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Air Berlin drückt bei Verkauf aufs Tempo

airberlin Airbus A320
airberlin Airbus A320, © Ingo Lang

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BERLIN - Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann will die Übernahme der insolventen Airline innerhalb weniger Wochen unter Dach und Fach bringen. "Wir wollen den Verkauf spätestens im September abschließen. Sonst schwindet das Vertrauen der Kunden in die Airline", sagte Winkelmann der "Bild am Sonntag".

Ein Angebot des Nürnberger Unternehmers Hans Rudolf Wöhrl sieht Air Berlin als nicht seriös an. "Wir halten das für einen PR-Gag eines Trittbrettfahrers", hieß es am Sonntag bei der Airline. Die Bundesregierung sprach sich gegen die Übernahme durch nur ein Unternehmen aus.

Bestätigt sind bislang Gespräche mit Lufthansa, die seit Freitag konkret geführt werden. Als Interessenten gelten zudem die britische Billigfluggesellschaft Easyjet, Tuifly sowie die Thomas-Cook-Tochter Condor.

In einem offenen Brief an Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig warf Wöhrl der Bundesregierung vor, sie bevorzuge die Lufthansa. "Der Verlust von vielen Arbeitsplätzen, insbesondere im Verwaltungsbereich, wird dabei billigend in Kauf genommen." Auf Facebook schrieb Wöhrl, die große Koalition "sorgt mit Steuergeldern nicht für mehr Wettbewerb, sondern schafft ein Monopol".

Unmut herrscht bei den Konkurrenten der Lufthansa über die Besetzung des Gläubigerausschusses, der letztlich über den Verkauf entscheidet. Denn in den Gremium sitzt auch ein Vertreter der Lufthansa-Billigtochter Eurowings. Das ist so, weil Eurowings von Air Berlin 38 Flugzeuge angemietet hat.

Der Gläubigerausschuss müsse die Nachhaltigkeit der verschiedenen Angebote überprüfen, schilderte ein Insider die Situation. "Die Bieter müssen dort komplett die Hosen runterlassen, und die Lufthansa kann in Ruhe die Geschäftsmodelle studieren", sagte er.

Bücher seit Mai einsehbar

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sind die Bücher von Air Berlin für Interessenten, nicht nur die Lufthansa, in geschützten Datenräumen bereits seit Ende Mai einsehbar. Die "Bild am Sonntag" hatte berichtet, dass Lufthansa seit Mai die Finanzdaten von Air Berlin prüfe. Winkelmann hatte Ende April davon gesprochen, das Unternehmen sei "offen für neue Partnerschaften und neue Kooperationen".

Air Berlin habe "mit mehr als zehn Interessenten gesprochen, darunter mit mehreren Fluglinien", sagte der Airline-Chef der Zeitung. Wie viele davon derzeit noch dabei sind, wollte ein Unternehmenssprecher nicht preisgeben. Winkelmann erwartet keine komplette Übernahme durch nur einen Bieter. "Es wird nicht einen, sondern zwei oder drei Käufer geben", sagte er.

Wöhrl hatte nach Mitteilung vom Freitag über eine Münchner Kanzlei ein formelles Angebot für die Fluggesellschaft abgegeben. Ziel der Offerte sei es, die Air Berlin Gruppe als Ganzes zu erhalten und als unabhängige Airline fortzuführen.

