Brexit
Älter als 7 Tage

Großbritannien erwägt eigene Luftfahrt-Zertifizierungsstelle

Airbus A350-900
Airbus A350-900, © Airbus

Verwandte Themen

LONDON - Die Frist bis zum Austritt Großbritanniens aus der EU läuft ab. Die britische Luftfahrtbehörde bereitet sich auf den Ernstfall vor und versammelt Experten, welche die Zulassung von Flugzeugteilen übernehmen könnten, sollte es zu einem Brexit ohne Handelsvereinbarung kommen.

Im Falle eines solchen "harten" Brexits wäre die Europäische Luftfahrtbehörde EASA nicht mehr für Großbritannien zuständig. Airlines und Flugzeugbauern bereitet dieses Szenario Sorgen.

Airbus etwa produziert Tragflächen in Großbritannien. Ohne entsprechende Vereinbarung zwischen dem Land und der EU blieben die Teile ohne die nötige Zertifizierung, um außerhalb Großbritanniens weiterverarbeitet und eingesetzt werden zu können.

Laut der britischen Luftfahrtbehörde gibt es derzeit keine direkte Abstimmung mit der EASA über die Vorbereitungen auf einen möglichen "harten" Brexit. Sowohl die Behörde als auch die EASA bevorzugen demnach, dass der status quo beibehalten wird. Dennoch suchen die Briten bis zu 20 Ingenieure und loten aus, welchen Aufwand eine eigene Zertifizierungsstelle mit sich bringen würde.

Bilaterale Abkommen

Premierministerin Theresa May steht unter Druck zu zeigen, dass sie sich auch vom Verhandlungstisch verabschieden würde, falls die EU-Verhandlungsführer ihren sogenannten Chequers Plan für eine Einigung ablehnen.

In diesem Zusammenhang hat die Regierung einige Dokumente veröffentlicht, die Unternehmen als eine Art Gebrauchsanweisung für einen "harten" Brexit dienen sollen.

Zudem konzentriert sich die britische Luftfahrtbehörde darauf, bilaterale Abkommen mit den drei wichtigsten außer-europäischen Herstellerländern von Flugzeugen - den USA, Brasilien und Kanada - auszuhandeln.

Diese sogenannten BASAs ermöglichen es den beteiligten Ländern, gegenseitig ihre Luftfahrtprodukte als sicher anzuerkennen. Zwischen den USA und Großbritannien gibt es bereits eine solche Vereinbarung - sie schließt jedoch die Reparatur und Wartung von Flugzeugen in Großbritannien aus, die in den USA registriert sind.

Die britische Luftfahrtbehörde hofft laut ihrem Verteter für politische Angelegenheiten Tim Johnson inständig auf eine Einigung zwischen der EU und Großbritannien.
© aero.de, Bloomberg | Abb.: Airbus | 06.09.2018 10:52

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 06.09.2018 - 15:00 Uhr
GB hat wohl eingesehen, dass es am 29.03.2019 für die EU-Staaten ein Drittland sein wird. Daher beginnen jetzt an allen Ecken und Enden die Reparaturarbeiten, um den harten Brexit abzufedern.
Für die Industrie natürlich ein Desaster.
Darüber hinaus bleiben bei einem Austritt ohne Vertrag die Besitzverhältnisse an den Airlines problematisch. Sie müssten nämlich mehrheitlich in der Hand europäischer Investoren liegen.
D.h. z.B. British Airways müsste, um den gleichen Verkehr aufrecht zu halten, umstrukturieren, also die Mehrheit abgeben.
Übrigens sind Boris Johnson, Farage u.a. schon längst von der Fahne gegangen und haben dem Wahlvolk den angerichteten Schaden hinterlassen.
Beitrag vom 06.09.2018 - 13:07 Uhr
Ich befürchte dies ist "Too little, too late". Der harte Brexit wird kommen und in der Branche großes Chaos verursachen. Dies ist vor allem für Airbus "Bad News". Ob man sich schon eine Hintertür geöffnet hat. Was macht eigentlich Shorts Bros. in Irland zur Zeit? Als Produktionsstandort und Zulieferer wird GB für Airbus zum "Problem Kind", wenn nicht gar zur existentiellen Bedrohung. Wenn schon sonst nichts in den Verhandlungen klappt, wären beide Seiten gut beraten die Arbeitsgrundlage von Airbus nicht zu unterminieren. Aber möglicherweise sieht das ein Boris Johnson ja eher positiv, sozusagen ein Verhandlungschip gegenüber Brüssel.

Das wird in jedem Fall sehr interessant, wenn auch nicht unbedingt lustig.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden