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Ist der Suchoi Superjet besser als sein Ruf?

Azimuth Airlines SSJ100
Azimuth Airlines SSJ100, © Azimuth Airlines

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MOSKAU - Bei Passagieren beliebt, genießt der Suchoi Superjet bei seinen Betreibern einen eher zweifelhaften Ruf. Klagen über häufige Ausfälle und lange Standzeiten beherrschten zuletzt das Bild. Doch offenbar geht es auch anders, wie das Beispiel Azimuth Airlines aus Russland zeigt.

Unter allen Fluglinien, die den Suchoi Superjet einsetzen, nimmt Azimuth Airlines seit jeher eine Sonderrolle ein: der russische Regionalcarrier mit Sitz in Krasnodar ist weltweit die einzige Airline, deren Flotte ausschließlich aus Superjets besteht.

2014 gegründet, nahm Azimuth im September 2017 den Flugbetrieb auf und hatte seither nie ein anderes Muster im Dienst. Elf Suchoi Superjet 100 setzt Azimuth gegenwärtig ein, bis 2022 soll der Bestand auf 16 Flugzeuge aufgestockt werden.

Mit den kleinen Regionaljets bedient die Airline von ihren Hubs Krasnodar und Rostow am Don aus vor allem Ziele abseits der Ballungsgebiete wie zum Beispiel Jaroslawl, Pskow, Kaluga, Perm odert Tscheljabinsk. Aber auch Moskau, Sankt Petersburg, Jerewan in Armenien oder Tel Aviv in Israel stehen auf dem Programm.

Ab 22. Dezember soll sogar eine Verbindung von Krasnodar nach München hinzukommen, die zweimal pro Woche bedient wird.

Zuverlässigkeit nahe 100 Prozent

Das Jahr 2019 verlief für Azimuth nach eigenen Angaben sehr erfolgreich. Im dritten Quartal habe man erstmals die operative Gewinnschwelle übertreten. Einen großen Beitrag dazu leiste auch das eingesetzte Flugzeug - der Suchoi Superjet, der nach Meinung von Azimuth-Mitinhaber Witali Wantsew zu Unrecht gescholten wird.

Über Azimuth
Typ Linienfluggesellschaft
Basis Rostov Platov
Maschinen 11
Destinationen 32
Routen 58
© Daten bereitgestellt von ch-aviation
Schließlich liege die Zuverlässigkeit der geleasten Maschinen bei Azimuth inzwischen bei 99,8 Prozent. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Superjet - trotz der Kritik, die wir gehört haben und die sich auf diesen Flugzeugtyp konzentriert", so Wantsew.

Der Sitzladefaktor von durchschnittlich 85 Prozent erweckt zudem den Eindruck, dass der für 98 Passagiere ausgelegte Superjet für die Bedürfnisse von Azimuth Airlines wie geschaffen ist.

Mit dem Rückenwind der Regierung

Zwischen Januar und Oktober 2019 beförderte Azimuth mit seinen Superjets etwa 1,03 Millionen Passagiere, das Jahresziel von 1,2 Millionen Fluggästen scheint in greifbarer Nähe.

Trotzdem spricht Airline-Mitinhaber Wantsew von einer "sehr herausfordernden Aufgabe", die auf den Schultern seiner Fluggesellschaft laste, "da wir eine Flotte mit ausschließlich russischen Flugzeugen betreiben und 80 Prozent unserer Strecken regionale Städtepaare verbinden, abseits von Moskau."

Aus diesem Grund genießt Azimuth Airlines auch staatliche Förderung: 2019 stellte die russische Regierung laut dem Portal Russian Aviation Insider insgesamt fast 8 Millarden Rubel (112 Millionen Euro) für die Entwicklung des Regionalflugverkehrs bereit. Mehr als 30 der 58 Routen, die Azimuth anbietet, werden aus diesem Topf bezuschusst.

Auf Einkünfte, die auf diesen Strecken erzielt werden, muss Azimuth außerdem keine Mehrwertsteuer zahlen. Darüber hinaus profitiert die junge Airline von den Vergünstigungen, mit denen der Kreml russischen Fluglinien die Produkte der einheimischen Luftfahrtindustrie schmackhaft machen möchte.

Derlei Rückenwind hilft selbstverständlich bei der Erfüllung des selbstauferlegten Anspruchs, "das neue Gesicht der Luftfahrt in Südrussland" zu verkörpern. Dennoch zeugt die gesunde Entwicklung von Azimuth davon, dass man auch intern einiges richtig macht – und dass der Suchoi Superjet nicht zwangsläufig ein Krisenflugzeug sein muss.
© FLUG REVUE - PZ | Abb.: Azimuth Airlines | 22.12.2019 09:39

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Beitrag vom 23.12.2019 - 13:36 Uhr
Skeptisch bin ich sofort, wenn eine Airline mit einer hohen Auslastung punkten möchte. Das ist niemals ein Indiz für ein solides Geschäftsmodell, denn wer allein das in die Runde wirft, blendet jedes Detail über Kostendeckung aus.
Komischerweise sind es meistens die strauchelnden Airlines, die das Thema "Auslastung" so in den Vordergrund spielen. Es war beispielsweise wirklich traurig zu lesen, dass Air Berlin stets eine hohe Auslastung hatte. Was hilft es einem, wenn man pro Gast 15 Euro verliert. :(

Darüber hinaus ist große Vorsicht geboten, wenn ein einziges Quartal als Indiz heran gezogen wird, solide zu wirtschaften. Wer sich damit auskennt wird wisse, nahezu jede Fluglinie dieser Welt betreibt ein gewisses Saisongeschäft, es gibt starke Quartale und schwache Quartale. Man wird der Öffentlichket dabei gewiss nie die drei anderen Schwachen nenen...

Wobei die oft starke Quartale immer die anteilig viel gravierend schwachen ausgleichen müssen. Im Prinzip wie bei einem Eiscafé.
Der Blick auf den Sommer ist nie eine Aussage für ein tolles Geschäft, das bekommt jedes Eiscafé die Tische voll (außer es hat schäbiges Eis oder verramscht das Eis unterm Einkaufspreis -> der Trick um die "Auslastung").
Als Eiscafé (oder Airline) ist es viel wichtiger zu gucken, reicht das Geschäft im kurzen Sommer um den langen Winter zu überleben.

Prinzipiell wären also die drei weiteren Quartale spannend!

Darüber hinaus dürfte ForzaRWE auch absolut recht haben, dass das garantiert von außen massig Geld durch direkte oder indirekte Subventionen gepumpt wird.

Sie waren anscheinend noch nie in Russland da ist eine Auslastung von 85% unterdurchschnittlich ,das beweißt auch Aeroflot wo es für russische Verhältnisse nicht gerade Billig Tickets gibt ,es war der klare Auftrag von der Regierung ,Alle Flüge die nicht über Moskau oder St,Petersburg geführt werden zu fördern um so weiter man in den Osten kommt umso schlechter die Infrastruktur ,das hat auch mit dem Permafrost zu tun ,da ist man auf Heli und für Längere Strecken auf Jets angewiesen.
Auf einem kürzerem Flug hatte ich in Sibirien das vergnügen mit einer Ll 2 zu fliegen ,die sitze waren eher Campingstuhle als Flugzuegsitze ,der Flieger war vollgestopft mit allem Möglichen sogar ein Schaf und Hühner waren an Port ,würde sagen zu 110% ausgelastet.
Da sind 85% Auslastung schon sehr wenig im Verhältnis dazu.
Beitrag vom 23.12.2019 - 11:38 Uhr
Sie fliegen mit einem subventionierten Flugzeug (einfach mal bei RusAviaInsider nachlesen wie viel Subventionen in GTLK fließen) über 50% subventionierte Routen und PZ nennt das eine "gesunde Entwicklung".

Ein wenig kritischer dürfte Euer Journalismus schon sein.

Warum?! Ist es Aufgabe einer Luftfahrtseite die Subventionen von regionalen, dezentralen Strecken zu beurteilen? Auf den Routen gibt es keine Konkurrenz, da ohne Subventionen die Strecken gar nicht bedient würden! Und grad im Hinterland braucht man zuverlässige und schnelle Transportwege in der Luft.
Beitrag vom 23.12.2019 - 09:40 Uhr
Sie fliegen mit einem subventionierten Flugzeug (einfach mal bei RusAviaInsider nachlesen wie viel Subventionen in GTLK fließen) über 50% subventionierte Routen und PZ nennt das eine "gesunde Entwicklung".

Ein wenig kritischer dürfte Euer Journalismus schon sein.

Natürlich wird der Superjet hier von der russischen Regierung subventioniert und das wird im Artikel ja auch klar und unmissverständlich gesagt. Man könnte aber hinzufügen: Wo ist das nicht der Fall? Was ist der Riesen-Militäretat, den Boeing jedes Jahr vom Pentagon bekommt, anderes als eine Subvention? Die öffentlichen Subventionen sind Airbus bei der WTO gerade finanziell schmerzhaft auf die Füße gefallen. Dass China seine "Comac" ohne staatliche Subventionen entwickelt, ist auch kaum glaubhaft. Die russischen Subventionen für den "Superjet" sind also kein entscheidendes Argument.
Entscheidend wird vor allem sein: Kommt die Maintenance von Sukhoi auf ein konkurrenzfähiges Level, so dass es zu marktfähigen Einsatzzeiten dieses Flugzeugs kommt? Dass die Maschine rein technisch und von ihrer prinzipiellen, "theoretischen" Leistungsfähigkeit her mit seinen "westlichen" Konkurrenten, der Embraer 190 und dem A 220-100, mithalten kann, ist eigentlich unbestritten.

Dieser Beitrag wurde am 23.12.2019 09:43 Uhr bearbeitet.


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