Covid-19-Krise
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Berliner Flughafenbetreiber will 400 Stellen streichen

Flughafen Berlin-Schönefeld
Vorfahrt Flughafen Berlin-Schönefeld, © Günter Wicker / Berliner Flughäfen

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SCHÖNEFELD - Nach dem beispiellosen Einbruch des Luftverkehrs in der Corona-Krise steht die Berlin-Brandenburger Flughafengesellschaft (FBB) vor dem Abbau Hunderter Arbeitsplätze. Frühestens 2023 will man in Berlin an das Jahr 2019 anknüpfen, Ausbaupläne liegen auf Eis.

In der Verwaltung und der Operation müsse erheblich gespart werden, heißt es in einem Mitarbeiterbrief vom Mittwoch. "Nach unserer Einschätzung geht es um einen Abbau von 400 Stellen in den nächsten Jahren", schreiben Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup und Personalchef Michael Halberstadt. Derzeit hat das staatliche Unternehmen rund 2.170 Stellen.

Betriebsbedingte Kündigungen sollen "unter allen Umständen" vermieden werden, schreiben die Geschäftsführer. Halberstadt fügte hinzu, es gehe um Konsolidierung, nicht um einen Kahlschlag. "Wir wissen, was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten, die in den letzten Jahren trotz aller Wirrnisse und öffentlicher Schelte treu zur FBB gestanden haben."

Das Unternehmen ist nicht der einzige Flughafenbetreiber, der zum Rotstift greift. Die Frankfurter Fraport AG etwa rechnet damit, in einigen Jahren 3.000 bis 4000 Mitarbeiter weniger zu beschäftigen als die derzeitigen 22 500. Viele Fluggesellschaften bauen Personal ab, darunter Easyjet. Der größte Kunde der Berliner Flughäfen will weltweit 30 Prozent seiner Arbeitsplätze streichen und Flugzeuge auch aus Berlin abziehen.

"Der Luftverkehr und damit auch die Flughäfen stecken in der schwersten Krise ihrer Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg", heißt es im Brief an die Berliner und Brandenburger Flughafenmitarbeiter. Derzeit gebe es in Tegel und Schönefeld 20 bis 25 Prozent der üblichen Passagiermenge. 35 Millionen Fluggäste im Jahr wie zuletzt werden erst 2023 wieder erwartet.

Die Krise treffe die FBB besonders, weil die Kostensteigerungen beim Bau des BER zu hohen Schulden führten. "Durch den sehr teuren Bau des BER haben wir keinerlei finanziellen Puffer und sind auf die finanzielle Unterstützung unserer Gesellschafter angewiesen", betonte Lütke Daldrup.

Vorerst kein T3

Erweiterungen und Fehlplanungen hatten den Kostenrahmen des Projekts seit Baubeginn 2006 von zwei Milliarden Euro auf mindestens 6,5 Milliarden Euro steigen lassen. Die Inbetriebnahme ist nun am 31. Oktober geplant.

Eigentlich wollten die Betreiber dann den Bau eines weiteren Terminals in Schönefeld angehen. Doch das sparen sie sich erst einmal. "Das große Projekt Terminal 3 werden wir verschieben müssen." Weitere Investitionen sollen zurückgestellt oder gestrichen werden.

Die Hälfte der rund 2.200 Mitarbeiter ist in Kurzarbeit. Diese werde trotz BER-Inbetriebnahme verlängert, hieß es. Seit März gilt ein Einstellungsstopp. So bleibt etwa die Stelle des Technikchefs unbesetzt. Die leitenden Angestellten und Geschäftsführer verzichten laut Mitarbeiterbrief auf zehn Prozent ihres Gehalts.

Die Gespräche mit Aufsichtsrat, Gesellschaftern, Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi sollen nun beginnen. Die Mitarbeiter sollen bei einer Videokonferenz am Freitag ihre Fragen stellen können.
© dpa | Abb.: Günter Wicker, FBB | 22.07.2020 12:32


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