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Airbus wird nach Verlustjahr vorsichtiger

Airbus Langstreckenfamilie
Airbus Langstreckenfamilie, © Airbus S.A.S

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TOULOUSE - Milliardenstrafen wegen Korruptionsvorwürfen haben dem Airbus das Rekordjahr 2019 verhagelt. Der neue Konzernchef Guillaume Faury will 2020 Stabilität in die Produktionslinien bringen - eine 70er-Rate im Brot-und-Butter-Programm A320neo steht nicht mehr auf Prioritätenliste.

Airbus zieht Bilanz: während Airbus dem US-Rivalen Boeing die Rolle als weltgrößter Flugzeughersteller abjagte, verbuchte der Konzern wegen hoher Strafen unter dem Strich einen Verlust von knapp 1,4 Milliarden Euro. Verschlechterte Exportchancen für den Militärtransporter A400M trugen ihr Übriges dazu bei.

Unter diesen Vorzeichen setzt sich der neue Airbus-Chef Guillaume Faury für sein erstes ganzes Jahr an der Konzernspitze eher vorsichtige Ziele.

So soll der Konzern im Jahr 2020 etwa 880 Verkehrsflugzeuge an seine Kunden ausliefern und damit nur 17 mehr als im Vorjahr, wie Airbus am Donnerstag in Toulouse mitteilte. Dabei hatte Faurys Vorgänger Tom Enders für 2019 ursprünglich sogar bis zu 890 Maschinen als Ziel ausgegeben.

Im wichtigen A320neo-Programm hält Faury an der aktuellen Hochlaufplanung auf 63 Flugzeuge pro Monat ab 2021 fest. Auch in den direkten Folgejahren will Airbus die 70er-Schwelle nicht testen. Für 2022 und 2023 steckte Faury am Donnerstag Haltelinien bei 65 beziehungsweise 67 A320neo pro Monat ab.

Den um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern will Faury nun von knapp 7 Milliarden auf rund 7,5 Milliarden Euro steigen. Analysten hatten für 2020 jedoch im Schnitt schon mit fast 8 Milliarden Euro gerechnet.

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten schlecht an. An der Pariser Börse verlor die Aktie am Morgen mehr als 2 Prozent. Das bedeutete den letzten Platz im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50.

Dank der gewachsenen Flugzeugproduktion steigerte Airbus seinen Umsatz im abgelaufenen Jahr um elf Prozent auf 70,5 Milliarden Euro. Während die Erlöse im Verkehrsflugzeug-Geschäft um 14 Prozent zulegten, musste die Rüstungs- und Raumfahrtsparte Airbus Defence and Space einen leichten Rückgang hinnehmen. Der operative Gewinn (Ebit) brach vor allem wegen der Milliardenstrafen konzernweit um fast drei Viertel auf 1,3 Milliarden Euro ein.

Das lag auch daran, dass sich Airbus kaum noch Chancen ausrechnet, seinen Militärtransporter A400M in nächster Zeit nach Saudi-Arabien zu verkaufen. Daher verbuchte das Unternehmen Ende 2019 eine Sonderbelastung von 1,2 Milliarden Euro.

Die Exportaussichten für das Flugzeug gestalteten sich immer schwieriger, berichtete das Management und nannte dazu vor allem das deutsche Ausfuhrverbot für Rüstungsgüter nach Saudi-Arabien als Grund.

Die Maschine, die wegen technischer Probleme, Verzögerungen und Pannen jahrelang für Negativschlagzeilen sorgte, hatte bei Airbus und den Käuferstaaten bereits zuvor Mehrkosten in Milliardenhöhe verursacht. Saudi-Arabien hat die A400M bisher nicht bestellt

Allerdings hatte sich die Airbus-Führung dort offenbar große Chancen ausgerechnet, die durch das seit der Ermordung des Journalisten Kashoggi verhängte Exportverbot zunichte gemacht werden.

Die in diesem Zusammenhang verbuchte Milliardenbelastung führte dazu, dass Airbus 2019 letztlich tiefer in die roten Zahlen sackte als sein kriselnder US-Konkurrent Boeing, der infolge des anhaltenden Flugverbots für seinen Mittelstreckenjet 737 MAX seit März 2019 in einer schweren Krise steckt. Trotz milliardenschwerer Sonderbelastungen verlor Boeing 2019 unter dem Strich nur 636 Millionen Dollar (583 Mio Euro). Im Vorjahr hatte Boeing noch 10,5 Milliarden Dollar (9,6 Mrd Euro) verdient, Airbus gut drei Milliarden Euro.

