Inselflughafen
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St. Helena Airport wird zum Politikum

LONDON - Probleme auf dem neuen Südatlantik-Flughafen zogen in London schwere Vorwürfe gegen die Regierungsbehörde für internationale Entwicklung DfID nach sich.

In einem kürzlich vorgelegten Bericht kritisiert das parlamentarische "Public Accounts Committee PAC" in ungewöhnlich scharfer Form die Planung sowie die überdimensionierte Ausstattung des Flughafens.

Zudem gäbe es für das 300 Millionen Pfund-Projekt keinen überzeugenden Geschäftsplan. Der Flughafen sollte die Insel von britischen Subventionen unabhängig machen.

Bei ersten Probeanflügen erwiesen sich Landungen aus nördlicher Richtung auf Grund gefährlicher Scherwinde als problematisch und verhinderten bis heute die Zertifizierung für Linienflüge. Derzeit seien Landungen nur aus südlicher Richtung möglich - bei vorherrschendem Rückenwind mit bis zu 25 Knoten.

St Helena HLE
Flughafen St. Helena, © St.Helena Tourism

Scherwinde in Küstennähe seien auf St. Helena schon lange vor der Planung des Flughafens bekannt gewesen, beklagt die Kommission. So soll der Evolutionsforscher Charles Darwin bereits 1836 auf die (auch für Segelschiffe relevanten) Windverhältnisse hingewiesen haben.

PAC-Sprecher Meg Hillier (MP) bezeichnet den St. Helena Airport inzwischen als "Weißen Elefanten". Gemeint sind damit Flughäfen ohne Verkehr. Bisher seien am HLE erst 18 Maschinen gelandet, darunter drei für Noteinsätze.

Das Projekt sei ein "Desaster", erklärte Hillier. Weder sei der kommerzielle Airport fit für seinen Zweck, noch gäbe es einen Plan die Investition des DfID zu retten und auch niemand, der dafür die Verantwortung tragen will. Zudem habe sich das DfID zu sehr auf die "Expertise" der Baufirma Atkins verlassen.

Ein DfID-Sprecher wies die Vorwürfe zurück: "Wir werden liefern, was wir der Insel versprochen haben, wir werden dafür sorgen, dass gemachte Fehler sich nicht wiederholen, und auch dass die Verantwortlichen dafür gerade stehen", zitiert die "Civil Service World" den Sprecher.

So sollen nun auch externe Experten beigezogen werden, um anhand der über den Sommer gemachten Erfahrungen Lösungen für einen sicheren Flugbetrieb zu erarbeiten.

Inzwischen hat die Inselregierung den Linienverkehr neu ausgeschrieben. Als Interimslösung ist unter anderem der Einsatz von Flugzeugen vorgesehen, die auf der 1.900 Meter-Piste auch mit Rückenwind landen können. Erste Tests mit einer Avro ARJ-100 verliefen erfolgreich.
© aero.at | 21.12.2016 15:53


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