"Miserables Jahr"
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Airline-Verband kappt Gewinnprognose

Brian Pearce
Brian Pearce, © IATA

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GENF - Globale Handelskonflikte und die Unsicherheit durch den Brexit trüben die Gewinnaussichten für Fluggesellschaften weiter ein. Weltweit dürften Airlines in diesem Jahr nur noch einen Gewinn von insgesamt 25,9 Milliarden US-Dollar (23,4 Mrd Euro) einfliegen, teilte der Weltluftfahrtverband IATA am Mittwoch in Genf mit.

Das sind gut zwei Milliarden Dollar weniger als noch im Juni geschätzt und fast zehn Milliarden weniger als vor einem Jahr prognostiziert. 2020 soll es der IATA zufolge wieder aufwärts gehen.

So rechnet der Verband für 2020 mit einem Branchengewinn von 29,3 Milliarden Dollar. Das wäre das elfte Jahr in Folge mit schwarzen Zahlen. Die fetten Jahre 2015 bis 2017 mit mehr als 34 Milliarden Dollar Gewinn seien aber vorerst vorbei. Zudem könnte die Klimadebatte dazu führen, dass Menschen weniger Flugtickets kaufen.

Wie sich das Geschäft im kommenden Jahr entwickelt, hängt aber auch von der Dauer des Flugverbots für Boeings Mittelstreckenjet 737 Max ab. Viele Fluggesellschaften haben Jets der Reihe bestellt, für die nach zwei tödlichen Abstürzen ein weltweites Startverbot gilt. Die fehlenden Maschinen hatten bei betroffenen Airlines bereits zu hohen Mehrkosten geführt. Wann die Maschinen wieder abheben dürfen, ist bislang offen.

2019 hatte das Startverbot nach Angaben von IATA-Chefökonom Brian Pearce nur einen unbedeutenden Einfluss auf das Ergebnis der Branche. Der Verband geht davon aus, dass die Maschinen der Reihe vom kommenden Jahr an wieder fliegen dürfen. Weil dann aufgeschobene Bestellungen nachgeholt werden, könne die Kapazität stärker wachsen als die Nachfrage - vor allem in den USA, wo besonders viele Airlines auf die Auslieferung der neuen Maschinen warten.

Den im weltweiten Vergleich besonders profitablen Fluglinien in Nordamerika sagt die IATA auch deshalb für 2020 einen Gewinnrückgang von 16,9 auf 16,5 Milliarden Dollar voraus. Damit schneiden sie allerdings in beiden Jahren besser ab als 2018, als sie einen Profit von 14,5 Milliarden Dollar eingeflogen hatten.

Die Fluggesellschaften in Europa dürften der IATA zufolge im laufenden Jahr einen Gewinneinbruch von 9,1 Milliarden auf 6,2 Milliarden Dollar verbuchen, bevor es 2020 wieder auf 7,9 Milliarden Dollar aufwärts gehen soll. Dabei weist der Verband auf die besonders großen wirtschaftlichen Unterschiede bei den hiesigen Fluglinien hin.

Handfeste Frachtkrise

Die insgesamt recht gute Entwicklung verdecke, dass eine lange Reihe von Airlines Verluste schreibe oder nur gerade so an der Gewinnschwelle fliege. Dadurch habe es in der Region auch 2019 eine Reihe von Pleiten in der Branche gegeben, etwa dem deutschen Ferienflieger Germania und dem isländischen Billigflieger Wow Air.

"2019 war ein miserables Jahr", sagte IATA-Chefökonom Pearce. Das Frachtgeschäft schrumpfte sogar, "das schlechteste Ergebnis seit der Finanzkrise 2008 und 2009", befand Pearce. "Handelskriege haben keine Gewinner", warnte IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac.

Der Verband hofft auf stabilere Verhältnisse vor der Präsidentenwahl in den USA im November 2020. Die IATA repräsentiert nach eigenen Angaben 82 Prozent des weltweiten Flugverkehrs, darunter einige Billigfluggesellschaften.

In Europa sei die Zahl der Städteverbindungen, die von drei oder vier Gesellschaften angeboten werden, weiter gestiegen, sagte Pearce: "Für Fluggäste ist das ein außergewöhnlich guter Deal." Weil weltweit viele Airlines finanziell nur knapp über die Runden kämen oder Verluste machten, gebe es weiter Raum für Zusammenschlüsse oder Übernahmen.

Im nächsten Jahr sollen 4,7 Milliarden Passagiere befördert werden nach 4,5 Milliarden in diesem Jahr. Das Frachtvolumen soll von 61 Millionen auf 62,4 Millionen Tonnen steigen.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: IATA | 12.12.2019 07:09


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