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Der Markt für Regional-Airlines in Deutschland ist kein einfacher – das mussten in der Vergangenheit schon einige Fluglinien am eigenen Leib erfahren. Die meisten von ihnen existieren gar nicht mehr, und vor dem Hintergrund der Corona-Krise hat nun mit Easyjet einer der letzten nennenswerten Wettbewerber angekündigt, sich vom innerdeutschen Markt zu verabschieden.
Abgesehen von einzelnen Nischen-Strecken halten die Airlines der Lufthansa Group fast überall das Monopol. Manche Regionalflughäfen sind momentan aber auch vom innerdeutschen Netz abgeschnitten. Eine offene Flanke für mutige Gründer?
Air Alsie übernimmt den Flugbetrieb
Dieser Ansicht sind zumindest die beiden Unternehmer Daniel Sander und Stefan Auwetter. Vor Kurzem haben sie ihr gemeinsames Projekt "Green Airlines" offiziell gegründet, zum 31. Oktober möchten sie mit einem ersten Flugzeug den Betrieb aufnehmen.
Als Basis für ihr Projekt haben Sander und Auwetter den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden auserkoren, der momentan über keine einzige innerdeutsche Verbindung verfügt. Green Airlines will den ehemaligen Militärflugplatz künftig mit Hamburg und Berlin verbinden – und mit Flügen zu Tagesrandzeiten vor allem Geschäftsreisende ansprechen.
In einem nächsten Schritt könnte später Paderborn-Lippstadt als zweite Basis hinzukommen, wie es heißt. Außerdem fasst Green Airlines mit Dresden, Friedrichshafen, Rostock, Zürich, Wien und Sylt bereits weitere Flugziele ins Auge.
Die zum Start im Oktober geleaste ATR 72-500 gehört der dänischen Air Alsie, die zugleich alle Angelegenheiten des Flugbetriebs für Green Airlines managen soll. De facto ist Green Airlines also eine "virtuelle Airline" ohne eigene Flotte.
Klimaschutz mit konkurrenzfähigen Preisen
Regionen untereinander verbinden und an Metropolen anschließen: Bis dahin klingt das Geschäftsmodell der neuen Airline wenig aufregend. Die beiden Gründer aber wollen mit Green Airlines – Nomen est Omen – auch ein besonderes Öko-Image pflegen.
Auf seiner Webseite spricht das Startup blumig von "klimapositivem Fliegen" – und erklärt auch direkt, was darunter zu verstehen ist. So will Green Airlines im laufenden Betrieb anfallende CO2-Emissionen zu 50 Prozent überkompensieren, etwa durch Investitionen in Aufforstungsprojekte oder Erneuerbare Energien. Die Verpflegung an Bord, im Ticketpreis inbegriffen, soll aus regionalen Zutaten bestehen.
Zudem sei man bestrebt, "durch den Einsatz von Digitalisierung und Prozessautomatisierung unsere Kostenseite stark zu drücken." Dank dieser Maßnahmen könne man als Airline "konkurrenzfähige Ticketpreise anbieten, sowie parallel stark in den Klimaschutz investieren." Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Doch der Countdown läuft: Das Buchungssystem soll in knapp drei Wochen freigeschaltet werden.
© FLUGREVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Green Airlines | 17.07.2020 14:55
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