"Wilma"
Älter als 7 Tage

Lufthansa sucht den schnellsten Weg ins Flugzeug

Lufthansa Airbus A350-900 Premium Economy Class
Lufthansa Airbus A350-900 Premium Economy Class, © aero.de

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FRANKFURT - Passagiere der Lufthansa müssen sich beim Einstieg ins Flugzeug auf ein neues Verfahren einstellen, mit dem die Airline Zeit sparen will. Nebenbei sollen mit der neuen Methode Konflikte minimiert werden, die beim Gerangel um den richtigen Sitz und ausreichenden Platz entstehen.

"Zwei Minuten hören sich erst einmal nicht viel an, sind aber schon rund zehn Prozent des Boarding-Prozesses", sagt Vicky Scherber, die seit einem guten Jahr an dem neuen System tüftelt.

Im Grundsatz werden die Passagiere künftig danach aufgeteilt, ob sie einen Platz am Fenster, in der Mitte der Sitzreihe oder am Gang gebucht haben. Bei amerikanischen Fluggesellschaften, aber auch bei Air France oder British Airways lautet die Reihenfolge beim Einsteigen längst "Window-Middle-Aisle", liebevoll auch "Wilma" abgekürzt.

Der Lufthansa-Konzern will dieses Konzept von diesem Donnerstag (7. November) an auf Europa-Flügen seiner Netz-Gesellschaften Lufthansa, Austrian und Swiss über den Winter einführen.

Auf der für Wenigflieger ohnehin schon komplexen Bordkarte werden die Lufthansa-Gesellschaften neben Abflug-Gate und Sitzplatz-Nummer eine weitere Rubrik eintragen, nämlich die Boarding-Gruppen 1 bis 5. Unverändert dürfen zunächst Familien mit kleinen Kindern und hilfsbedürftige oder mobilitätseingeschränkte Gäste einsteigen, sagt Scherber, die bei der Lufthansa-Group für die Passagier- und Gepäckprozesse verantwortlich ist.

Dann kommen in den Gruppen 1 und 2 die privilegierten Stammkunden (Senatoren, Hons) sowie Passagiere mit teuren Business- oder Ecoflex-Tickets, unabhängig von der gebuchten Sitzposition.

Gruppe 3 meint dann die Economy-Passagiere mit Fensterplatz, Gruppe 4 die Mitte und schließlich die 5 für Menschen, die am Gang sitzen. Diese Plätze sind besonders bei groß gewachsenen Menschen beliebt.

Wenig Optimismus bei Reisenden

Familien, Paare und Gruppen würden zum Einsteigen aber nicht getrennt, versichert die Lufthansa-Expertin Scherber. Die Software sorge dafür, dass zusammen gebuchte Passagiere in dieselbe Boarding-Gruppe kämen und dann auch gemeinsam einsteigen könnten.

Zumindest dieses Problem gab es nach dem bisherigen System nicht, wo die Passagiere gestaffelt nach Sitzreihen ins Flugzeug gelassen wurden.

In Internet-Foren zeigen sich erfahrene Flugreisende nur wenig optimistisch, dass das neue Boardingverfahren vieles positiv verändern wird. Den eigentlichen Grund für die Staus im Gang sehen sie nämlich im knappen Platz in den Gepäckschalen oberhalb der Sitze, den "Bins".

Seitdem die Airlines für jedes aufgegebene Gepäckstück zusätzliche Gebühren verlangen, reicht der Platz auf einem vollbesetzten Mittelstreckenflug nur noch für die Utensilien einer guten Hälfte der rund 200 Passagiere.

Ein weiteres Problem: Viele Fluggäste sind zu Beginn des Boardings noch gar nicht am Flugsteig, sondern hetzen als Umsteiger auf den letzten Drücker zum Flieger.

Selbst mit der besten Voreinteilung lässt sich daher nicht verhindern, dass auch ganz am Schluss des Prozesses noch Passagiere mit Fensterplätzen in die Kabine kommen.

Wer zuletzt kommt, hat dann häufig Probleme, noch eine Lücke zu finden. Im Zweifel wandert sein Gepäck noch in den Frachtraum. "Solange sie nicht endlich das Handgepäck auf eine Menge beschränken, die in den Bins Platz hat, werden auch die ausgeklügeltsten Boarding-Verfahren nichts nützen", unkt beispielsweise ein Vielflieger aus Brüssel.

"Natürlich gehen wir im Zuge der Umstellung auch das Thema Handgepäck an", versichert Scherber. Es gebe inzwischen deutlich mehr Kontrollen und zudem verstärkt Aufforderungen, die Taschen und Rollkoffer doch noch kurz vor Abflug freiwillig und unentgeltlich abzugeben.

