Tornado-Nachfolge
Älter als 7 Tage

Kramp-Karrenbauer wehrt sich gegen Kritik an F-18-Vorschlag

Boeing F-18
Boeing F-18, © Boeing

Verwandte Themen

BERLIN - Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat die milliardenschweren Pläne für den Ersatz der veralteten Tornado-Flotte vor Fachpolitikern im Bundestag verteidigt. 

Sie warb am Mittwoch im Verteidigungsausschuss dafür, in den kommenden Jahren bis zu 93 Eurofighter sowie 45 F-18-Kampflugzeuge des US-Herstellers Boeing zu beschaffen. Alle der Nato zugesagten Fähigkeiten des Tornado müssten ohne Unterbrechung abgebildet werden, sagte die CDU-Chefin.

Der Vorschlag sei ein Kompromiss. Er garantiere den Erhalt von industriepolitischen Fähigkeiten in Deutschland und Europa und bilde eine Brücke in die Zukunftstechnologie des künftigen europäischen Luftkampfsystems FCAS. "Deswegen kann ich diesen Vorschlag auch wirklich voller Überzeugung vorlegen", sagte sie.

Der SPD-Verteidigungsexperte Fritz Felgentreu forderte dagegen weitere Diskussionen. "Für die SPD bleiben doch einige erhebliche Fragen offen", sagte er am Rande der Sitzung. 

So sei für die SPD nicht geklärt, warum nicht alle Aufgaben mit einem europäischen Flugzeug übernommen werden könnten. Wenn dies aber so sei, bleibe die Frage: "Warum entscheidet man sich dann nicht für das modernste Flugzeug auf dem Markt, das wäre in diesem Fall die F-35, sondern lediglich für das zweitmodernste Flugzeug, das auf jeden Fall nicht mehr die gleiche Art von Zukunftsperspektive hat", sagte er. "Auch da müssen wir noch weiter diskutieren." Das Modell F-35 war allerdings bereits zuvor ausgeschlossen worden.

Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann kritisierte scharf die Uneinigkeit der Regierungskoalition in einer seit Jahren diskutierten sicherheitspolitischen Frage. 

"Die Ministerin fliegt mit ihrem Ministerium los und die Sozialdemokratie fliegt hinterher oder fliegt gar nicht", sagte sie. Der FDP-Haushaltsexperte Karsten Klein sprach von "Steuerverschwendung erster Güte" und wies auf zusätzliche Milliardenkosten für einen längeren Betrieb der veralteten Tornados hin.

Die F-18 soll für einen Teil der Aufgaben des Tornado beschafft werden wie den elektronischen Luftkampf sowie die "Nukleare Teilhabe" Deutschlands an US-Waffen. Das Abschreckungskonzept der Nato sieht vor, dass Verbündete Zugriff auf US-Atomwaffen haben. 

Die US-Botschaft in Berlin erklärte: "Wir stimmen mit Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauers Entscheidung überein, den Tornado dringend nach dem neuesten Stand der Technik zu ersetzen, um Erfordernisse der Nato und deutsche Bündnisverpflichtungen zu erfüllen."

Airbus gegen "Split-Lösung"

Kritik kam von der deutschen Industrie. "Eine Split-Lösung mit Beschaffung der F-18 liegt grundsätzlich nicht im Interesse der deutschen Verteidigungsindustrie und stellt somit nicht die präferierte Lösung für die Nachfolge des Tornado dar", teilte ein Airbus-Sprecher mit. 

Um die heimische Industrie durch die Beschaffung eines amerikanischen Flugzeugmusters vor massivem, nachhaltigem Schaden zu bewahren, wäre eine klar geregelte Kompromisslösung vonnöten, zu der auch eine feste Bestellung von mindestens 90 Eurofighter-Flugzeugen innerhalb der nächsten 12 Monate gehöre.

 Thomas Pretzl, Gesamtbetriebsratschef der Airbus-Rüstungssparte, einem der Unternehmen, die am europäischen Eurofighter-Programm beteiligt sind, sagte der "Süddeutschen Zeitung": "Es geht um einen Milliardenauftrag. Das ist Steuergeld, das in die USA für ein Produkt geht, das wir selber herstellen können. Das ist schon eine Nummer, zumal wir in die größte Rezession der Nachkriegsgeschichte hineinschlittern."
© dpa | 22.04.2020 16:51

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 23.04.2020 - 13:57 Uhr
Das EF Projekt war von Beginn an total überteuert und unnütz.

Überteuert ganz bestimmt, weil sich die Politik nie einig wurde und man verschiedene Bedürfnisse und Anforderungen unter einen Hut bekommen wollte. Also die berühmte eierlegende Wollmilchsau.

Unnütz auf keinen Fall. Der EF ist ein formidables Kampfflugzeug jedoch entstand das Konzept im kalten Krieg. ich selbst habe noch den EAP Demonstrator fliegen sehen und selbst da gab es Gerangel wer den bauen durfte.
Die damalige Rot-Grüne Koalition hat das Programm sehr verzögert und dadurch verteuert.

Dieser Beitrag wurde am 23.04.2020 14:59 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 23.04.2020 - 13:48 Uhr
Oder auch uns keine oder überteuerte Ersatzteile zu liefern.

Nun, wer sagt dass dies alles unheimlich billig ist? Zudem wären die letzten Einsätze der Eu- Staaten im Ausland ohne die Amerikaner niemals möglich gewesen.

Auch mit einer schweren Bombe? Nö. Entweder Bombe oder Treibstoff beides geht nicht.
Die B61-3 welche in Büchel im Ernstfall verwendet werden würde, wiegt je nach Quelle zwischen 320 und 400 kg. Das merkt der Flieger nicht mal nennenswert....
Die offerierte Block III F 18 F hat dazu noch die CFTs auf dem Rumpf mit knapp 2000 Litern ( conformal fuel tanks....welche auch in der Zukunft für den Eurofighter angedacht sind). Diese erweitern den Kampfradius nochmals um 260 Nm ( 480 km) ohne den Widerstand herkömmlicher Aussentanks. Wenn man also für einen nuklearen Einsatz die deutsche Version koniguriert, wird es auf die Bombe unter dem Rumpf hinauslaufen, zwei IRIS oder Sidewinders an den Tragflächen und zwei AIM 120 AMRAAMS oder Meteor hinauslaufen und zwei Aussentanks unter den Flächen, die man unterwegs abschmeisst. In einem HI-LO-HI Profil kommt man damit locker 800 Nm als Aktionsradius...und da fliegt man deutlichst über Rügen hinaus und kommt auch wieder zurück, wenn
man unterwegs nicht abgeschossen wird. Man hätte sogar Platz für nochmals 2 Aussentanks, die dann zu viert drunter hängen würden. Die Last der Bombe fällt also nicht richtig ins Gewicht....
Die Bombe hat zu meines vaters Zeiten in den 60ern auch unter den Starfighter gepasst und wurde an das Centerline Rack gehängt.

Zumal die F 18 in der USN auf den Trägern als Tanker eingesetzt wird im Buddy/ Buddy Verfahren. Somit könnte man auch unterwegs sogar noch nachtanken.

Die Israelis liefern gern gegen harte Währung und tum dies auch aktuell.
Möglich. Nur kann man sich nie sicher sein, ob man die Top- Produkte bekommt. Die Israelis haben ihre F15I und F16 I mit derart hochwertigen Missionsavioniken ausgerüstet, dass die planen diese noch Jahrzehnte neben der F 35 zu betreiben. Die Upgrades die sie an die Türkei für die Phantom verkauft haben, reichten beispielsweise nie an das ICE der Luftwaffe heran.

Die EU hält sich an WTO-Vereinbarungen. Die USA erheben u.a. auch Schutzzölle auf Stahlprodukte, um ihre Nationale Sicherheit zu beschützen. Die USA sind hier der Vorreiter und Boeing wurde übermäßig geschützt.

Einigen wir uns darauf, dass sich beide Parteien nicht viel schenken....

Gewagte Behauptung. Es ist günstiger mit US-Teilen aber nicht unmöglich.

Nun nicht mal die Franzosen kommen ohne US Teile bei der Rafale aus.

Die Tornado-Atombomber sind auch strategische Waffen.