Das Unternehmen stellte hingegen fest, dass bis Sonntagmittag keine Offerte von Wöhrl eingegangen sei. In seinem Offenen Brief kündigte der Unternehmer an: "Wenn wir am Ende einer sorgfältigen Prüfung ein konkretes Angebot abgeben, dann wird Deutschland seine zweite große Airline behalten."
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Ingo Lang | 20.08.2017 20:25

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Beitrag vom 21.08.2017 - 15:09 Uhr
Dieser Kommentar passt recht gut zu dem bisher gesagten:
 http://www.austrianaviation.net/detail/bieterschlacht-um-air-berlin-nein-danke/
Beitrag vom 21.08.2017 - 11:20 Uhr
Das das AB Management (die Herrn von LH), die anderen werden weder gefragt, noch sind sie informiert, aufs Tempo drückt, ist wie folgt zu erklären:
1. alles Wichtige ist mit LH ausverhandelt.
2. Die kartellrechtlich erforderlichen Reste sind Condor, Tuifly und Easyjet in den Käfig geworfen. Sollen die sich drum balgen.
3.Jetzt gehen die Buchungszahlen mit rasantem Tempo zurück. Da kann man nicht mehr warten.
4. Jetzt wo alles wertvolle verteilt ist, kam der Insolvenzantrag. Da kann man mal sehen, wie wertvoll das sein kann, wenn Überweisungen ausbleiben.
Es war doch klar, dass die Etihad - nach dem Abgang von Hogan und Hüttmeyer - nicht weiter finanziert.
4. Natürlich würde die Intro die AB nicht einen Tag länger fortführen, als notwendig. Wöhrl und die Intro sind Zerlegungsspezialisten. Die haben sich gedacht: Zerlegungsgewinne stecken wir selbst ein, dafür brauchen wir Winkelmann nicht.
5. Intersky war ein Fehler. Da hat HRW seinem alten Freund Seewald einen Gefallen getan. Man war ja auch mit Cityjet auf dem Regionaltrip. Hat aber nicht wirklich viel Geld gekostet.
Beitrag vom 21.08.2017 - 08:09 Uhr
Hallo,
der Weg der von der gesamten Luftfahrt in Deutschland gegangen wird ist bitter nötig. Bei einer Überkapazität von über 30% in Europa ist eine Konsolidierung dringend erforderlich.
Mit immer mehr Flugzeugen und einer gewaltigen Expansion, so wie zur zeit von Ryanair praktiziert, wird es nicht besser sondern immer schwieriger. Immer mehr Flugzeuge erzeugen nicht immer mehr Passagiere.
Air Berlin ist in diesem Umfeld als ganze Airline auf Dauer nicht zu halten. Dazu ist die Air Berlin viel zu komplex aufgestellt. Pro Flugzeug arbeiten über 20 Mitarbeiter in der Verwaltung, zu viele Außen-Stationen, Umsteige-Flughafen der nicht funktioniert und jedes Wachstum extrem schwierig macht, fehlende Kooperation und Code-Shares auf der Langstrecke führen auf Dauer nicht weiter sondern sorgen für andauernde Schwierigkeiten und Probleme. Die Insolvenz löst einige Probleme und die unerträglichen Verträge die nur dazu geführt haben, dass anhängende Parasiten sich ernähren konnten. Die Lage für den Markt wird jetzt entspannter.
Die Air Berlin wird in bereits bestehende Unternehmen integriert.
Der Charme liegt auch darin begründet, dass gesunde Airlines dadurch Wachstum generieren können ohne das Angebot in Europa zu vergrößern. Ein guter und richtiger Schritt.
Hans-Rudolf Wöhrl steht mit seinem Engagement bereit. Der Unternehmer war in der Vergangenheit nicht sehr erfolgreich im Airline-Business. Seine Entscheidungen bei Intersky waren nicht von Erfolg gekrönt, die Airline ging in die Pleite. Das KnowHow eine Air Berlin zu führen dürfte weit über dem liegen was eine Intersky beansprucht hat. Hier steht nur sehr begrenzt Erfahrung zur Verfügung. Dazu kommt, es ist sehr, sehr viel Kapital erforderlich um die erheblichen Kosten einer Umstrukturierung der Air Berlin zu stemmen. Da sind 300 Millionen lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Ob das aus Nürnberg zu stemmen ist, darf bezweifelt werden.
Der beste Weg für die Mitarbeiter, den Markt in Europa und die Kunden ist der Weg über die LH.


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