Es müssen dramatische Minuten für die Besatzung des amerikanischen Küstenwachenschiffs "Itasca" gewesen sein. "Wir fliegen auf Linie 157-337", hörten sie Amelia Earhart und ihren Navigator Fred Noonan noch funken. Versuche, die beiden zu kontaktieren, verloren sich im Äther.
Sie waren verschwunden – zusammen mit ihrer zweimotorigen Lockheed Electra 10E, kurz vor Howland Island über dem pazifischen Ozean. Seit jenem 2. Juli 1937 ranken sich zahlreiche Legenden um den letzten Flug der ungewöhnlichen Frau mit Heldenpotenzial.
Nun scheint ein Foto eine Theorie aus den 1960er Jahren zu bestärken: Gerieten Earhart und ihr Begleiter in japanische Gefangenschaft?
Foto zeigt (vermutlich) Earhart
Der Hobby-Forscher Les Kinney hat die Schwarzweißaufnahme im US-Staatsarchiv ausgegraben. Darauf schleppt ein Frachter ein Flugzeugwrack in einen Hafen. Vor Anker liegen Fischkutter. An Land steht eine kleine Gruppe von Menschen.
Eine kurzhaarige Frau sitzt am Hafenrand und schaut in Richtung des Flugzeugwracks. Ein hochgewachsener Mann mit Hut tut es ihr gleich.
Sind die beiden Amelia Earhart und Navigator Fred Noonan? Die Forensiker Doug Carner und Kent Gibson haben das Foto für eine Dokumentation des US-Senders "History" unter die Lupe genommen und meinen: die Frau am Hafenbecken ist höchstwahrscheinlich Amelia Earhart!
Das Schiff ist den Forensikern zufolge der japanische Militärfrachter Koshu Maru. Hat er die amerikanischen Abenteurer aufgelesen und auf die Marshall Inseln gebracht, nachdem sie in den pazifischen Ozean gestürzt waren? Das Foto deutet darauf hin. Die Beschriftung lautet "Marshall Islands, Jaluit Atoll, Jaluit Island."
Wrack nie gefunden
Es gibt der Theorie Auftrieb, dass die Japaner Earhart und Noonan für amerikanische Spione hielten und sie nach ihrem Absturz gefangen nahmen. Laut dieser These starben die beiden auf der japanischen Insel Saipan.
Schon in den 1960er Jahren gab es Anhänger für diese Lösung zu Earharts ungeklärtem Verschwinden. Damals berichteten Bewohner der Marshall Inseln, dass sie die Notlandung der Electra beobachtet und die beiden Amerikaner anschließend mit ihrem Flugzeug in den Händen japanischer Soldaten gesehen hätten.
Das würde erklären, warum das Wrack der Electra damals nicht gefunden wurde, obwohl die US-Regierung großflächig danach suchen ließ.
Stoff für Legenden
Das nun wiedergefundene Foto wird den Forschungsdrang jener erneut beflügeln, die sich mit der offiziellen Version nie zufrieden gegeben haben. Demnach sind Earhart und Noonan verschollen und vermutlich gestorben, nachdem sie vom Kurs abgekommen und wegen Treibstoffmangels abgestürzt sind.
Die "International Group for Historic Aircraft Recovery" (TIGHAR) etwa sammelt seit Jahrzehnten Beweise dafür, dass es Earhart und Noonan gelungen ist, auf Gardner Island, heute Nikumaroro, notzulanden. Unter einigen anderen Hinweisen sollen der Fund eines Skeletts und eines Damenschuhs auf der Insel diese Theorie belegen.
Andere Theorien besagen, Earhart sei tatsächlich eine Spionin gewesen und habe nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderer Identität gelebt.
Ob das unscharfe Foto allgemein als abschließender Beweis zum Verbleib der Flugpionierin Amelia Earhart und ihres Begleiters Fred Noonan anerkannt werden wird, ist also fraglich.
Das eigentliche Ziel der Abenteurer war Howland Island. Es hätte der letzte Zwischenstopp auf ihrer Erdumrundung entlang des Äquators werden sollen. Schon das Leben Amelia Earharts hätte genügend Stoff für Legenden geboten.
© aero.de | Abb.: US National Archives, History Channel | 06.07.2017 20:45
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