Covid-19-Krise
Älter als 7 Tage

PGL zieht sich aus Condor-Übernahme zurück

Condor Boeing 767-300ER
Condor Boeing 767-300ER, © Condor

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FRANKFURT - Der Ferienflieger Condor mit fast 5.000 Beschäftigten muss erneut um seine Zukunft zittern. Der Deal mit der polnischen Fluggesellschaft LOT, die Condor eigentlich in diesen Tagen übernehmen sollte, ist in der Covid-19-Krise geplatzt - für einen Plan B bleiben Condor nur wenige Tage Zeit.

Der LOT-Mutterkonzern PGL sagte den geplanten Kauf am Ostermontag ohne Begründung ab, wie auch Condor in Frankfurt bestätigte. Bei der Suche nach einem neuen Eigner sieht das Unternehmen den deutschen Staat als möglichen Retter.

In Frage komme unter anderem ein Modell, bei dem ein Treuhänder das Unternehmen bis zu einem späteren Verkauf führen könnte, sagte ein Condor-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Es gebe verschiedene Optionen.

Auch ein Direkteinstieg des Staates wäre denkbar, gilt aber in Berlin nicht als favorisierte Lösung. Das Bundeswirtschaftsministerium hielt sich am Montag bedeckt. Ein Sprecher sagte unter Hinweis auf das laufende Insolvenzverfahren für Condor, man wolle den Vorgang nicht kommentieren.

Die Zeit drängt, weil am Mittwoch (15. April) eigentlich der KfW-Kredit über 380 Millionen Euro nebst Zinsen fällig wird, mit dem Condor über den Winter in der Luft gehalten worden war. Die zur Rückzahlung eingeplante Kaufsumme der Polen - die Rede war von 550 Millionen Euro - steht nun nicht zur Verfügung.

Eine Verlängerung des von der EU genehmigten Kredits hatte die Condor nach eigenen Angaben nicht beantragt, sondern auf neue Darlehen zur Corona-Krise gesetzt. Weitere Barmittel könnten von einem Treuhandkonto fließen, auf dem Gelder für Condor-Tickets nach dem 1. April gelandet sind.

Voraussetzung dafür wäre das Ende des sogenannten Schutzschirmverfahrens, in das sich Condor vor einem halben Jahr nach der Pleite ihres früheren Mutterkonzerns Thomas Cook gerettet hatte. Der Schutzschirmplan des Insolvenz-Experten Lucas Flöther ist seit vergangenem Donnerstag rechtskräftig, geht jetzt aber vorläufig nicht auf.

Trotzdem hält Condor an dem Plan fest, den Schutzschirm nun zügig zu verlassen. Gespräche zwischen PGL und Condor über möglicherweise zu leistende Vertragsstrafen wegen des Rücktritts stehen noch aus.

In dieser mildesten Sanierungsform im deutschen Insolvenzrecht hatte das Management unter Ralf Teckentrup die Geschäfte weitergeführt und nach einem Bieterverfahren im Januar den Kaufvertrag mit der PGL abgeschlossen. Die staatliche Holding hatte sich gegen zwei Finanzinvestoren mit einem höheren Gebot durchgesetzt. Politiker der nationalkonservativen PiS-Regierung hatten die Übernahme als Zeichen der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung Polens gefeiert.

Unter dem Schutzschirm hatte Condor Mietverträge gekündigt, einige Mitarbeiter entlassen und mit den Gewerkschaften Sanierungs-Tarifverträge abgeschlossen. Mit der Corona-Krise verlor auch der Ferienflieger sein Geschäft, flog zuletzt noch Heimkehrerflüge im Auftrag der Bundesregierung und Fracht.

Auch die LOT ist von dem Virus hart getroffen worden. "Im Fall der Lot kommen wir sicher nicht ohne öffentliche Hilfe aus", hatte Polens Schatzminister Jacek Sasin kürzlich dem Fernsehsender TVN24 gesagt.

Lufthansa-Lösung

Wäre Condor bei einer Übernahme durch die polnische LOT schon im Eigentum einer Staatsfluglinie gelandet, könnte sie infolge der Corona-Krise nun zum deutschen Staats-Ferienflieger werden. In der Branche wird sogar schon spekuliert, dass Condor in einem solchen Fall am Ende doch wieder bei der Lufthansa landen könnte, zu der sie seit ihrem Start 1956 jahrzehntelang zumindest teilweise gehört hatte.

Nach der Pleite von Thomas Cook im Herbst wäre eine Übernahme durch die Lufthansa wahrscheinlich am EU-Kartellrecht gescheitert. Doch die Corona-Krise hat schon einiges möglich gemacht, was zuvor als Verstoß gegen die Regeln der freien Marktwirtschaft gegolten hätte.

Längst hat der Weltluftfahrtverband IATA die Regierungen aufgerufen, Airlines in aller Welt finanziell unter die Arme zu greifen. Sie fürchtet, dass den Unternehmen im Passagiergeschäft in diesem Jahr fast die Hälfte der Einnahmen wegbrechen könnte. Selbst die USA schließen den Einstieg des Staats bei heimischen Fluggesellschaften nicht aus.

Falls die Regierung Fluggesellschaften mit Krediten oder Direkthilfen unterstütze, könne sie sich auch an ihnen beteiligen, hatte US-Präsident Donald Trump erklärt.
© dpa-AFX | Abb.: Condor | 13.04.2020 17:10

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Beitrag vom 14.04.2020 - 17:51 Uhr
Ich bin überzeugt dass ich mit den meisten Argumenten richtig liege und einen Gegenpol bilden möchte zu denen die meinen die alleinige Weisheit zu besitzen.

