf der VC Seite, wohingegen bei LH nur die roten Linien verteidigt, bzw. ausgebaut werden.
Wenn ich da z.B. das letzte Angebot der VC zum Erhalt des KTVs sehe, brauch mir hier keiner mehr kommen, dass die Piloten nur um das eigene Geld kämpfen. Das hätte deutlich Veränderungen und Gehaltseinbußen für alle KTVler bedeutet.

Von daher ist, aus meiner Sicht, auch der Verzicht auf eine VTV Schlichtung gut nachvollziehbar.
Die Schlichtung hätte nur Sinn, wenn auch die LH wieder bereit wäre, über alle(!) Themen öffentlich zu reden.
Dazu gehört dann auch eine, wie auch immer geartete, Sicherung der Arbeitsplätze im KTV, bzw. ein Anteil am EW-Wachstum, wenn gleichzeitig KTV-Arbeitsplätze (GWI) wegfallen.

Dieser Beitrag wurde am 21.11.2016 08:55 Uhr bearbeitet.


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