Ferienflieger mit Tuifly
Älter als 7 Tage

Unklarer Etihad-Kurs verschärft Air-Berlin-Krise

TUIfly Boeing 737-800
TUIfly Boeing 737-800, © Ingo Lang

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HANNOVER - Die Neuordnung der Luftfahrt in Deutschland gerät ins Stocken. Ein wichtiges Abkommen für die Sanierung der hoch verschuldeten zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin zwischen Etihad und dem Tui-Reisekonzern über einen neuen Ferienflieger verliert an Dynamik.

Die Folgen bekommen derzeit auch die Kunden von Air Berlin zu spüren, die sich auf die Flugpläne nicht mehr verlassen können.

Der Hintergrund: Bei dem Staatskonzern aus dem Emirat Abu Dhabi dreht sich gerade das Personalkarussell. So ist der langjährige Etihad-Chef James Hogan gegangen, ein Nachfolger für den Posten steht noch nicht fest - es gibt lediglich eine Übergangslösung. Auch der Posten des Finanzchefs soll neu besetzt werden.

"Etihad, der Mehrheitseigner von Air Berlin, benötigt nach den Veränderungen im Management offenbar mehr Zeit bei den Verhandlungen", sagte Tui-Chef Friedrich Joussen der Wirtschaftszeitung "Euro". Die neue Airline-Plattform solle nachhaltig sein - Gründlichkeit gehe deshalb vor Schnelligkeit.

Doch hinter vorgehaltener Hand sprechen ranghohe Manager mittlerweile von einer Menge Sand im Getriebe. "Das Etihad-Management muss selber wissen, was es will - aber das ist angesichts des Führungswechsels momentan nicht so richtig erkennbar", sagt der Bonner Luftfahrtexperte Volker Thomalla.

Die diplomatische Krise um Katar, die auch die internationale Luftfahrt durcheinanderwirbelt, dürfte weitere Kapazitäten binden.

Dabei hat sich der angepeilte Starttermin für den neuen Ferienflieger schon jetzt deutlich verschoben: Zunächst sollte die Airline zum Sommerflugplan Ende März loslegen. Die Tuifly-Mutter Tui, Air Berlin und Etihad hatten ursprünglich im Oktober 2016 Pläne für die neue Gesellschaft durch eine Verschmelzung der Tuifly-Flugzeugflotte mit der abgespaltenen österreichischen Air-Berlin-Tochter NIKI bekanntgegeben.

Wenn die Verhandlungen erfolgreich beendet sein werden, sollen Tuifly und Niki nach den Plänen mit rund 60 Flugzeugen ein Streckennetz von wichtigen Abflughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bedienen. Tuifly ist mit 41 Jets die deutsche Tochter des weltgrößten Reisekonzerns Tui aus Hannover, der eine Flotte von 140 Flugzeugen betreibt. Als viertgrößte deutsche Airline kommt sie auf 2.400 Mitarbeiter - darunter 1.700 Flugbegleiter und Piloten.

Dass der Aufbau des Ferienfliegers nun länger dauert, ist einer von mehreren Gründen, die Air Berlin für die derzeitigen Probleme in ihrem Flugbetrieb nennt. Die anderen Ursachen: "Mangelhafte Planungen" hätten "immer wieder zu Engpässen bei den Crews, zu Verspätungen und Umleitungen" geführt.

Hinzu gekommen seien Gepäckstaus in Berlin-Tegel, weil der neu engagierte Bodendienstleister Aeroground in den ersten Wochen seine Arbeit nicht geschafft habe.

Keine überstürzte Lösung

Zum Ferienflieger hält sich Etihad bedeckt: "Das vorgeschlagene Joint-Venture ist komplex; beide Seiten streben eine eher stabile als überstürzte Lösung an. Kein weiterer Kommentar dazu, solange die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen sind", erklärte ein Sprecher.

Experten werden deutlicher. "Ich gehe davon aus, dass große strategische Entscheidungen frühestens getroffen werden, wenn Hogans Nachfolger bei Etihad im Amt ist und sich eine erste Übersicht verschafft hat - ein Interims-Chef wird Entscheidungen solcher Tragweite kaum treffen", sagte Thomalla, der für den geplanten Ferienflieger daher den Startermin kaum vor Herbst sieht.

Der Tui-Konzern in Hannover gibt sich indes mit Hinweis auf die Grundsatzvereinbarung mit den Etihad-Gesellschaftern noch gelassen: "Wir haben keinen Handlungsdruck", stellt ein Manager fest.

Geleaste 737 bei NIKI

Dieser liegt bei Air Berlin. Die Fluggesellschaft hatte Anfang Mai angekündigt, dass der Abschluss des Deals über die Gründung des neuen europäischen Urlaubsfliegers binnen der nächsten zwölf Monate zu erwarten sei. Ihre bis 2019 von Tuifly mitsamt der Crew geleasten 14 Boeing 737 hat Air Berlin bereits an NIKI weitergereicht - und bezahlt nach Tui-Angaben weiter dafür.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: TUIfly | 08.06.2017 08:47


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