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ATR startet STOL-Version für kurze Pisten

ATR startet STOL-Version für kurze Pisten
ATR startet STOL-Version für kurze Pisten , © ATR

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TOULOUSE – Der französisch-italienische Flugzeughersteller ATR wird seine erfolgreiche Turboprop-Familie um eine neue Version für besonders kurze Start- und Landebahnen erweitern. Die ATR 42-600S soll mit bis zu 40 Passagieren auf Pisten von nur 800 Meter Länge operieren können - der Erstkunde braucht diese Eigenschaft dringend.

"Mit der ATR 42-600S können viele Airlines ihre Horizonte erweitern, weil sie bis zu 500 neue Flughäfen in aller Welt erreichen kann", sagte ATR-Chef Stefano Bortoli. So viele Flugplätze verfügen nach ATR-Angaben über Pisten von nur 800 bis 1.000 Meter Länge. 

Die Musterzulassung wird für das zweite Halbjahr 2022 erwartet und die Erstauslieferung kurz danach. Bisher liegen 20 Absichtserklärungen für Bestellungen vor, neben der Leasingfirma Elix Aviation Capital ist der Launch Customer Air Tahiti, die das Flugzeug besonders dringlich benötigt. 

Die Regionalgesellschaft operiert unter besonderen Bedingungen im weit verstreuten Inselreich Französisch-Polynesiens, dessen 118 Inseln sich über ein Gebiet so groß wie Westeuropa verteilen. Nur 47 Inseln verfügen über Flugplätze und werden regelmäßig angebunden. 

"An fünf Zielorten können wir die ATR bisher nicht einsetzen, weil die Bahnen zu kurz sind", sagte der CEO von Air Tahiti, Manate Vivish, jetzt in Papeete in einem Interview mit aero.de.

Seine Gesellschaft beförderte 2018 insgesamt 826.000 Passagiere mit einer Flotte aus sieben ATR 72-600 sowie zwei ATR 42-600, Tendenz stark steigend - daher wurde kürzlich eine weitere ATR 72 aus Südafrika geleast. 

Doch dort wo die ATRs nicht landen können ist bisher eine komplizierte Logistik erforderlich. So etwa auf dem abgelegenen Marquesas-Archipel, dessen beide Hauptinseln mit den weltweit längsten ETOPS-Flügen von Turboprops mit Tahiti verbunden werden, Flugzeit über drei Stunden. 

Die beiden kleineren Marquesas-Inseln Ua Pou und Ua Huka mussten bisher mit eigens dort stationierten Twin Otters an die Nachbarinseln mit längeren Pisten angeschlossen werden. Das schlägt sich in extrem hohen Flugpreisen nieder - ab 376 Euro pro einfacher Strecke kostet die Umsteigeverbindung von hier nach Tahiti. 

"Wir haben eine Absichtserklärung für zwei ATR 42-600 unterschrieben und hatten gehofft sie spätestens Anfang 2022 zu bekommen, um damit sowohl die Twin Otters als auch unsere bisherigen beiden ATR 42 zu ersetzen", so Manate Vivish. Nun wird es mit Ende 2022 fast ein ganzes Jahr länger dauern.

"Wir haben bereits Tests mit unseren vorhandenen ATR 42 auf Ua Pou und Ua Huka unternommen zum Pilotentraining", berichtet Vivish. "Das Seitenleitwerk der STOL-Version ist größer für besseren Flugeigenschaften, normalerweise braucht eine ATR etwa 1.200 Meter lange Pisten, so tun es auch 800 Meter", erklärt der CEO. 

"Die neue Version liefert 100 Prozent Schub beim Start, das allerdings führt zu Einbußen bei ihrer Lebensdauer, wobei die Motoren die gleichen wie bisher sind", so Vivish. 

Für Kurzlandungen kann die ATR 42-600S mit symmetrisch ausfahrenden Spoilern die Bremswirkung erhöhen, ein Autobrake-System liefert volle Bremskraft unmittelbar nach dem Aufsetzen. ATR sieht durch die neue Version eine Erweiterung ihres potenziellen Marktes um 25 Prozent.
© Andreas Spaeth | Abb.: Andreas Spaeth | 09.10.2019 20:09

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Beitrag vom 10.10.2019 - 09:38 Uhr
Endlich mal wieder eine positive Nachricht aus der Welt des Flugzeugbaus :-) - auch wenn Ende 2022 von heute aus gesehen noch sehr weit hin ist und Air Tahiti diese lange Wartezeit sicherlich nicht so prickelnd findet.


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