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Air Berlin nimmt Kurs auf Frankfurt

BERLIN - Proper Pre-Flight Planning Prevents Poor Performance - so wirklich chaotisch wurde es nicht, als Air Berlin - nach wie vor die zweitgrößte Airline in Deutschland - am Dienstag Insolvenz anmeldete. Hauptaktionär Etihad Airways gibt Air Berlin nach monatelanger Vorbereitung an Lufthansa frei.

"Aus finanziellen Gründen ist die Swissair nicht mehr in der Lage, ihre Flüge auszuführen." Die Terminal-Lautsprecher im Flughafen Zürich schickten mit dieser Durchsage am 02. Oktober 2001 Passagiere nach Hause und Schockwellen durch die gesamte Schweiz. Swissair stand am Boden.

Solche Verwerfungen müssen Air-Berlin-Passagiere nicht fürchten. Nachdem Etihad erklärt hatte, keine weitere finanzielle Unterstützung zur Verfügung zu stellen, geht der Flugbetrieb trotz Insolvenz weiter. Air Berlin erhält dafür 150 Millionen Euro Kredit von der bundeseigenen KfW. Der Steuerzahler bürgt.

Das Geld werde bis Ende November reichen, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am Dienstag in Berlin und stellte - zur Irritation mancher Kartellrechtler - klar: "Teile des Unternehmens gehen an die Lufthansa."

Lufthansa und Air Berlin in DUS
Lufthansa und Air Berlin in DUS, © Andreas Wiese, Flughafen Düsseldorf

Nur fünf Minuten nachdem Air Berlin die Börse per Pflichtmitteilung über ihre Insolvenz unterrichtet hatte, verbreitete Lufthansa Dienstag um 13:11 Uhr eine eigene Erklärung:

"Lufthansa befindet sich mit Air Berlin bereits in Verhandlungen über den Erwerb von Teilen der airberlin Gruppe und bietet damit auch die Möglichkeit zur Einstellung von Personal. Lufthansa beabsichtigt, diese Verhandlungen zu einem schnellen und positiven Ergebnis zu führen."

Jetzt soll es also doch schnell gehen. Vor zwei Wochen blieben Lufthansa Chef Carsten Spohr und sein Finanzvorstand Ulrik Svensson noch bei der bisher gepflegten Sprachregelung, nach der Air Berlin zwar grundsätzlich interessant für Lufthansa sei, es aber nichts Konkretes zu berichten gebe.

Lufthansa lauert seit Monaten auf ihre Chance bei Air Berlin. Jetzt ist sie da. Nur ohne Flügelmänner kommt Lufthansa nicht am Kartellrecht vorbei.

"Neben der Deutschen Lufthansa stehen wir mit zwei weiteren Interessenten aus der Luftfahrt in Kontakt", sagte Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Gespräche liefen schon seit Wochen. Winkelmann hofft, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Als Marke werde Air Berlin vermutlich aber nicht fortbestehen.

Easyjet und TUI werden als mögliche Co-Interessenten gehandelt. Ohne Partner müsste Lufthansa mit verschärften Auflagen der Wettbewerbshüter rechnen. "Air Berlin und Lufthansa sind auf vielen Flugstrecken direkte Konkurrenten", sagte der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, der Zeitung "Rheinische Post" (Donnerstag).

Gegenwind kommt auch aus Irland. "Diese künstlich erzeugte Insolvenz ist offensichtlich aufgesetzt worden, damit Lufthansa eine schuldenfreie Air Berlin übernehmen kann", wettert der irische Günstigflieger Ryanair, spricht gar von einem "offensichtlichen Komplott".

"Unserer Meinung nach ist es offensichtlich, dass die Bundesregierung mit Lufthansa Hand in Hand daran arbeitet, Konkurrenz für Deutschland fernzuhalten", sagte Ryanair-Marketingchef Kenny Jacobs "Bild". "Die Tatsache, dass Verkehrsminister Alexander Dobrindt betont, dass hier keine kartellrechtlichen Verstöße vorliegen, bestätigt, dass dies ein abgekartetes Spiel ist."

Personell hat Lufthansa bei Air Berlin bereits Vorarbeit geleistet. Winkelmann wechselte im Februar aus dem Topmanagement von Lufthansa an die Spree. Auch an anderen strategischen Schaltstellen - etwa der Kommunikation - hat Lufthansa längst eigene Leute installiert.

Etihad und Lufthansa vertiefen Kooperation

Den Segen von Etihad Airways - der Airlinekonzern aus Abu Dhabi ist nicht nur Hauptaktionär sondern auch mit Abstand größter Gläubiger von Air Berlin - für eine Teilübernahme durch Lufthansa darf man unterstellen. Denn zwischen Abu Dhabi und Frankfurt bahnt sich gerade ebenfalls etwas an.

