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Streik bei LSG Sky Chefs vor Weihnachten

LSG Sky Chefs
LSG Sky Chefs, © Deutsche Lufthansa AG

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FRANKFURT - Streik in der Küche: Passagiere der Lufthansa müssen sich kurz vor Weihnachten zwar auf eingeschränkte Bordverpflegung einrichten, nicht aber auf umfassende Flugausfälle - die Fluggesellschaft will an diesem Donnerstag (19. Dezember) ihr volles Programm absolvieren.

Die Gewerkschaft Verdi hat in den Flughafen-Großküchen in Frankfurt und München zu einem 24-Stunden-Streik aufgerufen. Einzelne Verspätungen oder Ausfälle seien aber nicht gänzlich auszuschließen, ergänzte ein Sprecher.

Mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo hat Lufthansa hingegen am Mittwoch eine Schlichtung begonnen, so dass von dieser Seite zunächst keine weiteren Streiks drohen.

Auf innerdeutschen und Europa-Flügen könne voraussichtlich bis einschließlich Samstag keinerlei Bordverpflegung angeboten werden, sagte ein Unternehmenssprecher in Frankfurt. Auf der Langstrecke ab Frankfurt und München würden die Passagiere hingegen mit einem reduzierten Angebot aus vorbereiteten Verpflegungsboxen versorgt.

Auf Flügen nach Deutschland gebe es hingegen das normale Angebot, weil an den ausländischen Flughäfen nicht gestreikt werde. In den deutschen Passagier-Terminals will die Lufthansa Verpflegungsstationen einrichten. Wem das alles zu unbequem und ungewiss sei, könne auch kostenfrei umbuchen.

Hintergrund des Arbeitskampfes ist der bereits beschlossene, aber noch nicht vollzogene Verkauf des Europageschäfts der Cateringtochter LSG Sky Chefs an den Schweizer Weltmarktführer Gategroup. Verdi verlangt tarifliche Absicherungen für die betroffenen Mitarbeiter, möglichst in einem trilateralen Tarifvertrag zwischen Verdi, Lufthansa und Gategroup. Unter dem neuen Eigentümer erwartet die Gewerkschaft Sparmaßnahmen und niedrigere Gehälter.

"Wir fordern die LSG auf, das Einkommen der rund 7000 Beschäftigten tarifvertraglich abzusichern", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Katharina Wesenick nach mehreren Betriebsversammlungen vom Vortag. Trotz monatelanger Verhandlungen hätten die Beschäftigten weiterhin keinen rechtlichen Anspruch auf Entgeltabsicherungen. Man sei von der Lufthansa hingehalten worden. Verdi hatte unter anderem auf Warnstreiks verzichtet.

Lufthansa sieht den designierten Eigentümer Gategroup in der Pflicht. Dieser habe einen nicht näher bezifferten Betrag vorgesehen, der einem Sozialausgleich über drei Jahre entspreche. Lufthansa hatte sich bereit gezeigt, den LSG-Beschäftigten gestaffelt nach Betriebszugehörigkeit noch für teils mehr als zehn Jahre Flüge zu Mitarbeiterkonditionen anzubieten.

Auch für die Weiterführung von Jobtickets wollte man sich einsetzen. Man habe sich allerdings für den Fall von Streiks vorbehalten, diese Regelungen nicht umzusetzen. Wesenick sprach in diesem Zusammenhang von einem "Erpressungsversuch" der Lufthansa. Man wolle die Großküchen an den beiden Hauptdrehkreuzen mit einem "100-Prozent-Streik" lahm legen.

Insgesamt sind bei der LSG weltweit etwa 35.500 Menschen beschäftigt. In den nun verkauften Unternehmensteilen inklusive einiger Spezialaktivitäten arbeiten nach Lufthansa-Angaben etwa 7100 Mitarbeiter, die 2018 einen Jahresumsatz von 1,1 Milliarden Euro erwirtschaftet haben.

Das gesamte Unternehmen machte im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 3,2 Milliarden Euro einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 115 Millionen Euro, lag damit aber deutlich unter der Rentabilität im Gesamtkonzern Lufthansa.

Die frühere Swiss-Tochter Gategroup gehört seit April der asiatischen Investmentgesellschaft RRJ Capital. Das Unternehmen beschreibt sich als weltweit führender Anbieter von Bordverpflegung und damit verbundenen Dienstleistungen. Weltweit beschäftige man mehr als 43.000 Menschen und versorge aus mehr als 200 Betrieben jährlich mehr als 700 Millionen Fluggäste. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz 4,9 Milliarden Schweizer Franken (4,32 Mrd Euro).

Schlichtung in der Kabine

In dem bereits zu einem zweitägigen Streik mit rund 1.500 Flugausfällen eskalierten Tarifkonflikt zwischen Lufthansa und der Kabinengewerkschaft Ufo haben die Schlichter am Mittwoch ihre Arbeit aufgenommen.

Ex-Arbeitsagentur-Chef Frank-Jürgen Weise und der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) kamen mit den zerstrittenen Tarifparteien zusammen, um den Umfang der zu lösenden Probleme festzulegen. Lufthansa wie Ufo haben erklärt, eine möglichst umfassende Schlichtung anzustreben. Auf deren Grundzüge hatte man sich bereits im November bilateral geeinigt, war dann aber im gegenseitigen Misstrauen doch nicht zueinander gekommen.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 18.12.2019 14:31

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Beitrag vom 19.12.2019 - 10:07 Uhr
Das alles nur um Arbeitnehmer zu drücken? Nur? Bisschen großer Aufwand.

Da hat LH bei seinen Piloten schon einen ganz anderen Aufwand betrieben (Jade, Jump etc) der in die Hose ging (für beide Seiten)

Dieser Beitrag wurde am 19.12.2019 10:07 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 19.12.2019 - 10:06 Uhr

Bei Preissteigerungen rein in Deutschland verliert Lufthansa also nur 60 %. Im Ausland 100 %.

Auf jeden Fall sind die 40 % Beteiligung schon ein Grund zu streiken. Hier geht es nur darum die Arbeitnehmer zu drücken.


über welches Ausland sprechen wir denn hier? Innerhalb Europas kann man die Verpflegung für den Rückflug ohne Probleme schon ab Frankfurt bzw. München mitnehmen. Das Geschäft außerhalb Europas ist in dem Deal nicht drin. Wo ist also das Problem?

Mal ganz im Ernst, warum wird hier so ein großes Ding um die steigenden Kosten für die Lufthansa gemacht? Mal davon abgesehen, dass contrail schon richtig auf die festgelegten langfristigen Konditionen hingewiesen hat, wie machen es denn die anderen? Die überleben doch auch, ohne dass die ein eigenes Catering Geschäft haben. Scheint also ganz gut zu funktionieren.
Beitrag vom 19.12.2019 - 09:48 Uhr
„ An den beiden deutschen Standorten will Lufthansa zudem mit 40 Prozent Anteilseigner an einem neu zu gründenden Gemeinschaftsunternehmen bleiben.“
Bei Preissteigerungen rein in Deutschland verliert Lufthansa also nur 60 %. Im Ausland 100 %.

Auf jeden Fall sind die 40 % Beteiligung schon ein Grund zu streiken. Hier geht es nur darum die Arbeitnehmer zu drücken.
Kann man so sehen, kann man aber auch anders interpretieren. Durch die langfristige Bindung der LH D an die GG sind zumindest die Arbeitsplätze da und gesichert. Das Werk Fremdairlines in FRA wird zu 100% an GG gehen. Was sie damit machen wird man sehen, sie sind ja schon in diesem Geschäft und die Airlines müssen die Verträge jetzt neu schließen. Ausgang ungewiss.
Die Bedingungen für das Catering sind laut PM langfristig vereinbart, denn beide Seiten brauchen Planungssicherheit. Schon allein durch die Größe.
Das alles nur um Arbeitnehmer zu drücken? Nur? Bisschen großer Aufwand.


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