Kommentar der "Börsen-Zeitung"
Älter als 7 Tage

Lufthansa im Landeanflug

FRANKFURT - Die Zerschlagung von Air Berlin ist perfekt und Lufthansa der große Gewinner. Konzernchef Carsten Spohr hatte geduldig auf jenen Tag Mitte August gewartet, an dem Etihad bei Air Berlin den Stecker zog und die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Insolvenz anmelden musste.

Aller teuren Altlasten wie Schulden, Personal und Leasingverträgen enthoben übernimmt Lufthansa ein maßgeschneidertes Paket an Fliegern und Routen. Über den Zuschnitt hat der Konzern schon vor der Vertragsunterzeichnung mit den zuständigen Wettbewerbshütern in Brüssel gesprochen und Auflagen einkalkuliert.

Lufthansa Airbus A320neo
Lufthansa Airbus A320neo, © Lufthansa

Dennoch bleiben einige nicht unwesentliche Teile des Geschehens, die Lufthansa nur schwerlich kalkulieren kann. So ist nicht zuletzt von Bedeutung, was mit dem Rest von Air Berlin passiert, den die Kranichlinie aus kartellrechtlichen Gründen nicht übernehmen kann.

Ebenso wie das Air-Berlin-Management hatte Spohr auf den "Partner" Easyjet gesetzt, mit dem neben Lufthansa als einzigem seit rund drei Wochen exklusive Verhandlungen geführt wurden. Sowohl was die Sondierungsgespräche in Brüssel angeht als auch beim Kaufpreis und den Folgekosten von rund 300 Millionen Euro dürfte der Konzern unterstellt haben, dass auch mit Easyjet ein Abschluss erzielt wird.

Die Briten sind jener Wettbewerber, der für Lufthansa als berechenbar gilt, mit dem sie glaubt, am besten auf Augenhöhe konkurrieren zu können.

Doch Easyjet droht im Landeanflug abzudrehen und hat dem Vernehmen nach ihr Gebot gesenkt. Air Berlin verhandelt mit Hochdruck weiter und will - oder muss - nun auch erneut die Thomas-Cook-Tochter Condor als Interessentin in Betracht ziehen.

Air Berlin Airbus A320
Air Berlin Airbus A320, © Peter Glaab

Dabei drohen dem Insolvenzverwalter nicht nur erhebliche Einbußen gegenüber seinem bisherigen Szenario, sondern auch die Gefahr, dass Air Berlin das Geld ausgeht. Im Wettlauf gegen die Zeit wird seine Position täglich schwächer. Das weiß auch Easyjet, die sowohl den Preis drücken als auch lukrative Landerechte sichern will.

Falls Easyjet zu hoch pokert oder sich tatsächlich zum Rückzug entschließt, droht der Lufthansa doch noch unliebsame Konkurrenz im Heimatmarkt, wenn etwa Ryanair bei der Neuvergabe der Landerechte gut zum Zuge käme.

Neben all diesen Unwägbarkeiten kann die Lufthansa überdies nicht sicher sein, dass die Air-Berlin-Piloten in Anbetracht von Gehaltsabschlägen bis zu 40 Prozent bei ihr Schlange stehen werden. Falls nicht könnte auch ihr Wachstumskurs von Personalmangel gebremst werden.

Es ist daher nicht auszuschließen, dass es im Anflug auf die Landebahn noch ein paar Turbulenzen gibt.
© Heide Rohde, Börsen-Zeitung, OTS | Abb.: Lufthansa, Großbild: aero.de | 13.10.2017 15:06

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 15.10.2017 - 08:41 Uhr
@ NeilArmstrong
Ich verstehe, ehrlich gesagt, den Zusammenhang zwischen dem Artikel und ihrem Kommentar nicht?!
Beitrag vom 14.10.2017 - 11:52 Uhr
Dieser Alarmismus aus der Börsenzeitung, wo man das Gras wachsen hört, bevor es überhaupt gesät wurde (lol), ist dabei das Erschreckende.
Kann mir da einer auf die Sprünge helfen? Börsianischer Alarmismus? Das ist lediglich ein staubtrockener Kommentar (einer JournalistIN!) zum Stand der Dinge inklusive Hinweis, dass der Deal nur funktioniert, wenn Easyjet da mitspielt. No na ned (auf gut Wienerisch) werden die Briten die Gunst der Stunde nicht nutzen. Beide pokern um Düsseldorf und Berlin, schätz EZY hat dabei aber jetzt die besseren Karten.
Beitrag vom 13.10.2017 - 19:12 Uhr
aero darf man hier keinen Vorwurf machen, denn was in dem Artikel aus einer angeblichen Börsen-Zeitung steht, löst bei jedem Kaufmann nur helles, herzhaftes Lachen aus. Hat denn von diesen unsäglichen Journalisten keiner mehr von irgendetwas eine Ahnung?

Gratulation Herr Spohr, Sie haben exzellente Arbeit geleistet und Ihren Mitarbeitern des Lufthansakonzerns genauso gedient wie den Aktionären. Einfach toll.

Dieser Alarmismus aus der Börsenzeitung, wo man das Gras wachsen hört, bevor es überhaupt gesät wurde (lol), ist dabei das Erschreckende.

Jeder der einen Blick in die Bilanz von Air Berlin warf, erkannte sofort, daß es dort einen "nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag" (das häufig zitierte "negative Eigenkapital gibt es nicht. Das ist sprachlicher Blödsinn. Das Gegenteil von Eigenkapital ist Fremdkapital.) von weit über 1 Mrd. (ja Mrd!!!) Euro gab, wundert sich über dieses Ergebnis nicht. Früher nannte man das einen "Asset-deal". Also man kauft aus einem insolventen Unternehmen nur die für einen selbst interessanten und Gewinn versprechenden Vermögensteile heraus. Kein logisch denkender Mensch ist doch so blöde und kauft das gesamte Unternehmen samt seiner Schulden, insbesondere wenn es hoffnungslos überschuldet ist. Davon träumen doch wirklich nur Hanswurstpolitiker und Ähnliches.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden