Thomas Cook-Pleite
Älter als 7 Tage

Aus der Zeit gefallen?

LONDON - Thomas Cook hat den Modernisierungsprozess verschlafen, blafft die britische Luftfahrtbehörde CAA am Tag der Pleite des weltweit ältesten Touristik-Konzerns. Unterdessen regt sich Kritik an der Regierung - sie hätte nach Ansicht von Beobachtern einiges mehr für die Rettung tun können.

"Die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs wächst, weil wir Unternehmen im ganzen Land den Rücken stärken", twittern die britischen Konservativen ausgerechnet am 23. September. Das Timing könnte schlechter nicht sein: an diesem Tag ist die Rettung des Thomas Cook-Konzerns gescheitert.

Ein Tweet der britischen Konservativen sorgt am Tag der Thomas Cook-Pleite für Empörung, © @Conservatives

Gut 9.000 Jobs stehen allein in Großbritannien auf dem Spiel, weltweit sind es insgesamt 21.000. Entsprechend fallen die Reaktionen auf den Tweet aus. "Das hören die "Thomas Cook-Mitarbeiter sicher gerne", schreibt etwa ein User. "Ihr Mangel an Gespür ist grenzenlos", attestiert ein anderer der Partei.

Unverständnis regt sich bei Beobachtern indes auch dafür, dass die Regierung im Zuge der Rückholaktion "Matterhorn" 45 Flugzeuge chartert, um britische Thomas Cook-Kunden nach Hause zu holen, sie gleichzeitig offenbar aber nicht bereit war, den Betrieb des Touristikkonzerns mit einem Notkredit zu sichern.

Nach Ansicht der nationalen Luftfahrtbehörde CAA hat Thomas Cook die Modernisierung der Branche verschlafen. Thomas Cook habe weiterhin mit Broschüren gearbeitet, während die Konkurrenz schon auf Barcodes umgestellt habe, sagte CAA-Chefin Deirdre Hutton am Montag dem Sender BBC.

Es gebe aber noch andere Gründe für die Pleite des Unternehmens, etwa den "unglaublichen" Wettbewerb im Markt. "Unglaublicher" Wettbewerb plus die Ungewissheit, mit der auch andere Unternehmen seit Monaten im Zuge des Brexit kämpfen.

Einer der wenigen, die darin Chancen wittern, ist Wizz Air-CEO Jozsef Varadi, der erst vor wenigen Tagen Interesse an Vermögenswerten von Airlines angemeldet hat, die der Brexit zu Boden drücken könnte.

Piloten: "Condor ist für sich genommen profitabel"

Die deutsche Pilotengewerkschaft VC Cockpit hält unterdessen einen weiteren Betrieb der Condor für möglich. "Die Condor ist für sich genommen eine profitable Fluggesellschaft, die stets sicher und zuverlässig arbeitet", sagt Sprecher Janis Schmitt gegenüber aero.de.

Die Gewerkschaft unterstütze die Mitarbeiter bei ihrem Kampf um die Gewährung eines Notkredits durch die Regierung. Condor hat laut der Deutschen Presseagentur ein Darlehen in Höhe von 200 Millionen Euro beantragt.

Operation "Matterhorn" holt britische Bürger heim

Britische Reisende, die sich derzeit verteilt auf 55 Länder in einem Thomas Cook-Urlaub befinden, sollten sich laut Deirdre Hutton trotz der Pleite keine Sorgen machen.

Die CAA werde dafür sorgen, dass die etwa 150.000 Thomas-Cook-Kunden kostenlos nach Großbritannien zurückfliegen, tönte sie. "Jeder einzelne da draußen wird zu der Zeit zurück nach Hause kommen, zu der sein Urlaub endet."

Auf der offiziellen Infoseite der Behörde wird dieses Versprechen freilich realtiviert. "Die Passagiere (sollten, Red.) mit erheblichen Verspätungen bei ihren Reiseplänen rechnen, und wir bitten Sie, uns zu unterstützen, während wir Vorkehrungen für die Rückreise nach Großbritannien treffen", heißt es dort.

"Wir werden versuchen, Sie so nah wie möglich an Ihre ursprüngliche Zeit zu bringen, und wenn möglich werden wir versuchen, Ihren Urlaub nicht zu verkürzen, aber Ihr Rückführungsflug kann vor der Zeit Ihres ursprünglichen Thomas Cook-Flugs starten."
© aero.de, dpa | Abb.: Thomas Cook | 23.09.2019 12:29


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