Niederlande stocken Anteile auf
Älter als 7 Tage

Frankreich sieht Klärungsbedarf bei Air France-KLM

KLM Boeing 787
KLM Boeing 787-9, © KLM Boeing 787

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PARIS - Frankreich erlebt ein blaues Wunder: ein Aktienzukauf der Niederlande bei der Fluglinie Air France-KLM verärgert die Regierung in Paris und sorgt für Verunsicherung im Konzern. Den Haag fordert bei der Entwicklung von KLM und des Drehkreuzes Amsterdam-Schiphol mehr Mitsprache ein.

"Es dürfen auf keinen Fall innenpolitische Debatten am Tisch des Verwaltungsrats ausgetragen werden", warnte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Mittwoch und forderte die niederländische Regierung auf, über ihre Absichten aufzuklären.

Noch deutlichere Worte fand Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire: "Die Entscheidung der niederländischen Regierung ist unverständlich und unerwartet." Die französische Regierung und der Verwaltungsrat der Allianz seien im Vorhinein nicht über das Vorhaben informiert gewesen.

Am Dienstagabend wurde bekannt, dass der niederländische Staat für 680 Millionen Euro seinen Anteil auf 12,68 Prozent an der Fluggesellschaft Air France-KLM aufgestockt hatte und nun bald so viele Anteile wie Frankreich hält. Ziel sei es, den Einfluss auf die Airline zu stärken, so der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra der Nachrichtenagentur ANP zufolge.

Letztlich will die Regierung in Den Haag auf einen Anteil von rund 14 Prozent kommen - das würde dann der Beteiligung des französischen Staates entsprechen, der 14,3 Prozent an der Holding hält.

Air France hatte sich 2004 mit der niederländischen Airline KLM zusammengeschlossen. Nach Angaben von Finanzminister Hoekstra senden die Niederlande mit dem Aktienkauf ein deutliches Signal, dass sie die Interessen von KLM, der Öffentlichkeit und auch des Flughafens Schiphol stärker schützen wollen.

Die Niederlande wollten damit einen Beitrag für ein gesundes Unternehmen Air France-KLM leisten, aber auch die niederländischen Interessen in diesem gemeinsamen Luftfahrtunternehmen deutlicher zum Ausdruck zu bringen. "Die Crux ist, dass Schiphol von enormer Bedeutung für die niederländische Wirtschaft ist. Wir wollen sicherstellen, dass dies für lange Zeit so bleibt", sagte Hoekstra ANP zufolge.

Aus dem französischen Wirtschaftsministerium hieß es, dass das Verhalten der Niederländer eher an die Techniken von Aktienhändlern als an einen staatlichen Aktionär erinnere. Es sei gegenüber dem Verwaltungsrat von Air France und den anderen Aktionären "überraschend" und "unfreundlich" gewesen, vorab nicht über diese Entscheidung zu informieren.

Le Maire hat nun seinen niederländischen Amtskollegen eingeladen, nach Paris zu kommen, damit dieser die niederländischen Absichten erklären könne, kündigte Präsident Macron an. Dies sei wichtig, denn Air France-KLM sei ein großes europäisches Unternehmen mit vielen Mitarbeitern - nicht nur aus Frankreich und den Niederlanden.

Einstieg "ohne Rücksprache"

Macron und Le Maire betonten, dass das nun die Interessen von Air France-KLM gewahrt werden müssten. "Die Grundsätze der guten Führung müssen respektiert werden", erklärte Le Maire. Es dürfe keine "staatliche Einmischung" geben.

"Der Verwaltungsrat wird die Auswirkungen dieser neuen Beteiligung auf die Gruppe, ihre Mitarbeiter, ihre Führungsstruktur und ihren Marktwert genau beobachten", teilte Air France-KLM mit. Die Fluggesellschaft bestätigte, dass der niederländische Staat den Anteil "ohne Rücksprache" erworben hatte. Nun solle sichergestellt werden, dass diese neue Beteiligung die neue Arbeitsdynamik der Gruppe nicht beeinflussen werde.

Air France-KLM hat trotz eines turbulenten Sommers mit Chefwechsel und Streiks in Europa 2018 mehr verdient. Unter dem Strich blieb ein Gewinn in Höhe von 409 Millionen Euro und damit deutlich mehr als ein Jahr zuvor mit 163 Millionen, hatte der Konzern unlängst mitgeteilt. 75 Prozent der operativen Gewinns von 1,3 Milliarden Euro hatte allerdings KLM erwirtschaftet.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: KLM | 27.02.2019 15:31

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Beitrag vom 27.02.2019 - 20:14 Uhr
Die Bemerkungen der französischen Politiker klingen nach einem Faible für Komödien.


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