Ein Jahr Air Berlin-Pleite
Älter als 7 Tage

Doch nicht nach Schema F

BERLIN - Ein neues Heimatdrehkreuz am BER, Airbus A330-900 und eine frische Bemalung - Air Berlin hatte noch viel vor. Vor einem Jahr besiegelte eine nicht mehr abwendbare Insolvenz Ende und Zerschlagung der einst zweitgrößten Airline auf dem deutschen Flugmarkt. Es folgten aufwühlende Wochen.

Kurs Lufthansa: geordnet und möglichst geräuschlos sollte das Ende von Air Berlin über die Bühne gehen. Die Bundesregierung sprang mit 150 Millionen Euro Notkredit in die Bresche und spielte Lufthansa-Chef Carsten Spohr alle Pässe für eine weitgehende Übernahme des Konkurrenten zu.

Lufthansa übernimmt Air Berlin
Air Berlin, © Lufthansa

Von der Politik als "nationaler Champion" ausgerufen, hatte Lufthansa mit Thomas Winkelmann längst einen Manager aus den eigenen Reihen auf dem Chefposten von Air Berlin verankert. Ryanair-Chef Michael O`Leary und Airlineveteran Hans Rudolf Wöhrl ärgerten sich über ein "abgekartetes Spiel" - doch dann:

Die Air Berliner

Am 12. September offenbarte der Masterplan um die Air Berlin-Aufteilung eine erste Schwachstelle: rund 200 Piloten meldeten sich kurzfristig krank, nachdem am Vortag Sondierungen über Anschlussverträge mit Lufthansa geplatzt waren. Über 100 Flüge fielen aus, die zunächst gefasste Stimmungslage hatte sich aufgeheizt.

Erstmals zeigte Winkelmann Nerven: "Das, was wir heute bei einem Teil der Belegschaft sehen, ist ein Spiel mit dem Feuer."

Extrarunde über DUS: AB7001, © YSL

Als die Piloten des letzten Langstreckenflugs AB7001 aus Miami am 16. Oktober mit ihrem Airbus A330-200 D-ABXA noch eine (mit der Flugsicherung abgesprochene) Extrarunde über den Flughafen Düsseldorf drehten, war das endgültige Aus für einen wichtigen Teil von Air Berlin bereits entschieden.

Niemand hatte Interesse an den Langstrecken. Leasingfirmen riefen ihre Flugzeuge zurück, der Flugbetrieb in die Ferne wurde komplett abgewickelt. Tage später - in der Nacht auf den 28. Oktober 2017 - schenkten die Air Berliner mit dem letzten Flug AB6210 von München nach Berlin-Tegel ihrer Airline ein würdiges Ende.

Nervenkrieg um Niki

Margrethe Vestager blieb hart - eine Aufteilung von Air Berlin nur zwischen Lufthansa und Easyjet war mit der EU-Kommissarin nicht zu machen. Die österreichische Tochterairline NIKI, die besonders wertvolle Slots in Düsseldorf und Mallorca bunkerte, glitt Lufthansa in Brüssel durch die Finger.

airberlin Niki Airbus A320
airberlin Niki Airbus A320, © Ingo Lang

Am 13. Dezember zog Spohr Lufthansa aus den Verhandlungen um NIKI zurück, behielt deren Flotte aber als Pfand. Im Insolvenzverfahren erhielt zunächst IAG den Zuschlag für NIKI. Wegen Formfehlern kam die Airline erneut unter den Hammer und landete bei ihrem Gründer Niki Lauda, der NIKI später an Ryanair weiterreichte.

Turbulente Neuordung

Das Aus von Air Berlin war vielleicht abseh-, aber nicht planbar. Noch heute hallt der Marktaustritt nach: Eurowings, Easyjet und Ryanair schließen zwar nach und nach Lücken, die Air Berlin hinterließ. Das ist aber kein Selbstläufer, wie zahlreiche Flugausfälle und Verspätungen im aktuellen Sommer offenlegen.

Eurowings-Geschäftsführer Michael Knitter räumte kürzlich in der "Capital" ein, noch nie an einem Projekt mitgearbeitet zu haben, "das so kompliziert war und sich von Woche zu Woche verändert hat".
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 15.08.2018 11:25

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Beitrag vom 15.08.2018 - 21:31 Uhr
Ich meine schon den LH Checkin oder besser Baggage Drop Off gegenüber des LH Worldshops, glaub Terminal B ist das. Ich war gerade erst Mittwoch dort und stand eine halbe Stunde an. Mal sehen, wie es Samstag wird. Da aber in die Drehkreuze geflogen wird, stehen da schon ne Menge Leute mit Gepäck. Hab es aber auch schon erlebt, dass ich der einzige war. Ist trotzdem nicht nett, mehr als rechtzeitig da zu sein und trotzdem ausgerufen zu werden, weil nur zwei Schalter besetzt sind.
Beitrag vom 15.08.2018 - 17:45 Uhr
Aber bei LH Checkin gebe ich ihnen vollkommen Recht. Da steht man teilweise bis in die Haupthalle rein und wird dann auch noch ausgerufen, weil man ewig ansteht zum Koffer abgeben.
Sicher das Sie das nicht mit dem Nachbar-Check In für die anderen verwechseln? Da ist auch immer TK und QR mit Massen von Gästen und Begleitern. LH hat ja nur zwei Destinationen mit hohem Handgepäckanteil. Ich muss mich da öfters eintragen, da habe ich noch keine Schlange erlebt. Aber bin auch nicht jeden Tag dort.
Beitrag vom 15.08.2018 - 17:42 Uhr
Im Nachhinein ist das Ende von AirBerlin sehr, sehr Schade !
Das ist wohl die einzige Wahrheit hier.
Von Berlin konnte man direkt in so viele Städte fliegen wie nie zuvor und wohl wie niemals mehr in der Zukunft.
SFP 2018 zu 2017 +10 Destinationen.
Um nach Asien zu gelangen waren die Zubringerflüge nach Abu Dhabi ideal, um viele Ziele in den USA direkt zu erreichen ebenso.
Geht alles auch über Doha oder hjetzt neu Singapore. USA über Abu Dhabi ? ;-)
Ich hatte nicht eine schlechte Erfahrung im AirBerlin, gute Sitze, saubere Flugzeuge und seltenst mal ein ausgefallener Flug. Seit AirBerlin weg ist baut Lufthansa seine Präsenz in Berlin massiv ab, der komplette Ticketschalter wurde geschlossen,
Der wure noch zu AB Zeiten geschlossen
es gibt einen zentralen Check-in, der Ablauf an den Gates ist mit "chaotisch" noch gelinde ausgedrückt.
Der ist auch nicht anders als bei AB oder Easy oder allen die ex TXL anbieten. Doppelgates und alle 50 Min ein Abflug, dafür ist TXL einfach nicht gemacht.
Auch Lost & Found der Lufthansa gibt es nicht mehr und wurde an einen Billiganbieter ausgesourced.
Wurde auch schon zu AB Zeiten umgestellt
Auch fallen unglaublich viele Flüge nach München oder Frankfurt jeden Tag aus
So so, haben Sie da noch die Gewittwerwoche im Gedächtnis?
, vom gruseligen Billiganbieter Eurowings oder Easyjet "operated by obscure planes and crews" ganz zu schweigen.
Darauf haben Sie ja schon eine Antwort bekommen.
Man hätte versuchen müssen AirBerlin zu erhalten, insbesondere Berlin hat unter deren Abgang stark gelitten, weniger Tourismus, weniger Anschluss an die Welt.
Berlin hat es schon vergessen, die Flüge bieten jetzt halt andere. Von den Touristen interessiert das keine Sau. Weniger Tourismus? Einfach mal in die Satistik schauen, jedes Jahr sind es mehr Touristen. Selbst 2017 waren es 1,8% mehr, 2018 bisher +4%

Das ist Nonsens, was Sie da schreiben.

Dieser Beitrag wurde am 15.08.2018 17:47 Uhr bearbeitet.


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