"Leere Tanks"
Älter als 7 Tage

Indische Flüge machen um Warteschleife einen Bogen

KALKUTTA - Piloten von gleich drei indischen Flügen gaukelten der Flugsicherung leere Tanks vor, um schneller landen zu dürfen. Indiens Luftfahrtbehörde DGCA nimmt den Vorfall, der sich am 30. November in Kalkutta abspielte, zum Anlass, härter gegen Regelverstöße im Luftverkehr durchzugreifen.

Über Kalkutta war der Himmel mal wieder voll, in der Warteschleife drehten schon mehr als sechs Anflüge Extrarunden. Eine Crew des Marktführers IndiGo wollte sich nicht einreihen und gab kurzerhand vor, kaum noch Treibstoff in den Tanks zu haben. Der Flug durfte vor allen anderen landen.

Piloten von Air India, die den Funkverkehr mitgehört hatten, schlossen sich an und auch eine Crew von Spicejet griff die Vorlage dankend auf. Alle keinen Treibstoff mehr.

Das DGCA sah sich die Sache näher an und tatsächlich hatte jedes der drei Flugzeuge noch ausreichend Sprit in den Tanks, um einen Ausweichflughafen zu erreichen, zwei Landeversuche zu unternehmen oder eine halbe Stunde über Kalkutta zu kreisen, steckte ein DGCA-Beamter Reportern in Delhi.

IndiGo Airbus A320neo
IndiGo Airbus A320neo, © Airbus S.A.S.

Die Piloten hätten sich "dreist" verhalten und die Abläufe gefährdet, wenn zu diesem Zeitpunkt tatsächlich ein Flug mit wenig Treibstoff schnell hätte landen müssen. Alle beteiligten Piloten seien nach dem Vorfall vom Dienst suspendiert worden.

Richtig ist aber auch, dass indische Günstigflieger enormen Pünktlichkeitsdruck auf ihre Piloten ausüben und volle Flughäfen ein zunehmendes Problem darstellen.

Anflüge auf Mumbai kreisen zu Spitzenzeiten durchschnittlich 45 Minuten über dem Airport, bevor sie landen können, errechnete Martin Consulting aus Dubai gerade. In Singapur betrage die Wartezeit in der Luft auch bei hoher Verkehrsdichte nur 25 Minuten, in Doha 0 Minuten.

Indiens von Günstigairlines geprägte Passagierluftfahrt entwickelt sich doppelt so rasant wie die des nächsten Wachstumsrivalen China, berichtet der Linienluftfahrtverband IATA. Bis 2027 will Indien auch kleinere Städte über Luftstraßen miteinander verbinden, dann könnten jedes Jahr mehr als eine halbe Milliarde Inlandstickets verkauft werden.

Defizite in der Flugsicherheit


Auf dem Weg dahin blieb die Sicherheit schon öfter auf der Strecke. Die US-Luftfahrtbehörde FAA stufte Indiens Sicherheits-Rating 2014 kurzzeitig herab und erzwang so korrektive Maßnahmen des DGCA.

In den letzten Monaten nahmen Sicherheitsverstöße im indischen Luftraum aber wieder zu. Anfang November kamen sich eine Boeing 787-9 von KLM und ein Airbus A320 von IndiGo auf Reiseflughöhe in die Quere. Bei Alkoholkontrollen unter Piloten erhöhte sich die "Trefferquote", was Pilotenverbände auf eine systematische Überlastung von Flugbesatzungen zurückführen.
© Bloomberg News, aero.de | Abb.: Airbus | 09.12.2016 09:30


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