"Das wird so nix, das wird so nix"

BRAUNSCHWEIG - Sinkmanöver aus dem Steigflug: 2017 wurde es zwischen einem Airbus A319 von Germanwings und einem Ultraleichtflugzeug am Stuttgarter Flughafens knapp. Nach fast dreijähriger Aufarbeitung des Vorfalls hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) die Akte geschlossen.

Stuttgart, 26. Juni 2017: Germanwings Flug 2464 hat den Airport am späten Nachmittag in Richtung London verlassen als in 1.200 Fuß Höhe der Kollisionswarner TCAS anschlägt. Die Piloten gehen vom Steig- in den Notsinkflug über - und werden unmittelbar vor eine Entscheidung gestellt.

Aufgrund der geringen Flughöhe aktiviert sich die Bodenkollisionswarnung des Airbus A319: "Don´t sink. Don´t sink." Der Kapitän entscheidet, dass die TCAS-Anweisung Vorrang hat, und will ihr bis auf 400 Fuß Flughöhe - gute 120 Meter über Boden - folgen.


"Die Enhanced Ground Proximity Warnung wurde seitens der Besatzung des A319 während des Ausweichmanövers bewusst in Kauf genommen", hält die BFU in ihrem Abschlussbericht fest. Für den Verkehrskonflikt im Stuttgarter Abflugsektor ist demnach der Pilot eines Ultraleichtflugzeugs verantwortlich, der "Funkanweisungen des Tower-Lotsen trotz Bestätigung nicht befolgt (hat)".

Der 65 Jahre alte Pilot war laut BFU seit zwei Jahren in Besitz einer UL-Lizenz und durfte den Stuttgarter Flughafen mit seiner Dynamic WT9 überfliegen, sollte die startende A319 zuvor aber durchlassen. "Die zieht unter Umständen steil hoch, also bitte dahinter überqueren", funkte der Fluglotse.

Sekunden später befindet sich die Ultraleichte weiter auf Kollisionskurs zum Airbus, der Tower greift ein: "Drehen Sie einmal nach rechts weg und danach Überqueren, das wird so nix. (...) Das wird so nix, jetzt äh beschleunigt Richtung Norden fliegen."

Nach Berechnungen der BFU näherte sich die Dynamic dem Airbus bis auf 180 Meter vertikal und 370 Meter horizontal an.