Flughafen Istanbul
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Größer, weiter – besser?

Neuer Flughafen Istanbul
Neuer Flughafen Istanbul, © Andreas Spaeth

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ISTANBUL – In der Türkei ist der Standort des neuen Flughafens Istanbul an der Küste des Schwarzen Meeres 40 Kilometer nördlich der Metropole am Bosporus stets umstritten gewesen. Aktuelle Zahlen sollen belegen, dass der größte und neueste Flughafen Europas weniger Probleme hat als berichtet.

Denn nachdem der wiederholt verschobene Umzug vom alten, stadtnahen Atatürk Airport an die Schwarzmeerküste im April erfolgreich verlaufen war häuften sich zuletzt die kritischen Meldungen.

Der Flughafen, der ohne umgebende Infrastruktur allein gut zehn Milliarden Euro gekostet hat, ist derzeit Europas größter und gilt als Prestigeprojekt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

In den ersten vier Monaten des Flugbetriebs am neuen Standort sind die Passagierzahlen gegenüber den entsprechenden Vorjahresmonaten am Atatürk Airport um 2,4 Prozent gesunken.

Der Chief Operating Officer des Flughafenbetreibers, Mehmet Büyükkaytan, führt dies vor allem auf das Grounding der Boeing 737 MAX zurück, von der Turkish Airlines bereits zwölf Flugzeuge besitzt, die derzeit am neuen Flughafen abgestellt sind.

"Wir verzeichnen durch den MAX-Ausfall einen Rückgang im türkischen Inlandsverkehr um 15 bis 16 Prozent", so Büyükkaytan gegenüber aero.de in Istanbul. "Der internationale Verkehr ist hingegen um vier bis fünf Prozent gewachsen seit dem Umzug, die Zahl der Flugbewegungen gleich geblieben."

Allerdings hatte sich dieser Trend bereits 2018 angedeutet, als am alten Flughafen der Inlandsverkehr um zwei Prozent sank, während das internationale Passagieraufkommen um zehn Prozent gestiegen war.

Gleichzeitig bemüht sich der Flughafen Istanbul gegenüber aero.de, die in der Türkei aufgelaufenen Kritikpunkte am neuen Flughafen zu entkräften. Und die Liste der Beschwerden ist lang: Zu viele Durchstartmanöver wegen unberechenbarer Winde, viele Vogelschläge, Gefahr von Schließungen wegen Nebels – alles aufgrund der nach Ansicht von Kritikern falschen Standortwahl.

Außerdem gibt es Beschwerden über lange Rollzeiten der Flugzeuge am Boden sowie extrem weite Entfernungen, die die Passagiere im Terminal zu Fuß zurücklegen müssen. Das Gebäude mit einer Fläche von 1,4 Millionen Quadratmetern ist das zweitgrößte Terminal der Welt unter einem Dach.

Zwanzig Minuten Fußweg zum Gate

Allerdings gibt es innerhalb des Komplexes außer weniger Rollsteige und Elektrofahrzeuge für Gehbehinderte keinerlei Transportsysteme, um Fluggäste schneller ans Gate zu bringen.

Bis zu 20 Minuten Fußweg nach der Sicherheitskontrolle bis zu den entlegensten Gates weist sogar ein Hinweis in der Turkish Airlines-Lounge auf. Am Problem der langen Fußwege wird sich auch in Zukunft nichts wesentlich ändern. Die anderen Kritikpunkte allerdings will der Flughafen nicht gelten lassen.

Der türkische Verkehrsminister Cahit Turan hatte kürzlich eingeräumt, dass in den ersten zweieinhalb Monaten des Flughafenbetriebs in fast 180 Fällen Flugzeuge den Anflug hätten abbrechen und durchstarten müssen, auch wegen potenziell gefährlicher Scherwinde.

Der Flughafen legt nun gegenüber aero.de exakte Zahlen vor. Danach habe es vom Betriebsstart am 7. April bis Ende Juli insgesamt 255 Abbrüche von Landungen und Durchstartmanöver gegeben.

Dies allerdings stünde 445 gleichen Vorgängen in den entsprechenden Vorjahresmonaten am Atatürk Airport entgegen. Bei den Vogelschlägen ist der Unterschied zugunsten des neuen Flughafens noch auffälliger: Seit Beginn der ersten Flüge am neuen Flughafen im November 2018 bis zum 1. August 2019 habe es am neuen Ort insgesamt 16 Fälle von Vogelschlag gegeben, seit dem vollen Umzug im April waren es 13.