Am 29. Juli öffnete Lufthansa, weitgehend unbemerkt, zehn Europastrecken ab Frankfurt und München für neue Codeshare-Flüge mit Etihad.

© aero.de | Abb.: Air Berlin | 17.08.2017 08:24

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Beitrag vom 17.08.2017 - 11:03 Uhr
Ach ja das Monopolgejammere.
Wäre es wirklich so schlimm wenn man für sein Malle Ticket nun 5 Euro mehr zahlt und alle Anbieter auf dem dt Markt dann mal wieder die Chance haben, Ihre Angestellten normal zu bezahlen.

Ich gebe Ihnen in allen Punkten recht. Aber diese Lohnsteigerung oder nur vernünftige Arbeitsbedingungen sind auch bei LH nicht garantiert. Ich habe gerade den Bericht auf der UFO Seite zur EW Schlichtung gelesen. Dagegen waren die Bedingungen bei AB ein Paradies. Gehen wir mal davon aus, dass kein AB Mitabeiter bei LH landet. Bei EW D wäre schon mal ganz gut. Aber im schlimmsten Fall gehen alle zur Leasebetreibergesellschaft zu Bedingungen unter EW oder zu einer neuen Leasinggesellschaft in IRL die das dann alles bereedert. Das ist ja noch offen.
Klar, bessere Gewinne nehmen den Druck aus dem Markt und aus den Tarifverhandlungen. Grundsätzlich. Aber ob dann unten auch was ankommt, da habe ich meine Zweifel.

Muss es wirklich immer billigst sein, am Besten unter Herstellungspreis BRD, auch wenn man in Kauf nimmt, dass ausl. Anbieter dieses nur durch ein anderes Steuersystem und gezielte Ausbeutung ihrer MA hinbekommen ?

Ökokaffee und Fairtrade Lebensmittel kaufen, aber bitte 9 Euro nach Malle. Sorry Leute, das passt nicht.

Diesen Trend zu billigst gab es in den USA auch, dann gingen ALLE Pleite. Nach Chapter 11 überlebten nur die Größten, und nach der Konsolidierung sind da auch die Preise wieder gestiegen..

Ok, aber was ist noch passiert ? MA erhalten wieder anständige Lohnsteigerung, es wird eingestellt wie bekloppt und die paar, die übrig sind, machen Gewinne.

Was wollen die Leute denn ? Sollen am Ende alle dt. Luftfahrtunternehmen verschwinden und damit auch die Arbeitsplätze ?

Nur weil MoL nun jammert, ( ebenfalls auch von vielen staatl. Subentionen profitiertt : Landung auf mit Steuergeldern bez. Airports ohne was zu zahlen, MA Freelance, dass in vielen EU Staaten immer wieder angeklagt wird etc ).

Gewöhnen Sie sich dran, egal welchen Job SIE haben, es gibt immer irgendwo jemand, der ihn billiger macht im Ausland. Aber wollen Sie das ?

Oder lieber mal einen Euro mehr ausgeben, wie im Biomarkt auch, und dafür haben alle HIER Lohn und Brot.
Beitrag vom 17.08.2017 - 10:22 Uhr
Große Oper

Zu einem Zeitpunkt, bei dem jedem wirtschaftlich denkenden Menschen klar war, dass Air Berlin nicht überleben kann, also auch schon im Februar 2017, wurde zum erstaunen der Öffentlichkeit, ein langjähriger Lufthansamanager Chef von Air Berlin, der allseits bekannte Herr Thomas Winkelmann. Herr Winkelmann hatte dann bis jetzt Zeit im Sinne der Lufthansa zu prüfen, welche interessanten Betriebsteile zur Lufthansa passen könnten, und verhandelt nun mit Lufthansa zu welchen Bedingungen diese werthaltigen Anteile an die Lufthansa übergeben werden sollen.
Der Öffentlichkeit soll das Bild vermittelt werden, Herr Winkelmann verhandele neutral mit allen anderen Interessenten. Das ist bühnenreifes Theater.
In dem Zusammenhang wird auch verständlich, warum auf einmal Etihad und Lufthansa gemeinsame Code-Sharing Flüge anbieten mit dem Hinweis, das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange für die Zusammenarbeit erreicht ist.
Beitrag vom 17.08.2017 - 10:21 Uhr
@Boeing757767: Genauso ist es!
Natürlich wird es jetzt (wie immer hier) ein gewaltiges Lufthansa- und vor allem Lufthanseatenbashing geben, aber die Frage bleibt: Sollen die Jobs nur für vermeintlich noch billigere Ticketpreise nach Irland gehen??


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