Wenn Sie mal einen Schritt zurücktreten und diesen Satz auf sich wirken lassen, könnten Sie ihn u.U. auch ziemlich lustig finden :)
Letztendlich geht es hier ja um den Austausch von Argumenten und jeder hält - natürlich - nur seine eigenen für richtig und stichhaltig.

Und wie früher schon mal angemerkt wären mir an dieser Stelle ein paar richtig gute Argumente Ihrererseits, mit denen sie die meinen widerlegen und mir zeigen wo ich falsch liege lieber gewesen als dass Sie hier wieder einen auf beleidigt machen...

Dieser Beitrag wurde am 14.04.2020 18:04 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 14.04.2020 - 17:17 Uhr
Den Business Case Condor jetzt voreilig abschlägig zu bescheiden wäre voreilig und in meinen Augen falsch.

Der Markt hat schon entschieden. Condor findet in der aktuellen Lage keine Investoren.
Die Frage ist jetzt also ob der deutsche Staat dem Szenario, dass sich die Luftfahrt nach der Krise so schlell so stark entwickelt, dass eine Condor in absehbarer Zeit wieder profitabel und damit verkaufbar wäre eine ausreichend hohe Wahrscheinlichkeit zuordnet.

Bis zur Krise war Condor profitabel.

Knapp...


Apropos Luftfahrt, war es mir sowas von klar das hier wieder die Selben gegen die Luftfahrt tröten wie immer auch.

Nehmen Sie's nicht persönlich, Sie schreiben aber aus einer Warte, die Gegenargumente geradezu provoziert ...

Ihnen scheinen die Schicksale der Beschäftigten egal zu sein.

Gar nicht. Nur sitzen im Moment Industrie und Handel im gleichen Boot und benötigen Subventionen/Staatshilfen zum Überleben.
Und da macht es keinen Sinn, ein touristisches Luftfahrtunternehmen mit hohem Aufwand zu stützen, das es vermutlich trotzdem nicht durch die Krise schaffen wird wenn dadurch für Mittelständler und Kleinbetriebe weniger Geld zur Verfügung steht.

Arbeitsplatzverluste werden in Folge dieser Krise leider auf jeden Fall eintreten.
Daher sollten daher alle Rettungs-Anstrengungen auf primäre und sekundäre Sektoren (Industrie und Handel) gelegt werden, damit der Bedarf für tertiäre Funktionen (Dienstleistungen wie Touristikflüge) überhaupt erst wieder entstehen kann.
Sonst haben wir hinterher einen Toristikflieger vorübergehend gerettet um danach festzustellen, dass keine Kunden mehr da sind, weil zu viele mittelständische Betriebe pleite gegangen sind.

Auch die Abrede der Bedeutung der Luftfahrt für unsere Wirtschaft insgesamt als auch die Wirtschaft der Zielländer, worauf die alt bekannten Kritiker wieder nicht eingegangen sind, was z. B. die Einnahmen aus dem Tourismus angeht,

doch, weiter oben: Luftfahrt ist für den Tourismus nur ein möglicher Zubringer.

zeigt wie einseitig hier von manchen die Diskussion geführt wird. Mir kommt es so vor als wäre dieses Forum inzwischen ein Ort der Trolle und Airline Basher.

Wenn einem die Argumente ausgehen, teil man halt ad-hominem aus...
Immerhin versuche ich, meine Meinungen auch zu begründen.

Aber die werden nicht recht behalten.

Wäre mir ehrlich gesagt auch lieber...

Die Branche kommt zurück, und zwar stärker als zuvor, auch wenn es manchen hier nicht gefällt. Und deutsche Airlines werden einen bedeutenden Teil daran behalten.

Das wünsche ich den Betroffenen auch. Aber ich denke die Durststrecke - nicht nur in der Luftfahrt - wird lang.

Ich schreibe in diesem Forum aus nur einem Grund: Ich bin überzeugt dass ich mit den meisten Argumenten richtig liege und einen Gegenpol bilden möchte zu denen die meinen die alleinige Weisheit zu besitzen. Ich finde es darüber hinaus beachtlich wie sehr sich manche, meist die Gleichen, doch an meinen Beiträgen abarbeiten. Welch eine Ehre.
Beitrag vom 14.04.2020 - 11:12 Uhr
In dieser Branche, die mengenmäßig die letzten 10 Jahre massiv gewachsen war, gab es doch kaum mehr als symbolische Hemmnisse.

Das ist leider so nicht richtig, viele erliegen dieser Fehleinschätzung das Fliegen rein operatives Geschehen ist. Die Hemmnisse sind sehr real. Die Haupthürde ist verfügbares Kapital, um über Flotteninvestn, Saisonalität (Winter), Dellen und zyklische MRO-Kosten zu kommen. Da wird ein riesiger cashflow durchgedreht, damit am Ende nur ein ganz bisschen rauskommt.

Danke für diesen sehr informativen Beitrag. Ich hatte es insofern falsch formuliert, da "Avokus" sich in seinen Argumentationen auf politisch gewollte Hemmnisse wie die Luftverkehrsabgabe oder Nachtflugverbote konzentriert.

Ich hätte daher von symbolischen politischen Hemmnissen schreiben müssen.


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