Zweiter Anlauf
Älter als 7 Tage

Flughafen Hahn wechselt den Besitzer

MAINZ - Nach einem Debakel im Sommer 2016 steht die Privatisierung des Hunsrück-Flughafens Hahn im zweiten Anlauf unmittelbar vor dem Abschluss. Zugleich erwartet Hahn-Platzhirsch Ryanair im Hunsrück beim eigenen Passagiergeschäft vorerst kaum noch Wachstum.

Für die Unterzeichnung des Kaufvertrags mit der chinesischen HNA-Gruppe und ihrem deutschen Partner ADC bei einem Notar haben Rheinland-Pfalz und Hessen diesen Mittwoch und Donnerstag (1./2. März) ins Auge gefasst.

Ryanair-Chef-Chef Michael O'Leary sagte am Dienstag am 120 Kilometer entfernten Flughafen Frankfurt/Main, Ryanair werde dort von Ende März an und vor allem ab Ende Oktober groß in den Flugbetrieb einsteigen. Schwieriger werde es am viel kleineren Airport Hahn.

Das liegt laut O'Leary an der deutschen Ticketsteuer, die Flüge von solchen Flughäfen unverhältnismäßig verteuere. Bei einer Beibehaltung dieser Steuer sehe er in den nächsten zwei Jahren kaum Wachstum im Hunsrück.

Ryanair am Flughafen Frankfurt Hahn
Ryanair am Flughafen Frankfurt Hahn, © Frankfurt Hahn Airport

Dort waren schon Passagiere an den im Herbst 2016 eröffneten Ryanair-Standort Luxemburg verloren gegangen. Hahn-Sprecherin Hanna Hammer sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Generell ist es aktuell so, dass am Flughafen Frankfurt/Main zusätzliches Wachstum erzielt werden soll, während Ryanair am Flughafen Frankfurt-Hahn stabil bleibende Fluggastzahlen beziehungsweise ein stabil bleibendes Angebot vorsieht."

Laut der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) machte das Frachtaufkommen am Hahn im Januar 2017 im Vergleich zum Vorjahresmonat immerhin wegen eines Sondereffekts einen Sprung um gleich 53,6 Prozent auf 8111 Tonnen. Die Zahl der Passagiere sank allerdings um 3,8 Prozent auf 160 865.

Rote Zahlen, moderater Kaufpreis

Beim Verkauf des Flughafens Hahn soll der rheinland-pfälzische Anteil von 82,5 Prozent an die chinesische Luftverkehrsgesellschaft HNA mit ihrer Tochter HNA Airport Group gehen. Im Gespräch ist ein Preis von rund 15 Millionen Euro für den Airport, der bislang einen jährlichen Verlust um die 16 oder 17 Millionen Euro ausweist.

Die pfälzische ADC GmbH, bei der Ex-Wirtschaftsstaatssekretär Siegfried Englert Mitgesellschafter ist, will vorerst den hessischen Anteil von 17,5 Prozent übernehmen. Hierfür dürfte der Preis im niedrigen siebenstelligen Bereich liegen.

HNA stieg kürzlich als Großaktionär mit gut drei Prozent bei der Deutschen Bank ein. Er wolle dort ein "Anker-Aktionär" sein, teilte der chinesische Konzern mit, der unter anderem in der Luftfahrt, im Tourismus und im Immobiliengeschäft aktiv ist. ADC-Mitgesellschafter Englert sagte der dpa, das unterstreiche das ernsthafte Interesse von HNA an einem hiesigen Engagement: "Was der Deutschen Bank guttut, tut auch dem Flughafen Hahn gut."

Der Eigentümerwechsel beim Hunsrück-Airport wird allerdings erst in mehreren Wochen erwartet - voraussichtlich im April. Zuerst muss noch der Landtag von Rheinland-Pfalz ein Gesetz zum Verkauf des Flughafens verabschieden. Zudem befindet die EU-Kommission über die dem Käufer zustehenden Beihilfen für den Flughafenbetrieb und Investitionen.

Mutmaßlicher Betrug

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) versicherte kürzlich: "Ein Scheitern wie im letzten Jahr im Juli wird es nicht geben, weil wir erst unterschreiben werden, wenn das Geld auf dem Konto ist."

Damals platzte der Verkauf des Flughafens an die chinesische Firma Shanghai Yiqian Trading (SYT) spektakulär wegen mutmaßlichen Betrugs. Jetzt beim zweiten Anlauf machte sich Lewentz selbst ein Bild vor Ort bei einem Besuch von HNA in China und zog danach eine positive Bilanz.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Flughafen Hahn | 01.03.2017 08:02

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Beitrag vom 01.03.2017 - 19:51 Uhr
Hessen lässt heutigen Termin für Verkauf Ihres Anteils (17,5 %) des Flughafens Hahn platzen, „da sich kurzfristig offene Fragen hinsichtlich der Struktur auf der Käuferseite ergeben haben“. Da kann man schon rätseln was mit der Struktur auf der Käuferseite gemeint sein kann, wo der der Anteilsverkauf an die pfälzische ADC GmbH, bei der Ex-Wirtschaftsstaatssekretär Siegfried Englert Mitgesellschafter ist, erfolgen sollte. Angesichts dieser politischen Referenz müßte doch alles klar sein - oder bahnt sich hier eine neue Provinzposse an ?



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