Preistreiberei-Vorwürfe
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Zypries warnt vor Lufthansa-Bashing

Lufthansa Airbus A320neo
Lufthansa Airbus A320neo, © Deutsche Lufthansa AG

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BERLIN - Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries hat die Lufthansa angesichts von Vorwürfen der Preistreiberei nach dem Aus des Konkurrenten Air Berlin in Schutz genommen. "Es gibt auch viel ungerechtfertigte Kritik an Lufthansa, manchmal sogar eine Art Lufthansa-Bashing", sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Kundenbeschwerden hatte das Bundeskartellamt angekündigt, die Preispolitik zu prüfen. Die Lufthansa hatte sich gegen den Eindruck gewehrt, dass sie in der Folge der Air-Berlin-Pleite die Ticketpreise nach oben getrieben habe. Nach dem Ausscheiden von Air Berlin fehlen jeden Tag Zehntausende Plätze im Flugverkehr.

"Ich empfinde das manchmal als eine verdrehte Diskussion", sagte Zypries. "So hat beispielsweise niemand ein Interesse daran, dass 80 Flugzeuge lange Zeit am Boden stehen und nicht fliegen dürfen, denn das verknappt das Angebot und verteuert die Preise. Solange die Kartellprüfungen noch laufen, dürfen die Flieger aber nicht genutzt werden, da kann die Lufthansa nichts dafür."

Die geschäftsführende Ministerin fügte hinzu: "Es geht manchmal schlicht unter, dass es das Management von Air Berlin in den vergangenen Jahren, ja fast Jahrzehnten, war, das es nicht geschafft hat, das Unternehmen positiv zu entwickeln. Das ist nicht die Schuld von Lufthansa."

Der deutsche Marktführer will mit den Teilgesellschaften LG Walter und Niki für 210 Millionen Euro einen erheblichen Teil des Flugbetriebs von Air Berlin mit 81 Jets und den dazugehörigen Verkehrsrechten übernehmen. Die EU-Kommission prüft derzeit, ob Wettbewerbsverzerrungen oder Nachteile für Verbraucher entstehen könnten. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte 1000 neue innerdeutsche Flügen pro Monat angekündigt, sobald die EU-Wettbewerbsbehörde grünes Licht für die Übernahme von großen Teilen von Air Berlin gebe. Dann würden sich auch die Preise wieder stabilisieren.

Zypries sagte mit Blick auf wettbewerbsrechtliche Bedenken der EU-Kommission: "Die EU-Kartellbehörde prüft natürlich unabhängig. Im Sinne der Beschäftigten hoffen wir aber, dass dies möglichst zügig vonstatten geht und am Ende eine gute und wettbewerbssichernde Lösung steht." Sie hoffe, dass es am 21. Dezember eine Entscheidung gebe.

Der Lufthansa-Konzern hatte im EU-Kartellverfahren weitgehende Zugeständnisse gemacht, um die Air-Berlin-Tochter Niki doch noch übernehmen zu dürfen. Mit dem Verzicht auf Start- und Landerechte will Lufthansa wettbewerbsrechtliche Bedenken der Kommission zerstreuen. Die Entscheidungsfrist auch zur Übernahme weiterer Teile der insolventen Air Berlin läuft bis zum 21. Dezember. Die EU-Kommission könnte sich aber auch noch für eine vertiefte Prüfung des Kartellantrags entscheiden, die dann noch einmal 90 Arbeitstage dauern würde.
© dpa-AFX | 07.12.2017 06:24

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Beitrag vom 08.12.2017 - 21:30 Uhr
Für mich steht da auch noch die Frage nach einem realistischen Szenario ohne LH/EW.
Ein wöhrlsches Szenario, das eigentlich das gleiche machen wollte wie eben LH/EW, nur ohne annähernd vergleichbare Investitionen, wurde hier ja schon des öfteren als selbstdarstellerisch aufmerksamkeitserhaschende Eigenwerbung entlarvt.
Beitrag vom 08.12.2017 - 11:41 Uhr
Das finde ich jetzt schon irgendwie lustig, dass plötzlich die EU Wettbewerbshüter den "schwarzen Peter" haben, weil sie das machen, wofür sie da sind, nämlich fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Schon erstaunlich, wieviele diesen (aus meiner Sicht) faulen, zum Himmel stinkenden Deal zugunsten der LH, gut finden.
Richtig. Aus Ihrer Sicht. Andere haben eine andere Sicht. Da keiner Belge hat sondern seine Informationen nur aus den Medien bezieht haben alle recht oder eben unrecht. Jeder hat ein ganz persönliches Interesse an dem Gelingnen/Scheitern des Deals, damit wird man leben müssen. Sie können Ihre Variante ja hier auch ganz frei mitteilen.

@Rundway: "Wenn man etwas kaufen will und dafür etwas bietet sollte klar umrissen sein was man eigentlich erwirbt." Richtig, und es war dabei von Anfang an klar, dass sich die Wettbewerbshüter den Deal anschauen werden!
Eben. Daher war das ja auch, zumindest wird es so komminiziert, schon eingepreist. An bestimmten Stellen der Timeline gibt es Entscheidungsmöglichkeiten/Preiskorrekturen o. ä. Ist die Sachlage wie erwartet geht es weiter, ist sie das nicht greifen Absprache/Vereinbahrungen. Ich habe selbst noch keinen Deal über mehrere Millionen abgeschlossen, solch ein Vorgehen erscheint mir aber logisch. Macht ja jeder Häuslebauer auch nicht anders.
Jetzt zu drohen, wir zahlen nicht, wenn nicht das Ergebnis rauskommt, was wir haben wollen, das ist klare Erpressung!!!
Das wäre so wenn LH jetzt aus der Notlage vom Verkäufer etwas anderes fordert als vereinbahrt. Das wissen wir aber nicht, daher kann man diese Aussage so nicht treffen.
Es wird doch immer für freien Wettbewerb die Trommel gerührt!? Wieso plötzlich nicht? Bitte kommen Sie jetzt nicht mit dem Argument "wo sind denn die anderen Interessenten, es gab ja keine etc." - das ist Quatsch, es gab welche, durchaus auch Hasadeure, aber auch ernst zu nehmende, aber die wurden ja von Anfang an von dieser "Allianz" LH/EW, Winkelmann, Dobrint, Zypries und Insoverwalter sofort lächerlich gemacht und für unfähig erklärt. Einzig der weiße Ritter LH war würdig... . Ein verlogenes Spiel! Und nochmal meine Frage: was wird jetzt aus den 150 Mio.? Das sich die EU Wettbewerbshüter das anschauen werden, war doch klar! Hat man sich da eventuell verzockt? Ps. Keiner spricht ja auch noch von den 80 % Arbeitsplätzen die durch die Insolvenz in Eigenverantwortung gerettet werden (können), wie Herr Winkelmann vollmundig versprochen hat.
Bevor man über die Arbeitsplätze spekuliert muss der Deal ja erst mal durch sein. Ist er aber noch nicht. Machen wir uns nichts vor, das ist keine Tombola im Kindergarten zu Nikolaus. Das ist knallhartes Business.

Dieser Beitrag wurde am 08.12.2017 11:47 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 08.12.2017 - 11:28 Uhr
Das Interesse von LH an NIKI liegt mmN. hauptsächlich in den Mitarbeitern die in (günstig?!) tarifierten Verträgen en bloc übernommen werden könnten. Wenn keine Slots übernommen werden gibt es ja auch sonst nix. Die Firma als Ganzes (AOC) bräuchte man eigentlich nicht, weil mit EWE ja schon eine in Österreich am Start ist.

Bei LGW sieht es etwas anders aus. Zusätzlich zu den (zum Teil tarifierten) Mitarbeitern hat man mit dem AOC auch gleich ein Vehikel um eine Operation neben EWD zu installieren.
LH hat mit den Flugzeugen (die durch das Insolvenzverfahren frei verfügbar wurden) bereits die Produktionsmittel in der Hand. Wenn jetzt der Übergang des Personals verhindert würde, wäre das eine loose/loose/loose (Mitarbeiter/LH/Insolvenzverwalter) Situation.

Und noch ein „loose“: Die Kunden würden weiterhin mit der Engpasssituation zu tun haben.


Dieser Beitrag wurde am 08.12.2017 11:33 Uhr bearbeitet.


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