Anhörung
Älter als 7 Tage

Flughafenchefs setzen auf Trendwende 2021

CGN Cargo Center
CGN Cargo Center, © Flughafen Köln/Bonn

Verwandte Themen

DÜSSELDORF - Die Flughäfen in Nordrhein-Westfalen setzen nach tiefen Einbrüchen in der Corona-Krise auf einen Aufschwung der exportstarken Wirtschaft und steigende Passagierzahlen. Allerdings benötigen einige Regionalflughäfen dabei finanzielle Unterstützung ihrer Anteilseigner.

Der Weg zum Vorkrisenniveau wird steinig, wie bei einer Anhörung der Flughafen-Manager am Mittwoch im Verkehrsausschuss des Landtags deutlich wurde. Die Flughäfen stünden landesweit für Zehntausende Arbeitsplätze direkt und im Umfeld.

Der Bund der Steuerzahler sieht die Entwicklung der Regionalflughäfen in NRW mit Sorge und regt eine vertiefte Zusammenarbeit an. "Traditionell schreiben fast alle Airports rote Zahlen, wie eine Untersuchung des Deutschen Steuerzahlerinstituts vom Frühjahr 2020 zeigt", sagte ein Sprecher des Bundes der Steuerzahler NRW der Deutschen Presse-Agentur im Vorfeld der Anhörung.

In vier Jahren müssten die Regionalflughäfen nach EU-Vorgaben zumindest operativ profitabel sein. Es sei höchste Zeit für einige Regionalflughäfen und ihre öffentlichen Eigentümer, durchgreifende Reformen anzugehen.

"Wir haben in der Corona-Krise die Flughäfen offen gehalten", sagte der Düsseldorfer Flughafenchef Thomas Schnalke in der Anhörung im Landtag. Die Flughäfen hätten auf ausdrücklichen Wunsch der Bundesregierung mit dem Weiterbetrieb dafür gesorgt, dass Airlines gestrandete Passagiere zurückholen konnten und dass Fachpersonal und medizinische Güter ihre Ziele erreicht haben.

Dafür hätten alle Flughäfen in Deutschland zusammengenommen etwa 170 Millionen Euro pro Monat an Vorhaltekosten geschultert, verdeutlichte er.

Ohne ein funktionierendes Luftverkehrsnetz könne die exportstarke Wirtschaft nicht nach vorne kommen, betonte Schnalke. Der Airport Düsseldorf halte an seinem Antrag auf Kapazitätsausweitung fest, der im Wirtschaftsministerium bearbeitet werde. Er sei wichtig für die langfristige Entwicklung. Die Reiselust sei ungebrochenen. Es gehe um mehr Flüge zu bestimmten Spitzenzeiten, nicht über den Tag verteilt. Beim Thema Kooperationen sieht Schnalke Ansatzpunkte insbesondere bei Innovationen wie dem Lufttaxi. Die Vielfalt der Flughäfen in NRW sei als Vorteil zu sehen, jeder habe eine Marktnische gefunden.

Der Flughafen Köln/Bonn sieht in den Frachtflügen ein wichtiges Standbein. Sie seien unverzichtbar für die Unternehmen, die rasch neue Bauteile benötigten. Neue Flugzeuge der Logistikunternehmen, die zunehmend zum Einsatz kämen, seien leiser und könnten mehr Fracht aufnehmen, sagte Airportchef Johan Vanneste. Bei den nur am Airport Köln/Bonn möglichen Nachtflügen für Passagiere geht er von einem rückläufigen Trend aus.

Sie seien für die Airlines teurer. Die Corona-Pandemie bedeute Verluste, betonte Vanneste. Selbst in normalen Jahren sei nur ein marginaler Gewinn erwirtschaftet worden. Der Weg aus der Krise werde möglicherweise ein Jahrzehnt dauern.

Der Flughafen Dortmund hätte ohne Covid-19 sein Ziel eines ausgeglichenen Betriebsergebnisses 2020 erreicht, bekräftigte Prokurist Dietmar Krone. Der zunächst befürchtete Covid-19-Schaden durch Erlösausfälle in Höhe von 20 Millionen Euro werde nach der jüngsten Entwicklung wohl am Jahresende deutlich niedriger ausfallen.

Airportchef Rainer Schwarz bezifferte die corona-bedingten Verluste des Flughafens Münster/Osnabrück auf 1 Million Euro pro Monat seit Pandemie-Beginn. Der für 2020 und 2021 absehbare Verlust solle durch 10 Millionen Euro frisches Eigenkapital ausgeglichen werden.

Paderborn in Schieflage

Der Flughafen Paderborn/Lippstadt steuere auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu, das auf eine Sanierung abziele, erläuterte Manager Roland Hüser. Mit einer Verkleinerung werde wieder eine schwarze Null in Zukunft angepeilt. Der Kreis Paderborn hatte zuvor als Gesellschafter seinen Eigenanteil bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung des Airports mit 13,7 Millionen Euro beziffert.

Der Airport Weeze am Niederrhein sieht sich mit mehreren Standbeinen wie Immobilien und Großveranstaltungen gut aufgestellt, wie Marketing Manager Holger Terhorst schilderte. Um den Flughafen in der Corona-Phase zu unterstützen, hätten die Gesellschafter Kreis Kleve und Gemeinde Weeze beschlossen, ihre stille Beteiligung um 6 Millionen Euro aufzustocken, hieß es zuvor. Der private Gesellschafter verzichte auf Rückzahlung von Darlehen in Höhe von 4 Millionen Euro.
© dpa-AFX | Abb.: Flughafen Düsseldorf, Flughafen Köln-Bonn | 02.09.2020 17:22


Kommentare (0) Zur Startseite

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 04/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden