Bilanz 2017
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Airbus verdreifacht Gewinn und leidet unter A400M

Airbus A321LR
Airbus A321LR, © Airbus

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TOULOUSE - Die Dauerprobleme beim Militär-Transportflugzeug A400M haben den Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus eine weitere Milliardensumme gekostet. Vorstandschef Tom Enders hofft, das traurige Kapitel mit den nun zur Seite gelegten 1,3 Milliarden Euro finanziell weitgehend abzuschließen.

Trotz der Sonderbelastung verdreifachte der Boeing-Rivale seinen Gewinn im abgelaufenen Jahr unter dem Strich nahezu auf fast 2,9 Milliarden Euro, wie er am Donnerstag in Toulouse mitteilte. Die Wachstumspläne für 2018 werden allerdings von neuen Triebwerksproblemen beim stark gefragten Mittelstreckenjet A320neo getrübt.

Dennoch ließen die Gewinnentwicklung im Kerngeschäft und die Aussicht auf eine steigende Dividende die Anleger an der Börse frohlocken. Zum Handelsstart zog die Airbus-Aktie um rund 8 Prozent an und war damit mit Abstand Spitzenreiter im französischen Leitindex CAC-40 und im deutschen MDax.

Dabei sorgt auch der modernisierte Mittelstreckenjet A320neo, der sich so gut verkauft wie kein anderes Flugzeug, für Negativschlagzeilen. Bei einem Teil der Baureihe drohen die Triebwerke während des Flugs auszufallen. Laut Enders sind 32 ausgelieferte A320neo-Jets mit Antrieben der United-Technologies-Tochter Pratt & Whitney (P&W) von dem Problem betroffen, bei einem Drittel dieser Flieger geht es um beide Antriebe.

Die Flugsicherheitsbehörden in Europa und den USA haben bereits Betriebseinschränkungen verhängt, manche der betroffenen Maschinen müssen am Boden bleiben.

Airbus peilt 800 Auslieferungen an


Die Airbus-Führung macht es nun von der Lösung dieses Problems abhängig, ob sie ihr Ziel erreichen kann, in diesem Jahr insgesamt 800 Verkehrsflugzeuge auszuliefern. Denn auch beim Konkurrenzantrieb des Herstellers CFM, der bisher bei den meisten A320neo zum Einsatz kommt, habe es teilweise Probleme bei der Einsatzreife gegeben.

Dennoch hatte Airbus 2017 mit insgesamt 718 ausgelieferten Verkehrsmaschinen einen Rekord aufgestellt - auch wenn der amerikanische Erzrivale Boeing weiter die Nase vorn hat.

Dem Triebwerkshersteller P&W tritt Airbus schon seit 2016 auf die Füße, weil die Lösung von Hitze- und Softwareproblemen an den Triebwerken die Auslieferung vieler Jets verzögerte. Dadurch wackelten Airbus' Auslieferungsziele auch 2017 bis kurz vor Jahresende. Derzeit stehen laut einem Sprecher erneut 30 praktisch fertige Maschinen ohne Antriebe auf dem Hof.

Beim A400M-Programm ist Airbus zuversichtlich, die verbleibenden Risiken durch eine Vertragsanpassung mit Deutschland und den anderen Käuferstaaten deutlich zu reduzieren. Eine Absichtserklärung, unter anderem den Zeitplan für die Auslieferung anzupassen, hatten beide Seiten kürzlich unterzeichnet. Die A400M gilt als modernstes militärisches Transportflugzeug der Welt.

Der Flieger hatte aber in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme bereitet. Enders hatte dafür neben Technikärger auch eine "unrealistische Vertragsgestaltung sowie ein unzureichendes Budget" verantwortlich gemacht und die Käuferstaaten zu Zugeständnissen gedrängt.

Gewinnsprung in turbulenten Zeiten

Der Gewinnsprung im Jahr 2017 erklärt sich auch dadurch, dass Airbus im Jahr davor noch stärker unter den A400M-Problemen gelitten hatte - damals wurden Sonderbelastungen von 2,2 Milliarden Euro verbucht. Zudem profitierte Airbus im vergangenen Jahr vom Verkauf seines Verteidigungselektronik-Geschäfts.

Airbus-Chef Enders zeigte sich insgesamt zufrieden mit den Jahresergebnissen: "Dank unserer sehr guten operativen Ergebnisse - insbesondere im letzten Quartal - haben wir all unsere Ziele für 2017 übertroffen", erklärte er.

Vor allem das zentrale Verkehrsflugzeug-Geschäft konnte dank der gesteigerten Produktion zulegen. Der um Sonderposten bereinigte operative Konzerngewinn (bereinigtes Ebit) wuchs um acht Prozent auf 4,25 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr will Konzernchef Tom Enders ihn um 20 Prozent steigern. Der Airbus-Umsatz blieb 2017 stabil bei 67 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen eine von 1,35 auf 1,50 Euro erhöhte Dividende erhalten.

Der Konzern steckt in turbulenten Zeiten: Korruptionsermittlungen in Großbritannien und Frankreich haben den Flugzeugbauer erschüttert. Zudem wird das Top-Management umgebaut, Konzernchef Enders scheidet im Frühjahr 2019 aus. Verkehrsflugzeugchef Fabrice Brégier, die Nummer zwei des Konzerns, übergibt seinen Job schon in diesem Monat an den bisherigen Chef der Hubschrauber-Sparte, Guillaume Faury.
© dpa-AFX | Abb.: Airbus | 15.02.2018 07:16

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Beitrag vom 17.02.2018 - 21:08 Uhr
Warum wird eigentlich nie der Wissensgewinn bei Airbus aus diesem Projekt berücksichtigt? Warum sollte der finanzielle Gewinn das Wichtigste sein?

Hatte AIB mittlerweile nicht genug Zeit?
Die A400M ist ein tolles Flugzeug
Beitrag vom 17.02.2018 - 12:55 Uhr
Warum wird eigentlich nie der Wissensgewinn bei Airbus aus diesem Projekt berücksichtigt? Warum sollte der finanzielle Gewinn das Wichtigste sein?
Wenn Airbus jetzt keine Rüstungsprojekte mehr machen sollte werden sie aus dem Markt für lange Zeit verschwinden. Und sollte der Einstieg dann wieder gewollt sein, wird es garantiert nicht einfacher etwas Neues zu entwickeln.
Beitrag vom 16.02.2018 - 08:18 Uhr
Transall-Ersatz stimmt, aber es ist eine ganz andere Leistungskategorie und damit nicht vergleichbar, außer daß es sich um Militärtransporter mit Propeller-Antrieb handelt.

Die nach wie vor bestehenden Probleme sind für mögliche Exporterfolge nicht hilfreich, von der Auslegung her ist die A400M konkurrenzlos.


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