Boeing spürt großes Interesse an einer "797"

DUBAI – Boeing nutzt die Dubai Airshow, um das Interesse an einem Nachfolger der 757 auszuloten. Marketing-Chef Randy Tinseth zeigt sich beeindruckt von der Resonanz. Ob sie ausreicht, damit der Flugzeugbauer etwa 15 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung des neuen Flugzeugs steckt, ist dennoch offen.

"Wir haben mit 57 Airlines über unser middle-of-market-Konzept gesprochen", sagte Randy Tinseth am Rande der Dubai Airshow zu aero.de. "Wir sehen dabei große Begeisterung bei Günstigairlines."

Die Mitte des Marktes wäre es, die Boeing mit einem neuen Flugzeug, dem die Medien schon den Namen "797" gegeben haben, avisieren würde. Ein Segment, in dem der US-amerikanische Flugzeugbauer seit Einstellung des 757-Programms im Jahr 2004 kaum vertreten ist.

"Wir erwarten einen potenziellen Absatz von bis zu 4000 Flugzeugen dieser Art. Die Zahl ergibt sich aus der Nachfrage sowohl nach großen Schmalrumpf- als auch nach kleinen Großraumflugzeugen", sagte Tinseth in Dubai.

Er bestätigte damit die Einschätzung des Chefs der Boeing-Verkehrsflugzeugsparte, Kevin McAllister, die er im März 2017 abgegeben hatte.

Zwei Varianten

Tinseths Statement stützt auch die Annahme von Beobachtern, dass Boeing über zwei Varianten des neuen Flugzeugs nachdenkt: "Eine wird etwas größer sein und nicht ganz so weit fliegen, die andere wird kleiner ausfallen und mehr Reichweite bieten", sagte er dazu im März.

Ein Flugzeug mit Ovalrumpf-Konzept, das zwischen 225 und 270 Passagiere aufnehmen und bis zu 5000 Meilen weit fliegen kann: es würde Airlines die Möglichkeit eröffnen, völlig neue Strecken in ihr Portfolio aufzunehmen - etwa Delhi-Jakarta oder Brisbane-Shanghai.

Auch Ethiopian Airlines hat auf der Dubai Airshow öffentlich Interesse an einer "797" angemeldet. "Das ist genau die richtige Größe und Reichweite für unsere Mission – besonders für den hoch gelegenen Addis Abeba Flughafen", sagte der Chef der Airline, Tewolde Gebre Mariam.

McAllister bremst Erwartungen

Insider schätzen, dass ein völlig neu entwickeltes Flugzeug dieses Kalibers bis 2025 auf den Markt kommen könnte. Als Zwischenlösung ist bis dahin die 767-300 im Gespräch, deren Produktion Boeing ohne größeren Aufwand wieder hochfahren könnte.

Boeing hat im September 2017 ein Projektbüro eingerichtet, das die Machbarkeit einer "797" prüfen soll. Die Entscheidung, ob Boeing tatsächlich geschätzte 15 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung des Flugzeugs stecken wird, ist noch nicht gefallen. "Im Moment führen wir lediglich eine Marktstudie durch", sagte McAllister dazu in Dubai.