Analysten hatten die Belastung bei der A400M offenbar nicht auf dem Zettel gehabt. Ihren Schätzungen zufolge wäre Airbus trotz der Milliardenstrafen noch in den schwarzen Zahlen geblieben. Und mit der geplanten Dividende für 2019 blieb der Konzern hinter den Erwartungen zurück. Die Ausschüttung soll zwar von 1,65 auf 1,80 Euro je Aktie steigen. Analysten hatten im Schnitt mit mehr als 2 Euro gerechnet.

All dies überschattet nun das im Rennen mit Boeing eigentlich erfolgreiche Jahr 2019. Im Kampf um die Marktführerschaft hatte Airbus erstmals seit Jahren Boeing den Titel abgejagt. Der US-Konzern steckt wegen der Probleme bei seinem modernisierten Mittelstreckenjet 737 Max in einer schweren Krise. Nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten hatten Behörden in aller Welt Passagierflüge mit dem Flugzeugtyp untersagt.

Boeing rechnet inzwischen damit, dass die Maschinen noch bis Mitte 2020 am Boden bleiben müssen. Das Flugzeug ist der meistgefragte Passagierjet des US-Konzerns und sollte für rund zwei Drittel der jährlichen Auslieferungen stehen. Mit der Neuauflage der seit den 1960er Jahren gebauten Boeing 737 mit größeren sparsameren Triebwerken hatte der Hersteller auf den Erfolg des Airbus-Konkurrenzmodells A320neo reagiert, das sich aber noch deutlich besser verkaufte als die "Max".

Allerdings muss Airbus wegen fragwürdiger Geschäftspraktiken beim Verkauf von Verkehrsflugzeugen und Satelliten tief in die Tasche greifen. Der Löwenanteil der Strafen von 3,6 Milliarden Euro geht mit 2,1 Milliarden an Frankreich, der Rest an Großbritannien und die USA. Auslöser der Ermittlungen war eine Selbstanzeige des Unternehmens.

Airbus baut A220-Beteiligung aus

Zudem verkündete Airbus am Donnerstag, dass sich der in eine Finanzkrise geratene Bombardier-Konzern bei seinem letzten großen Flugzeugprogramm aussteigt. Airbus und die kanadische Provinz Québec übernehmen Bombardiers verbliebenen Anteil an den Gemeinschaftsunternehmen für den Kurz- und Mittelstreckenjet A220.

Der Airbus-Anteil steigt damit von gut 50 auf 75 Prozent. Airbus zahlt Bombardier dafür 591 Millionen US-Dollar. Québec stockt seinen Anteil auf 25 Prozent auf, ohne weiteres Geld zu zahlen.

Der kanadische Bombardier-Konzern hatte sein Engagement bei dem Jet schon infrage gestellt. Die Kanadier hatten das Flugzeug ursprünglich als Bombardier C-Serie entwickelt, sich dabei aber finanziell übernommen. Mitte 2018 war Airbus als Retter bei dem Projekt eingestiegen. Das Flugzeug wird seither unter dem Namen Airbus A220 vermarktet.

Airbus will das Volumen deutlich hochfahren, um dann deutlich günstiger produzieren zu können. Doch Bombardier wollte oder konnte kein weiteres Geld nachschießen. Denn der Flugzeug- und Zughersteller aus Kanada steckt in einer schweren Krise. Schon im Januar hatte er Aktionäre mit einer Gewinnwarnung geschockt und seine Beteiligung am A220-Gemeinschaftsunternehmen in Frage gestellt.
© dpa-AFX | Abb.: Airbus | 13.02.2020 06:43

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Beitrag vom 18.02.2020 - 11:51 Uhr
@marbu

Was hier als „Gewinnbeteiligung“ bezeichnet wird heißt im Tarifrecht EVV Ergebnis variable Vergütungsbestandteile. Wie das Wort Vergütungsbestandteile schon sagt, ist es Bestandteil der Vergütung. Meist ist das ganze ein Kompromiss um Lohnerhöhungen zu vermeiden bzw diese Lohnerhöhungen nur bei entsprechend gutem Geschäft zu zahlen. Die Mitarbeiter haben dafür also meistens auf eine Erhöhung von ihren Löhnen und Gehältern verzichtet.
Durch Bockmist auf den höheren Ebenen - welche jene MA sicher nicht zu verantworten haben - fällt der Bilanzgewinn jetzt also negativ aus. Ergo gehen die Mitarbeiter leer aus. Auch wenn sie alles gegeben haben / nur beste Arbeit abgeliefert haben.
Meiner Meinung nach ist die Aussage des anderen Users also korrekt dass die Strafzahlung auf die MA umgelegt wurde.

Im übrigen werden sich die Verantwortlichen für diese Strafen in den letzten Jahren schon ihre Millionenboni eingesteckt haben. Haften jetzt aber 0,0 für ihren Mist bzw gehen halt im Zweifel 1 Jahr Bonustechnisch leer aus.

Ein Liquiditätsproblem von Boeing herbei zu reden ist gelinde gesagt auch ziemlicher Unfug.
Liquidität kann nur dann zum Problem werden wenn die Kreditwürdigkeit in Frage steht oder es generell zu Kreditengpässen kommt wie in der Finanzkrise 2007.
Zum zweiten Punkt sei gesagt dass wie jedem bekannt sein dürfte seitdem die Zentralbanken monatlich Milliarden in die Märkte pumpen. Es gibt also mehr als genügend Kredite und die Geschäftsbanken wissen schon gar nicht mehr wohin mit den Krediten.
Da ist ein Kreditwürdiger Kunde wie Boeing mehr als Willkommen. Sieht man ja auch an dem 12 Milliarden Kredit. Welcher Konzern bekommt sowas in einer Krise mal eben schnell aus dem Ärmel geschüttelt?!
Dann wäre auch noch der Weg über Anleihen etc offen. Wie man am Boeing Aktienkurs sieht haben die Märkte mehr als nur viel Vertrauen in Boeing. Eine Anleihe zu plazieren sollte also ein leichtes sein

Vielleicht sind Sie ein guter Flieger (ja ich weiß Pilot wäre angebrachter) oder Konstrukteur oder was sonst. Aber von Wirtschaftswissenschaften im Allgemeinen, Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft im Besonderen haben Sie wenig Ahnung und Verständnis.

So handelt beispielsweise eine Zentralbank nie mit privaten Unternehmen. In Deutschland ist die Zentralbank die deutsche Bundesbank. Wenn der Staat mit privaten Unternehmen verhandelt und Geschäfte macht, ist es die Staatsbank KfW (= Kreditanstalt für Wiederaufbau). Das eine (Zentralbank ist der "Hüter der Eährung") ist volkswirtschaftlich bedingt (Geldpolitik) das andere betriebswirtschaftlich (Unternehmensfinsnzierung).

Ähnlich bei Ihren Vergütungsansprüchen. Ein variabler Vergütungsanspruch hat mit Gewinn nichts zu tun. Beispiel Verkäufer. Dieser bekommt regelmäßig eine fixe und variable Vergütung. Den fixen Anteil bekommen sie immer ausbezahlt. Der variable Vergütungsanteil richtet sich nach dem in einer bestimmten Zeitperiode erzielten Verkaufserfolg. Z.B. der Autoverkäufer der im Monat 20 Autos verkauft hat eben dann i.d.R. ein höheres Gehalt als der Kollege Autoverkäufer der nur 10 Autos verkauft. Eigentlich logisch - nicht? (Ja und es gibt auch x-verschiedene Variationsmöglichkeiten für eine flexible Vergütung) Aber mit Gewinnbeteiligung hat das alles nichts zu tun.

Bleibt für mich nur die Frage, wer hier ziemlichen Unfug schreibt und dazu noch Kraut und Rüben verwechselt und sie dennoch vermischt.

Wäre nett wenn Sie ein bisschen respektvoller schreiben. Die sind in diesem Fall nicht so schlau wie sie denken.
Gewinnbeteiligung regelt jede Firma individuell. Bei Airbus werden Mitarbeiter am Gewinn beteiligt. Ist Bestandteil des Arbeitsvertrages. Entsteht kein Gewinn gibts auch keine Gewinnbeteiligung. Ganz einfach.
Beitrag vom 15.02.2020 - 08:23 Uhr

Ja, ich wusste, dass Sie sich auf dieses Stichwort Lufthansa hier entsprechend melden würden - das sind wie bei Pawlow wirklich absolut konsistente Reflexe, auf die man sich hundertprozentig verlassen kann - meinerseits LOL!
Übrigens: Carsten Spohr (Spohr, nicht Sport, aber das ist nicht wichtig) habe ich in meinem Beitrag überhaupt nicht erwähnt. Er hat mit dem Thema, das ich behandelt habe, nämlich überhaupt nichts zu tun. Das muss Ihnen aber nicht auffallen.

Oh, machen wir Kindergarten draus: ich wusste aber auch, dass Sie als Sie das geschrieben haben, dachten, dass ich was dazu schreiben würde. Deswegen habe ich das gemacht. Also wirklich....
Oh ja, entschuldigen Sie bitte die Autokorrektur an meinem Handy und dass ich die Nachricht noch fix beim Einstiegen in den Flieger geschrieben habe (noch mehr Kindergarten). Ich weise Sie aber demnächst auch gerne darauf hin, wenn Sie mal wieder einen Tippfehler oder einen Ihrer berühmten verschachtelten Sätze raushauen.
Sie haben doch vorher auch die Lufthansa “Fanboys” bzw. solche im generellen ins Spiel gebracht. Das hatte doch mit dem Thema auch nichts zu tun. Warum darf ich dann für die Argumentation in meinen Beiträgen keine neuen Punkte einbringen?

Und nochmals die Bitte: antworten Sie doch einfach mal auf die ganzen Themen, wo Sie eine Behauptung aufstellen, diese dann von anderen, die Sie dann gerne als Fanboys abstempeln, kritisiert oder widerlegt wird. Dann haben wir nämlich eine kritische Diskussion. Wenn Sie einfach immer nur Ihre Thesen raushauen und sich danach nicht wieder dazu äußern, dann sollten Sie sich hier nicht darüber beschweren, dass durch Leute, die eine andere Meinung haben als Sie, keine Diskussion zu Stande kommen kann.

@Mods: Sorry, war der letzte Beitrag dazu von mir. Aber das musste ich na los werden.

Eigentlich hatte doch @Nicci72 (frei nach Pawlow) die Lufthansa in diesen Thread hier reingezogen, obwohl es um Airbus geht.

@FloCo & @ contrail55
Ich bin auf eurer Seite 👍😉
Beitrag vom 15.02.2020 - 07:29 Uhr

Ja, ich wusste, dass Sie sich auf dieses Stichwort Lufthansa hier entsprechend melden würden - das sind wie bei Pawlow wirklich absolut konsistente Reflexe, auf die man sich hundertprozentig verlassen kann - meinerseits LOL!
Übrigens: Carsten Spohr (Spohr, nicht Sport, aber das ist nicht wichtig) habe ich in meinem Beitrag überhaupt nicht erwähnt. Er hat mit dem Thema, das ich behandelt habe, nämlich überhaupt nichts zu tun. Das muss Ihnen aber nicht auffallen.

Oh, machen wir Kindergarten draus: ich wusste aber auch, dass Sie als Sie das geschrieben haben, dachten, dass ich was dazu schreiben würde. Deswegen habe ich das gemacht. Also wirklich....
Oh ja, entschuldigen Sie bitte die Autokorrektur an meinem Handy und dass ich die Nachricht noch fix beim Einstiegen in den Flieger geschrieben habe (noch mehr Kindergarten). Ich weise Sie aber demnächst auch gerne darauf hin, wenn Sie mal wieder einen Tippfehler oder einen Ihrer berühmten verschachtelten Sätze raushauen.
Sie haben doch vorher auch die Lufthansa “Fanboys” bzw. solche im generellen ins Spiel gebracht. Das hatte doch mit dem Thema auch nichts zu tun. Warum darf ich dann für die Argumentation in meinen Beiträgen keine neuen Punkte einbringen?

Und nochmals die Bitte: antworten Sie doch einfach mal auf die ganzen Themen, wo Sie eine Behauptung aufstellen, diese dann von anderen, die Sie dann gerne als Fanboys abstempeln, kritisiert oder widerlegt wird. Dann haben wir nämlich eine kritische Diskussion. Wenn Sie einfach immer nur Ihre Thesen raushauen und sich danach nicht wieder dazu äußern, dann sollten Sie sich hier nicht darüber beschweren, dass durch Leute, die eine andere Meinung haben als Sie, keine Diskussion zu Stande kommen kann.

@Mods: Sorry, war der letzte Beitrag dazu von mir. Aber das musste ich na los werden.


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