Doch letztlich behalten viele Menschen ihre Sachen gerne bei sich, auch um am Zielflughafen Zeit zu sparen. Mit dem neuen Boarding-Prozess geht diese Rechnung für Menschen, die gerne am Gang sitzen, wohl seltener auf.
© dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 05.11.2019 13:37

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Beitrag vom 05.11.2019 - 23:57 Uhr
Das normale Boarding - mit Stau und stressfreiem Warten - ist ein Luxusartikel geworden, weil die Flieger erst im letzten Moment für das Boarding bereitgestellt werden???
Man könnte etwas früher mit dem Boarding beginnen. Zumindest gelegentlich wäre das tatsächlich möglich, manchmal sind die Bodenzeiten eben sehr kurz wegen verschiedenster Gründe.
Dabei beißt sich die Katze aber leider in den Schwanz. Ich überspitze das zur besseren Übersicht mal etwas. Einen vollbesetzten A321 in 20 Minuten zu boarden ist schlicht zum Scheitern verdammt. 30 Minuten könnten klappen, 35 Minuten wären wohl besser. Jetzt meint es einer gut und beginnt 60 Minuten vorab die Passagiere abzurufen. Das mache ich genau einmal mit, danach überlege ich mir ob ich lieber 55 Minuten im Flugzeug sitze oder ob ich noch einen Drink an der Cocktailbar nehme.
Beitrag vom 05.11.2019 - 23:19 Uhr
Wenn man das Handgepäck und die Jacke verstaut, muss der Nachfolgende warten. Das ist unabhängig von der Klasse (Businness, Eco) und der Sitzposition (Fenster, Mitte,Gang).
Sicher macht es Sinn, erst den Fensterplatz, dann den Platz in der Mitte und zum Schluss den Platz am Gang zu besetzen.
Das boarding ist nur dann schnell, wenn man die Paxe schon im Wartebereich "richtig einsortiert".
Aber: Je weniger Platz zur Verfügung gestellt wird, desto grösser ist die Chance für einen Stau!
Jede Fluggesellschaft versucht, den Stein den Weisen zu finden - klingt irgendwie suboptimal bis lächerlich.
Wäre das nicht die Aufgabe des Flughafenbetreiber? Das Schema gilt doch für z. B. alle Flugzeuge mit einem Gang.
????
Das normale Boarding - mit Stau und stressfreiem Warten - ist ein Luxusartikel geworden, weil die Flieger erst im letzten Moment für das Boarding bereitgestellt werden???
Beitrag vom 05.11.2019 - 22:21 Uhr
Modhinweis
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nachstehende Beiträge wegen Thead-Doppeleröffnung hierher verschoben.
Fly-away
Moderator
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Beitrag vom 05.11.2019 - 14:15 Uhr
User LuftfahrtfanMH User (77 Beiträge)
Wie wäre es, wenn - auch aus Sicherheitsgründen - nur kleines Handgepäck für die Kabine zugelassen würde und die großen Koffer wieder für den Frachtraum aufgegeben werden müssen? Ggf. auch in der Form, dass die Aufgabe von Gepäck dafür wieder kostenlos wird. Aber in der heutigen Zeit, wo offensichtlich "jede Sekunde zählt", ist das wohl Wunschdenken.
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Beitrag vom 05.11.2019 - 14:31 Uhr
User FloCo Vielflieger User (247 Beiträge)
Also bei meinem letzten BA Flug gab es da noch keine Restriktion nach Window - Middle - Aisle. Und der Flug war vor 2 Wochen! Keine Ahnung, wo diese Info herkommt. Es gibt da 5 Boarding Gruppen, ja, aber davon sind die ersten 3 für die verschiedenen Stati und 4 und 5 werden sogar zusammen geboardet.

Insgesamt wird das aber auch nichts bringen. Wenn man sich mal einen normalen Flug von Hamburg nach Frankfurt oder München anschaut, sind doch mittlerweile eh gut 30% Prio Boarding berechtigt oder steigen zumindest dabei ein.

Und dann steigen danach dann die anderen "nicht privilegierten" ein und dann sitzen da die "privilegierten" schon in der Mitte oder am Gang im ganzen Flieger verteilt. Wie soll das dann eine Ersparnis bringen?

Es steht und fällt doch wirklich damit, dass die Leute weniger Handgepäck dabei haben und da sehe ich das größte Problem gar nicht unbedingt bei den Kosten, sondern auch am Flughafen. Ich gebe meinen Koffer auf der Strecke HAM-STR gerne ab, einfach weil es komfortabler ist und man sich so die Kämpfe um die Gepäckfächer spart. Auf der Strecke STR-HAM gebe ich meinen Koffer aber so gut wie nie ab, einfach weil man dann in Hamburg Gefahr läuft, ne Stunde auf seinen Koffer warten zu müssen. Da muss Lufthansa als größter Kunde in Hamburg endlich mal Druck machen, dass der FLughafen das Chaos in den Griff bekommt.

WILMA wird in meinen Augen nichts bringen und scheitern. Das ist zu kompliziert für den Otto-Normal-Bürger und entweder steigt dann trotzdem jeder dann ein, wenn er will oder der Boarding Prozess Verzögert sich, weil man die Leute wieder zurückschicken muss, wenn man sie wirklich wegen einer falschen Boarding Gruppe abweist.
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Beitrag vom 05.11.2019 - 15:23 Uhr
UserDME User (22 Beiträge)
Irgendwie alles kalter Kaffee. Kennt fast jeder bereits. Mal von außen nach innen boarden, dann von hinten nach vorn, am schnellsten geht es wohl bei freier Sitzplatzwahl.
Man spart am Ende drei bis fünf Minuten. Wenn es klappt. Dann steht man zehn Minuten an der Rollbahn und alles ist wie früher.

Dieser Beitrag wurde am 05.11.2019 22:23 Uhr bearbeitet.


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