Im Vergleichszeitraum des Vorjahres gab es am Atatürk Airport allerdings 75 Fälle. Experten warnen nun vor dem nahenden Herbst. Da der Flughafen mitten in einem Zugvogelgebiet liegt, das dann von rund einer Million Störche durchquert wird, steige die Gefahr von Vogelschlägen erheblich.

Lange Rollzeiten am Boden sind bei der großen Ausdehnung des neuen Flughafens unvermeidlich, auch wenn bisher nur rund die Hälfte der 7.650 Hektar großen Fläche bebaut ist. Diese Fläche ist die drittgrößte der Welt, nach Dammam in Saudi Arabien und Denver/Colorado.

Bis 2028 sind in Istanbul insgesamt acht Start- und Landebahnen geplant, von denen sechs unabhängig betrieben werden können. Derzeit verfügt Istanbul über drei Pisten, von denen eine nur als Reserve dient, während die beiden anderen den Parallelbetrieb erlauben.

"Die Rollzeiten liegen hier zwischen sieben und 35 Minuten", sagt der COO. Die offiziellen Durchschnittswerte betragen 25,5 Minuten für startende Flugzeuge und 13,5 Minuten für Ankommende nach der Landung. Am Atatürk Airport betrug die durchschnittliche Rolldauer lediglich insgesamt 20,5 Minuten.

"Mit der Eröffnung der dritten Bahn in der ersten Jahreshälfte 2020 hoffen wir die Rollzeit im Schnitt auf 15 Minuten zu senken", sagt Mehmet Büyükkaytan gegenüber aero.de.

Außerdem gäbe es anders als am Atatürk Airport keine Warteschleifen für Flugzeuge am neuen Standort. Allerdings kann sich auch das in der Nebelsaison im Herbst ändern räumte selbst der Transportminister ein und warnte vor Verspätungen.

Das ficht den COO nicht an: "Das wird kein größeres Problem, weil unsere beiden Bahnen mit ihren Instrumenten-Landesystemen Anflüge der Kategorie 3B bei extrem wenig Sicht ermöglichen."
© Andreas Spaeth | Abb.: Andreas Spaeth | 31.08.2019 13:33


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#14707
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Beitrag vom 17.10.2021 - 20:05 Uhr
was ist, gibt es Probleme?
Beitrag vom 16.08.2021 - 10:34 Uhr
@FloCo:
Das 'bemängele' ich an dem Beitrag:
"Planungen gibt es schon etwas länger. Nur haben die keinen der jeden Nasenpopel ins aero Forum schreibt. Und das hat auch seine Gründe. Und die Ereignisse überschlagen sich aktuell etwas schneller als auch Sie und ich uns das wohl ausmalen konnten. Andererseits kann man nicht bei jedem Ereignis gleich und sofort mit Sack und Pack das Land verlassen. Man hat eine Botschaft in dem Land eingerichtet die schließlich hoheitliche Aufgaben zu erledigen hat, incl. Betreuung der sich vor Ort befindlichen deutschen Bürger.".
Weil es nicht stimmt, quasi komplett falsch ist (und mich, wie schon öfters, diskreditieren sollte).

Außenminister H.Maas und Verteidigungsministerin A.Kramp-Karrenbauer werden zu Recht kritisiert - weil sie die Lage völlig falsch eingeschätzt und entsprechend schlecht 'vorbereitet' haben. Das kann man in anderen Medien (nicht Luftfahrtforen) nachlesen, z.B. auf Spiegel.de.

Aber prinzipiell haben Sie Beide Recht, ich hätte darauf gar nicht reagieren sollen. Mein Fehler.

Tut mir leid, aber ich kann in dem von Ihnen bemängelten Kommentar keinerlei Bezug zu Ihrem Kommentar sehen. Wie soll dieser Kommentar Sie dann diskreditieren?
Der User @Otto West redet über Planungen, die Sie mit keinem Wort erwähnt haben, der User @GB allerdings schon. Wie schaffen Sie es da sich gleich wieder in die Opferrolle zu lesen, dass Sie der User hier diskreditieren will? Der Kommentar von @74 bitte 63 würde dazu taugen; auf den nehmen Sie aber keinen Bezug.

Genau genommen antworten Sie jetzt hier auf einen Kommentar, der keinen wirklichen Bezug zu dem Ihrigen hat mit einer Beleidigung... und das gerade von Ihnen, wo Sie doch immer so sehr auf den guten Umgangston achten und immer sofort nach Moderation, Sperrungen und sonstigen rufen, wenn Sie sich angegriffen fühlen...

Das ist das, was ich nicht verstehe hier...

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