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Air Berlin und A320neo halten Lufthansa in Atem

Lufthansa Airbus A320neo
Lufthansa Airbus A320neo, © Deutsche Lufthansa AG

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FRANKFURT  - Die Lufthansa hat ihren Steigflug vorerst beendet. Die Integration der übernommenen Teile von Air Berlin schlägt teuer zu Buche und bei den Ticketpreisen muss Lufthansa in Europa 2018 Federn lassen. Zudem stockt der Ausbau des Flugangebots, weil Airbus mit Lieferungen nicht hinterherkommt.

Dennoch sieht Lufthansa-Chef Carsten Spohr den Dax-Konzern auf Kurs, seinen operativen Rekordgewinn (bereinigtes Ebit) von fast drei Milliarden Euro aus dem vergangenen Jahr fast zu wiederholen.

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten allerdings schlecht an. Der Kurs der Lufthansa-Aktie sackte zeitweise um 7,5 Prozent ab - und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 2017. Zuletzt lag das Papiere noch mit 6,13 Prozent im Minus bei 24,04 Euro. Seit ihrem Rekordhoch von 31,26 Euro im Januar geht es für die Lufthansa-Aktie fast nur noch abwärts.

Experten sahen sich aber kaum beunruhigt. Trotz der höheren Integrationskosten bei Eurowings laufe es bei der Lufthansa insgesamt rund, schrieb Commerzbank-Analyst Malte Schulz. Laut Bernstein-Analyst Daniel Roeska hatten Marktteilnehmer bei den Ticketpreisen für 2018 aber eine bessere Entwicklung erwartet.

Im typischerweise reiseschwachen ersten Quartal erzielte die Lufthansa einen operativen Gewinn von 26 Millionen Euro und damit eine Million mehr als ein Jahr zuvor. Dabei dürfte auch der früher Ostertermin geholfen haben. Gute Geschäfte der Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian federten die Verluste der Billigtochter Eurowings ab, die die ehemaligen Air-Berlin-Maschinen eingliedern sowie neue Besatzungen schulen muss. Die Frachttochter Lufthansa Cargo konnte ihren operativen Gewinn fast verdoppeln.

Unterdessen steigerte die Lufthansa ihren Konzernumsatz nach neuer Rechnungslegung auf vergleichbarer Basis um 4,5 Prozent auf 7,64 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein von 68 Millionen auf 57 Millionen Euro verringerter Verlust. Fluggesellschaften fliegen ihre Gewinne vor allem in der Hauptreisezeit im Sommer ein.

Sechs statt zwölf A320neo

Beim Ausbau ihres Flugangebots kommt die Lufthansa dabei schlechter voran als geplant. So strich der Vorstand seine Wachstumspläne am Donnerstag zum zweiten Mal in diesem Jahr zusammen. Aus dem anfangs geplanten Ausbau um 12 Prozent wurden im März 9,5 und jetzt nur noch 8,5 Prozent. Auch deshalb sollen die Treibstoffkosten 2018 statt 5,9 Milliarden nur 5,8 Milliarden Euro erreichen.

Die gekappten Wachstumspläne begründete der Vorstand mit bisherigen Flugausfällen - und mit Lieferproblemen beim Flugzeugbauer Airbus. Laut Finanzchef Ulrik Svensson erhält die Lufthansa in diesem Jahr nur sechs statt der erwarteten zwölf neuen Mittelstreckenjets der A320neo-Reihe. Airbus werde dafür Entschädigungen zahlen.

Hintergrund sind technische Probleme beim Triebwerksbauer Pratt & Whitney, einer Tochter des US-Konzerns United Technologies. Auch bei den Bombardier-Jets der CSeries gibt es Verzögerungen.

Für die Entwicklung der Ticketpreise zeigte sich die Lufthansa-Führung ähnlich optimistisch wie zuletzt. Bis zur Jahresmitte sollen die Stückerlöse je angebotenem Sitzplatzkilometer leicht steigen und im Gesamtjahr stabil bleiben. Im ersten Quartal legten sie um 1,2 Prozent zu.

Die Flugtickets wurden aber gerade auf den Europastrecken billiger: In Landeswährungen gerechnet, gingen die Preise um 2,8 Prozent zurück. Svensson erklärte dies mit dem Wachstum der Billigmarke Eurowings - deren Tickets typischerweise günstiger seien als bei anderen Airlines des Konzerns.

Übernahmewelle

Derweil rollt die Übernahmewelle in der Branche weiter. Die Lufthansa liebäugelt nach der Übernahme von Air-Berlin-Teilen weiter mit einer geschrumpften Alitalia. Die einstige italienische Staatsfluglinie hält sich seit längerem nur noch mit Staatshilfen in der Luft. Die Lufthansa hat nach eigenen Angaben ein Konzept für eine deutlich abgespeckte Alitalia eingereicht.

Die Regierung in Rom hält dies für das beste Angebot. Svensson kann sich aber auch vorstellen, dass die Lufthansa ihren italienischen Ableger Air Dolomiti ausbaut.

Ob der Konzern seinen Hut auch bei dem norwegischen Billigflieger Norwegian in den Ring geworfen hat, ließ Svensson offen. Norwegian sieht sich nach dem Einstieg der British-Airways-Mutter IAG von Kaufinteressenten umringt. Es hätten sich weitere Interessenten gemeldet, sagte Norwegian-Chef Bjørn Kjos am Donnerstag.

IAG denkt unterdessen offiziell über eine Komplettübernahme von Norwegian nach.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 26.04.2018 08:10

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Beitrag vom 26.04.2018 - 10:29 Uhr
Laut GB 2017 94Mio vor Investition, 9 Mio danach
Beitrag vom 26.04.2018 - 10:23 Uhr
Ein interessanter Satz:

"Gute Geschäfte der Marken Lufthansa, Swiss, Austrian sowie Lufthansa Cargo fingen Belastungen bei der Billigtochter Eurowings auf..." .

Gab es nicht mal eine Meldung, das EW schon in der Gewinnzone ist?
Operativ schwarze Zahlen, minus die Investitonen
Bin sehr gespannt wie sich das Jahr 2018 für die LH Group entwickelt.
Beitrag vom 26.04.2018 - 09:41 Uhr
Belastungen müssen nicht zwingend Verluste sein, es können ja auch sehr viele Investitionen in kurzer Zeit sein. Mal das Geschäftsergebnis bzw. die HV abwarten.


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