Industrielle Landwirtschaft
Älter als 7 Tage

Brasilianische Luftfahrt im Sumpf

Streckennetz ASTA
Streckennetz ASTA, © Asta

Verwandte Themen

BRASÍLIA - In der letzten Privatisierungsrunde fanden die Flughäfen im brasilianischen Mato Grosso international wenig Beachtung - dennoch investierte ein Konsortium eine Summe, die ein Vielfaches über dem Mindestgebot der Regierung lag. Sie spekulieren auf einen Boom der industriellen Landwirtschaft.

Knapp 190.000 Euro wollte die brasilianische Regierung mindestens als Anfangsinvestition für das Recht, 30 Jahre lang die Flughäfen Marechal Rondon, Sinop, Rondonópolis und Alta Floresta zu betreiben. Bekommen hat sie knapp 9,5 Millionen Euro.

Das Konsortium Aeroeste hat diese Summe geboten - es setzt sich aus zwei Unternehmen zusammen, die unter anderem für den Betrieb eines großen Bahnhofs in São Paulo verantwortlich zeichnen.

Großen Bahnhof erwarten sie sich nun offenbar auch im Bundesstaat Mato Grosso: der gilt unter Enthusiasten der industriellen Landwirtschaft als Eldorado. Präsident Jair Bolsonaro sieht in industrieller Landwirtschaft und in der Ausbeutung von Bodenschätzen eine gigantische, bisher kaum angezapfte Geldquelle.

Von indigenen Völkern und deren verbrieftem Recht auf Land hält er dagegen wenig, wie er regelmäßig klar macht. "(Reservate der, Red.) Indigenen ersticken die industrielle Landwirtschaft", sagte er bereits 2015 in einem Interview. "Die Indigenen sprechen unsere Sprache nicht, sie haben kein Geld, sie haben keine Kultur. Wie kann es sein, dass sie 13 Prozent unseres Territoriums halten?"

In Mato Grosso leben sechs verschiedene indigene Völker in 14 Gebieten mit unterschiedlichem Schutzstatus. An seinem ersten Tag im Amt übertrug Bolsonaro die Verantwortung für Gebiete der Indigenen an das Landwirtschaftsministerium.

Im Januar 2019, dem ersten Monat seiner Amtszeit wurden laut Daten des Instituts Mensch und Umwelt in Amazonien (Imazon) mit 1800 km² 54 Prozent mehr Regenwald abgeholzt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. 32 Prozent davon entfielen auf Mato Grosso.

Der Ausbau der Luftfahrt-Infrastruktur könnte diese Entwicklung beschleunigen - denn ein Problem bei der Ausbeutung der Regenwaldregion lag bisher in der schweren Erreichbarkeit der abgelgenen Gebiete.

Die Nachfrage des Agrarsektors nach Flügen hat laut "aeroflap" zwischen dem ersten Halbjahr 2018 und dem ersten Halbjahr 2019 um 79 Prozent zugenommen.

Die Regionalairline Asta Linhas Aéreas hat darauf mit der Ausweitung ihres Streckennetzes reagiert und wird in Zukunft elf kleine und mittlere Flughäfen in Mato Grosso anfliegen. Touristen, die eines der größten Feuchtbiotope der Welt - das Pantanal - besuchen möchten - werden auf diesen Flügen wohl die Ausnahme sein.
© aero.de | Abb.: Aeroeste | 04.08.2019 08:35


Kommentare (0) Zur Startseite

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden