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Al Baker: "Wir wachsen wieder"

Akbar Al-Baker
Akbar Al-Baker, © Qatar Airways

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DOHA - Qatar Airways-CEO Akbar Al Baker hat Mitte Februar gut gelaunt als erster Kunde weltweit eine A350-1000 entgegengenommen. Auf dem Überführungsflug von Toulouse nach Doha sprach er mit Andreas Spaeth über das schmerzvolle Katar-Embargo und seinen Bedarf an Überschalljets.

Welche Auswirkungen hat das seit Juni 2017 bestehende Embargo vieler arabischer Staaten auf Qatar Airways?

Akbar Al Baker: Das steigert vor allem meine Betriebskosten und sorgt dafür, dass die Besatzungen mehr Flugstunden benötigen. Außerdem setzt es unsere Auslastung unter Druck, weil wir Großraumflugzeuge auf Routen betreiben, wo die Nachfrage nach dem Embargo nur noch den Einsatz von Mittelstreckenjets rechtfertigen würde.

Das führte zu einem Absinken unserer firmenweiten Auslastungszahlen. Und wir hatten plötzlich zu viele Maschinen der A320-Familie. Einige haben wir an British Airways und Royal Air Marco verliehen. Aber jetzt brauchen wir wieder Flugzeuge und haben sie zurück geholt. Wir wachsen wieder.

Wie können Sie den Effekt des Embargos kompensieren?

Al Baker: Wir haben sehr aggressiv neue Destinationen gestartet wie Sarajevo oder Mykonos. Bei manchen wie Kiew oder Prag sind wir gleich auf doppelte tägliche Bedienung gegangen, weil dort so große Nachfrage herrschte. Wir haben auch längerfristig geplante Streckennetz-Erweiterungen vorgezogen.

Normalerweise braucht ein neues Ziel sechs bis acht Monate Vorlauf im Verkauf, das mussten wir auf manchmal nur zwei Monate verkürzen, um Marktanteile zurückzugewinnen, die wir durch das Embargo anderswo verloren hatten.

Werden denn diese neuen Ziele den Wegfall so vieler wichtiger Regionalmärkte ausgleichen können?

Al Baker: Bei den Passagierzahlen sicher, allerdings nicht beim Umsatz-Verlust auf den benachbarten Märkten. Die jetzt blockierten Destinationen waren gereifte Märkte wie Dubai, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Saudi-Arabien. Also kann ich nicht verhehlen, dass uns das geschadet hat.

Qatar Airways fliegt unter Embargo-Regeln
Qatar Airways fliegt unter Embargo-Regeln, © Andreas Spaeth

Bei den jetzt neu bedienten Zielen wird es minimal zwei bis drei Jahre dauern, bis wir damit die anderswo wegfallenden Umsätze kompensieren können. Es braucht Zeit, sich zu etablieren und Marktanteile aufzubauen. Aber das Embargo wird bestehen bleiben und ich als CEO muss neue Wege suchen, um mein Geschäft zu betreiben.

Mit der QSuite hat Qatar Airways Maßstäbe gesetzt. Was kommt als nächstes?

Al Baker: Wir werden ein neues Economy Class-Produkt entwickeln. Wir bieten das beste Produkt in der Business Class, aber darüber dürfen wir nicht unsere Economy-Passagiere vergessen - die größte Anzahl unserer Kunden. Das würde mir nie passieren.

Schon mit den derzeitigen Economy-Sitzen haben wir eines der besten Produkte überhaupt. Ich glaube nicht an die Premium Economy Class, was kann man denn da schon besser machen? Das sind nur ein wenige breitere Sitze, aber sonst nichts.

Was glauben Sie denn mit einem neuen Economy-Produkt besser machen zu können?

Al Baker: Dazu will ich jetzt nichts sagen. Wir entwickeln das Design selbst und suchen dann Hersteller für die Umsetzung. Ich hoffe, dass wir das neue Produkt schon 2019 auf der ITB in Berlin vorstellen können.

Sie haben gesagt, die QSuite sei das Optimum an Luxus, mehr ginge nicht. Wo könnte denn im Premium-Segment der nächste Schritt liegen?

Al Baker: Wir sind sehr interessiert am Betrieb eines Überschallflugzeugs. Wir schauen uns das Projekt vom Boom Aerospace genau an und könnten uns vorstellen, auch einer der Launch Customer zu werden. Wir würden ihnen eine Anzahlung geben, die sie erstatten müssten, wenn sie ihre Versprechen nicht einlösen.

Wie viele Boom-Überschalljets würde Qatar Airways beschaffen?

Al Baker: Wir hätten Bedarf an sechs bis zehn Flugzeugen. Die bieten ja nur 55 Premium Economy-Sitze. Das würde uns einen großen Vorsprung bei Leuten geben, die an ein fernes Ziel fliegen wollen und am gleichen Tag zurück. Und Boom hat uns gesagt, sie könnten mit neuer Überschall-Technologie sogar über Land Überschall fliegen.

Viele Wissenschaftler stehen dem Projekt kritisch gegenüber - ist das Konzept von Boom realistisch?

Al Baker: Ja, wir müssen abwarten - vor allem welcher Triebwerkshersteller ihnen helfen wird. Aber lassen Sie uns nicht unterschätzen, was junge Leute erreichen können. Wenn sie Hingabe und Willen haben, ist der Himmel das Limit. Vergessen Sie nicht: Es gab auch sehr viele Skeptiker, bevor die Concorde vor fünf Jahrzehnten flog.

Sind Sie selbst je mit der Concorde geflogen?


Al Baker:
Ja, ich bin vermutlich der Bürger von Katar, der am häufigsten damit geflogen ist. Zum ersten Mal, als ich 18 war, von Bahrain nach London, und viele Male danach über den Atlantik.
© Andreas Spaeth | Abb.: aero.de (boa) | 01.03.2018 08:01

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Beitrag vom 01.03.2018 - 12:18 Uhr
Noch lustiger, nach seinem Abledern über Premium Economy finde ich dann seine Folgeaussage zum Überschalljet

Al Baker: Wir hätten Bedarf an sechs bis zehn Flugzeugen. Die bieten ja nur 55 Premium Economy-Sitze.

Was denn nun? Ich denke er will keine PE?
Beitrag vom 01.03.2018 - 12:15 Uhr
Der Sprücheklopfer sollte vielleicht mal in eine Premium Economy - außer Condor - einsteigen...

Schon mit den derzeitigen Economy-Sitzen haben wir eines der besten Produkte überhaupt. Ich glaube nicht an die Premium Economy Class, was kann man denn da schon besser machen? Das sind nur ein wenige breitere Sitze, aber sonst nichts.

Was glauben Sie denn mit einem neuen Economy-Produkt besser machen zu können?


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