Airbus in Norddeutschland
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Bremen bangt um Flügel-Arbeitspaket

Airbus Fahne
Airbus Fahne, © Airbus

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HAMBURG - Angesichts der Corona-Flaute schmiedet Airbus Sparpläne, die in Bremen bereits große Wellen schlagen: Die dort bisher für alle Verkehrsflugzeuge des Konzerns stattfindende Flugelausrüstung soll zur Debatte stehen. Insgesamt sollen im Norden laut Airbus über 3.000 Stellen wegfallen.

In Hamburg inklusive Buxtehude und Fuhlsbüttel sollen es demnach zufolge
2.325 Stellen sein, in Bremen geht es um 445, in Stade um 365 und an
weiteren Standorten um 40 Stellen.

Die IG Metall Küste spricht von höheren Zahlen. Airbus hatte erklärt,
dass der Stellenabbau die Auswirkungen der Corona-Krise auf die
Aktivitäten an den deutschen Standorten widerspiegele. In
Hamburg-Finkenwerder und Fuhlsbüttel arbeiten der Gewerkschaft zufolge
gut 14.600 Menschen.

Die Gewerkschaft befürchtet für das kommende Jahr einen deutlichen Personalabbau. "Wenn Airbus seine Pläne durchsetzt, wird es im Frühjahr 2021 Massenentlassungen geben. Dagegen stellen wir unsere Forderungen zur Sicherung der Arbeitsplätze und Überwindung der Krise", sagte Holger Junge, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates von Airbus. Die IG Metall rufe für den 8. September zu einem Aktionstag an den deutschen Airbus-Standorten auf.

In den Verhandlungen müsse es auch um Zukunftstarifverträge für Premium AEROTEC und den gesamten Standort Bremen gehen. Die IG Metall fordere auch den Erhalt aller Ausbildungsplätze und die Sicherung der Übernahme nach der Ausbildung.

Proteste wurden für Bremen, Hamburg, Nordenham, Stade und Varel angekündigt. Mit einem Autokorso, Kundgebungen und symbolischen Aktionen vor den Werkstoren solle der Druck in den gemeinsamen Verhandlungen von IG Metall und Konzernbetriebsrat mit der Geschäftsführung erhöht werden.

Die Gewerkschaft fordert eine Beschäftigungsgarantie und eine Nutzung der Kurzarbeitsphase für die Weiterqualifizierung. "Die Geschäftsführung muss gemeinsam mit IG Metall und Betriebsräten eine Brücke in die Zukunft bauen, mit der Beschäftigung und Standorte in der Krise gesichert werden", sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.

"Wir brauchen intelligente Lösungen statt Massenentlassungen. Mit Kurzarbeit, Vier-Tage-Woche, Arbeitszeitverkürzungen und anderen Instrumenten können wir die Mannschaft bis nach der Krise an Bord halten."

Hochqualifizierte Mitarbeiter

Bremen ist laut Airbus der zweitgrößte Airbus-Standort in Deutschland und zuständig für die Konstruktion, Fertigung, Integration und Erprobung der Hochauftriebssysteme für die Flügel aller Airbus-Flugzeugprogramme.

Hier ist die gesamte Prozesskette für die Hochauftriebselemente angesiedelt, einschließlich Projektbüro, Technik- und Systemengineering, Flugphysik, Strukturentwicklung und ‑montage, Verifizierungstests, Flügelausrüstung und ‑auslieferung bis hin zu den Endmontagelinien.

Für das Programm A400M entwickelt und fertigt Bremen die integrierte Rumpfsektion einschließlich des Frachtladesystems. Der Standort ist außerdem Kompetenzzentrum für Weltraumtransport, bemannte Raumfahrt und Raumfahrt-Robotik.

Seine hochqualifizierten Mitarbeiter arbeiten an Schlüsselprogrammen wie dem Automated Transfer Vehicle ATV, der Ariane-5-Trägerrakete und dem Multi-Purpose Crew Vehicle – einem Gemeinschaftsprojekt von NASA und ESA. Bremen ist zudem verantwortlich für den Betrieb der europäischen Komponenten der Internationalen Raumstation ISS.

Radio Bremen hatte am Wochenende gemeldet, die Flügelausrüstung für Airbus-Verkehrsflugzeuge stehe in Bremen zur Debatte. Der im Frühjahr noch für sieben Jahre volle Produktion ausgelastete Flugzeughersteller muss einen radikalen Abnahmeeinbruch verdauen.

Viele Airlines können wegen der Corona-Krise die fest bestellten Flugzeuge nicht mehr bezahlen. Weltweit sind die Flugzeugbauer deshalb gezwungen, von einem Wachstumskurs schnell die Kehrtwende zu deutlich sinkenden Produktionsraten zu vollziehen. Dies betrifft auch sogenannte Leiharbeiter und die gesamte Zulieferindustrie.

Bei Airbus kommen noch die Verwerfungen mit dem Brexit, vielleicht sogar einem ungeregelten, hinzu. Gebaut werden alle Flügel für Airbus-Verkehrsflugzeuge, bis auf die in China endmontierten, bisher im Vereinigten Königreich. Von dort aus werden sie zur Ausrüstung nach Bremen gebracht und per Beluga oder Beluga XL an die jeweiligen Endmontagelinien geliefert.
© FLUGREVUE - Sebastian Steinke, dpa | Abb.: Airbus | 07.09.2020 10:40

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Beitrag vom 09.09.2020 - 19:29 Uhr
Ich hatte hier schon einmal die Frage nach dem Standort der Flügelproduktion gestellt wenn GB ohne Vertrag die EU verlässt. Zumal Boris Johnson nun auch die bereits geschlossenen Verträge betr. Irland aufkündigt.
Gibt es dazu öffentliche Infos?
Beitrag vom 09.09.2020 - 18:29 Uhr
Also in Bremen werden die Tragflächen (aus UK) mit Slats und Flaps ausgerüstet und das sind Hochauftriebshilfen. Mit ausgefahrenen Flaps und Slats ist die v min. niedriger als in clear config. Oder anders, der Ca ist deutlich höher, statt z.B 1,4 bis über 3. Dem Gliedeslop ist das erst einmal egal. Den könnte man auch mit Clear config fliegen, nur viel schneller eben.

Richtig, C_l ist deutlich höher, aber der lift ist der gleiche, wenn Sie steady Ihr ILS runterrutschen. Ein gross weight, ein flight path gradient = ein drag und ein lift. Ob Sie diesen drag aus wenig EAS und viel C_d holen oder andersrum ist Ihnen überlassen. Gleiches gilt für Ihren lift. Von mir aus ein "high lift coefficient device" aber eben kein "high lift device". Der Unterschied mag nach Definitionsgehabe klingen, ist aber in meinen Augen signifikant.
Beitrag vom 09.09.2020 - 17:43 Uhr
Also in Bremen werden die Tragflächen (aus UK) mit Slats und Flaps ausgerüstet und das sind Hochauftriebshilfen. Mit ausgefahrenen Flaps und Slats ist die v min. niedriger als in clear config. Oder anders, der Ca ist deutlich höher, statt z.B 1,4 bis über 3. Dem Gliedeslop ist das erst einmal egal. Den könnte man auch mit Clear config fliegen, nur viel schneller eben.


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