"Der Spiegel"
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Etihad will Air Berlin gegen Lufthansa-Aktien eintauschen

HAMBURG - Etihads Exit-Strategie für Europa heißt Lufthansa. Im Poker um die Zukunft der schwer angeschlagenen Beteiligungen Air Berlin und Alitalia zieht Etihad laut einem Pressebericht ein Ende mit Schrecken vor - und will ihr Geld lieber in Lufthansa investieren. Als Vorbild dienen Qatar Airways und IAG.

Am Sitz von Etihad in Abu Dhabi werde diskutiert, Air Berlin bei der Lufthansa einzubringen und sich im Gegenzug über eine Kapitalerhöhung beim deutschen Marktführer zu beteiligen. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Spiegel" am Freitag in einer Vorabmeldung ohne eine Quelle für die Informationen zu nennen.

Lufthansa und Air Berlin in DUS
Lufthansa und Air Berlin in DUS, © Andreas Wiese, Flughafen Düsseldorf

Den Plänen zufolge würden die Eigentümer der arabischen Fluggesellschaft ihren verlustreichen Ableger Air Berlin zunächst entschulden, der Lufthansa übertragen und noch zusätzlich Geld zahlen, um an dem ehemaligen Wettbewerber eine Beteiligung von mindestens zehn Prozent zu erwerben, heißt es weiter im Bericht.

Lufthansa wollte auf Anfrage die Darstellung nicht kommentieren. Vorbild für die Pläne sei die Dachgesellschaft der Wettbewerber British Airways und Iberia, die International Airlines Group (IAG), an der Qatar Airways einen Anteil von 20 Prozent besitzt, hieß es weiter im Bericht.

Alitalia braucht kurzfristig 180 Millionen Euro

Das Schnittmuster könne auch bei der Etihad-Beteiligung Alitalia angewendet werden, die tief in die Verlustzone geraten ist.

Sie könnte nach den Vorstellungen des arabischen Haupteigners ebenfalls bei der Lufthansa landen, schrieb der "Spiegel". Auch in diesem Fall würde Etihad sich im Zuge der Einbringung von Alitalia als Sacheinlage bei der Lufthansa gerne Anteile an dem Dax-Konzern sichern.

Etihad fliegen ihre Europabeteiligungen gerade ziemlich um die Ohren - in Abu Dhabi arbeitet man unter Hochdruck an einer Exit-Strategie. Der Stuhl von Etihad-Chef James Hogan soll gehörig wackeln - sein risikoreicher Masterplan für Etihad ist krachend gescheitert.


Alitalia Airbus A330
Alitalia Airbus A330, © Alitalia

Alitalia steht Air Berlin in Sachen Geldvernichtung in Nichts nach. Nach einem aktuellen Bericht des "Il Messaggero" setzt Alitalia ihren Gläubigerbanken UniCredit und Intesa Sanpaolo nun die Pistole auf die Brust. Die Airline benötige kurzfristig eine um 180 Millionen Euro erweiterte Kreditlinie - oder laufe in Konkursgefahr.

Die Institute, denen zusammen rund ein Drittel von Alitalia gehört, wollen der Airline bisher allerdings kein weiteres Geld leihen, schreibt die Zeitung. Auch Etihad scheint wenig Neigung, in Rom schlechtem Geld gutes hinterherzuwerfen.

Verständlich - denn allein für dieses Jahr rechnet Alitalia laut der italienischen Wirtschaftspresse mit 400 Millionen Euro Verlust, 2017 könnten weitere 500 Millionen Euro Miese hinzukommen. Trotz Milliardeninvestitionen von Etihad, seit 2014 mit 49 Prozent größter Einzelaktionär, steckt Alitalia bis zum Hals in Schulden.

Rettungsplan für Air Berlin steht


Bei Air Berlin ist das Lagebild ähnlich finster - sie sammelte allein in den letzten drei Jahren 1,27 Milliarden Euro Verlust an, ist mit über einer Milliarde Euro überschuldet und wird seit geraumer Zeit nur noch mit immer neuen Schecks aus Abu Dhabi in der Luft gehalten. Den Rückzug aus Berlin fädelt Etihad gerade ein.

Jüngst hatte bereits das "Handelsblatt" von Gesprächen zwischen der Lufthansa und Etihad über Air Berlin berichtet, zudem steht der frühere Germanwings-Chef Thomas Winkelmann seit kurzem als neuer Air-Berlin-Chef fest - der Lufthanseat soll bei Air Berlin Konzerninteressen durchsetzen.

Thomas Winkelmann
Thomas Winkelmann, © FMG

Bei Air Berlin läuft der Rettungsplan bereits an: Air Berlin vermietet ab Februar 38 Maschinen samt Personal an den Lufthansa-Konzern und vor allem an dessen Tochter Eurowings. Lediglich eine Dry-Lease-Vereinbarung über zwei weitere A320 kam nicht zu Stande.

Mit dem für sechs Jahre geschlossenen Vertrag gibt Air Berlin das unternehmerische Risiko für die 38 Flugzeuge an Lufthansa ab und kann mit festen Einnahmen von etwa 1,2 Milliarden Euro planen.

Zudem soll die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki zusammen mit der deutschen Fluglinie Tuifly des Reisekonzerns Tui einen gemeinsamen Ferienflieger mit gut 60 Flugzeugen bilden. Air Berlins künftige Kernflotte wäre mit rund 75 Flugzeugen danach nur noch etwa halb so groß wie heute.

Bei einem möglichen, vollständigen Zusammengehen mit der Lufthansa sehen Beobachter kartellrechtliche Probleme als möglichen Hemmschuh, bieten doch die beiden zahlreiche Strecken in Konkurrenz an. Allerdings soll die Bundesregierung eng in die Pläne eingebunden sein.

Anzeichen für eine mögliche engere Zusammenarbeit zwischen Etihad und der Lufthansa hatte es erst jüngst gegeben: Beide vermarkten auf bestimmten Strecken gemeinsam Flüge.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Andreas Wiese, Flughafen Düsseldorf, Großbild: Airbus | 22.12.2016 13:12

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Beitrag vom 27.12.2016 - 17:44 Uhr
Während airberlin mir am 23.12. noch schrieb das die Langstrecke nicht betroffen ist schrieb man mir heute das die kompletten Flüge derzeit neu geregelt werden und ich mich an die Kulanzabteilung wenden soll :( schaut schlecht aus
Beitrag vom 26.12.2016 - 10:04 Uhr
Aber wahrscheinlich kommen Sie da kostenfrei nicht raus. Warten Sie doch noch bis Februar. Dann weiß man mehr und es ist noch weit genug von Ihrem Termin weg um sich um Flüge zu kümmern. Relax.
Beitrag vom 25.12.2016 - 22:48 Uhr
Uff...danke für die vielen Beiträge...also doch besser versuchen die AB Flüge zu stornieren und dann woanders buchen...ist halt echtes pokern...txl - Mia direkt wäre natürlich spitze aber das Risiko das er ausfällt oder durch Insolvenz verfällt macht mich einfach zu unruhig ...


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