Nein sind sie eben nicht. Das wird alleine schon durch die relativ geringe Sprengkraft definiert.Diese reicht bei den in Büchel vorhanden Waffen ( die B61 Mod 3 ) von 0,3 kt bis 170 kt.
Das sind Gefechtsfeldwaffen. Zudem fehlt den Trägersystemen- wie von ihnen richtig angemerkt- die Reichweite um wirklich tief ins feindliche Hinterland zu kommen.

Die B2 kann das schon eher und hat ist das Hauptträgersystem für die B 61 Mod 7 und diese hat schon 340 kt Sprengkraft.

B2 und B52 fliegen zu einem definierten Punkt und starten dort ALCMs
Man sieht also alleine schon an der Sprengkraft und der Charakteristika der Trägermittel den Unterschied. Sogar die Pershing II in Mutlangen waren nicht als strategische Waffen klassifizert.

Sind die B-52 seit gut 20 Jahren.
Sie werden auch seit dieser Zeit auch sehr aufwendig und für teures Geld instand gehalten, besonders was die Struktur angeht. Ich meine, dass in jeder Zelle, das vielfache des damligen Neupreises in strukturelle Instanhaltung geht. Wenn ich das an den Tornado anlegen würde, wäre das in Deutschlabnd auch sehr schwer der steuerzahlenden Bevölkerung zu vermitteln.

Die nicht-Fachpresse übersieht meist, dass auch neue Kampfflugzeuge Flugzeuge gewartet werden müssen und die Kosten da sogar meist höher sind.

Stimmt, aber bei einem Waffensystem wie der Hornet, das eine gewisse Maturität inne hat, werden die Wartungskosten niedriger sein. Beim EF waren die deswegen so hoch, weil das Waffensystem an sich neu eingeführt wurde und man keinerlei Erfahrungswerte besessen hat.

Und je älter die Maschinen werden, umso mehr Mannstunden müssen pro Flugstunde aufgewendet werden. Und da liegt das Kernproblem.

Daher bekommt Boeing die Aufträge für die Wartung von KC-135 und B-52?

Für einzelne Muster mag das zutreffen. Wenn man sich aber auf der Webseite des AMC ( Air Materiel Command umschaut) findet man heraus, dass die Air Force ihre C5 Galaxies , die C 130 Hercules, die F 15, die F16, die B2, die B1, A10 alle selber überholt, Upgrades durchführt und instandsetzt. Standorte sind Davis Monthan AFB, Hill AFB, Robins AFB.

Dies ist auf die Flottengröße angepasst in Deutschland nicht mehr möglich, seit dem die meisten Luftwaffenwerften in Deutschland aus Kostengründen aufgelöst wurden.

Die ordentlich gewarteten A340 der Lufthansa hatten nicht diese gehäuften Ausfälle

Ironischerweise wurden diese Maschinen von Lufthansa Technik betreut und kamen gebraucht von der Lufthansa und waren somit ordentlich gewartet.

Weiterhin werden diese Maschinen im normalen Flugbetrieb in einer Airline faktisch nie kalt. Bei der Luftwaffe stehen sie im Vergleich zu Airlinern nahezu fast nur rum. Und ein flüchtiger Blick bei avherald zeigt deutlich, dass die A340- 300 öfters Defekte im Flug hat. Aber dieser Themenkomple entfernt sich dann doch deutlich vom Thema hier.













Dieser Beitrag wurde am 24.04.2020 01:07 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 23.04.2020 - 12:11 Uhr
"Es geht um einen Milliardenauftrag. Das ist Steuergeld, das in die USA für ein Produkt geht, das wir selber herstellen können"

Was genau können wir da selber (besser und billiger) herstellen? Das EF Projekt war von Beginn an total überteuert und unnütz. Die meisten Nutzer möchten ihn ab liebsten ganz schnell los werden. Man hätte schon vor dreißig Jahren besser die F/A-18 gekauft und somit viel Steuergeld gespart. Arbeitsplätze kann man auch durch Lizenzbau sichern, wie es die Schweiz oder Australien vormachen.

Mich stört eben enorm, dass man Produkte entwickelt die es auf dem Markt schon gibt und somit sehr viel Geld verbrannt wird.


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden