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Der Superjet, das erste in Russland entwickelte Passagierflugzeug nach Ende der Sowjetunion, sollte der Luftfahrtindustrie im größten Land der Erde zu neuem Glanz verhelfen.
Mit moderner Avionik und westlicher Hilfe, Fly-by-wire und geräumiger Kabine sollte der neue Regionaljet nicht nur die veralteten Sowjetmuster der heimischen Airlines ersetzen, sondern auch auf Kunden im Ausland attraktiv wirken.
Der Plan schien zunächst aufzugehen, mit Interjet aus Mexiko und Cityjet aus Irland entschieden sich zumindest zwei Airlines aus dem Westen für den Suchoi Superjet. Doch die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten: Die Jets standen nach Inbetriebnahme viel zu oft am Boden, fielen aus, der Technik-Support des Herstellers war mangelhaft.
"Irgendwann sind wir ein bisschen gestolpert, weil unser After-Sales-Service noch nicht so weit war", erinnerte sich Russlands Minister für Industrie und Handel, Denis Manturow, mit einem Anflug von Selbstkritik bei einer Pressekonferenz Ende Mai.
Fakt ist, dass dieses "Stolpern" dem Ruf des Superjet, zumindest im Ausland, nachhaltig geschadet hat. Sowohl Cityjet als auch Interjet haben ihre Teilflotte inzwischen zum Verkauf ausgeschrieben. Bei den Mexikanern sind derzeit nur zwei von 22 Superjets aktiv.
Keine weitere westliche Gesellschaft fliegt aktuell noch mit dem – bei Passagieren stets sehr beliebten – Flugzeug.
Konzentration auf den heimischen Markt
Etwas Ähnliches soll sich bei Russlands neuem Hoffnungsträger, der Irkut MS-21, nicht noch einmal ereignen. Die Markteinführung des Kurz- und Mittelstreckenflugzeugs soll daher nach einem anderen Schema ablaufen als es beim Superjet der Fall war: "Ich kann Ihnen ehrlich sagen, ich möchte den Fehler, den wir mit dem Superjet hatten, als wir uns stark auf den internationalen Markt konzentriert haben, nicht wiederholen", machte Denis Manturow klar.
Hersteller Irkut werde sich deshalb zunächst vor allem auf einheimische Kunden konzentrieren und diesen den bestmöglichen Support anbieten. Noch vor der Auslieferung der ersten Serienmaschine, so Manturow weiter, werde man "eine ausreichende Zahl von Ersatzmotoren und Ersatzteilen" auf Lager haben, um den laufenden Betrieb der ersten Maschinen möglichst reibungslos zu gewährleisten.
"Das bedeutet nicht, dass wir nicht über die Entwicklung ausländischer Märkte sprechen", betonte Manturow. Allerdings erst zu gegebener Zeit. Schließlich habe man fürs Erste "genügend Bestellungen" von russischen Gesellschaften, so der Minister.
Verbundwerkstoff-Teile made in Russia
Mit der Zulassung der MS-21 rechnet Manturow weiterhin für das kommende Jahr – trotz diverser Einschränkungen im Betrieb durch die Coronavirus-Pandemie. Auch die sanktionsbedingte Notwendigkeit, Verbundwerkstoffe für die Tragflächen und weitere Komponenten nicht mehr aus dem Ausland zu beziehen, sondern im eigenen Land zu produzieren, sei keine unüberwindbare Hürde.
Das Rohmaterial für die Carbonteile soll nun aus Alabuga (Tatarstan) kommen – anstatt wie bisher aus den USA. "Es war eine Herausforderung, aber wir haben diese Herausforderung gemeistert", versicherte Manturow. Er sei "sicher, dass alle Parameter, die wir ursprünglich im Design des Flugzeugs festgelegt hatten, auch mit den russischen Materialen vollständig erfüllt" würden.
Erster Prototyp mit russischem Antrieb soll bald starten
Unabhängig davon mache auch die Entwicklung des russischen Triebwerks für die MS-21 weiter Fortschritte. Obschon die bisherigen vier Prototypen allesamt mit Pratt & Whitney-Getriebefans ausgerüstet sind, soll schon bald das erste Flugzeug mit dem neuen PD-14 aus dem Hause Awiadwigatel abheben.
"Die Triebwerke sind bereits in Irkutsk", so Manturow. Dort wird die MS-21 gebaut. Außerdem plant man offenbar, den ersten Prototypen, der 2017 erstmals flog, ebenfalls auf PD-14-Triebwerke umzurüsten.
Das soll laut Manturow 2021 geschehen, sobald das Flugzeug alle notwendigen Zulassungsparameter erflogen habe. "So optimieren wir das Testprogramm", unterstrich der Minister bei der Pressekonferenz im Nachgang seines Besuchs der Triebwerks-Produktionsstätte in Perm.
© FLUGREVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Irkut | 14.06.2020 09:07
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Wg. den Einnahmeausfällen durch Corona wird die Preisfrage evtl. wichtiger und die geringe Nachfrage ermöglicht es auch mal einen Flieger stehen zu lassen wenn die Wartung nicht sofort funktioniert.
Ich frage mich wie das Verhältniss zur chinesischen Konkurrenz ausschaut und ob die den Markt evtl. irgendwie abgesteckt haben.