Oldie im Jungbrunnen
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Neues Leben für alten Tornado

Tornado der Luftwaffe
Tornado der Luftwaffe, © Bundeswehr

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MANCHING - Die Tornados der Luftwaffe müssen, nach aktuellen Plänen, bis ins Jahr 2030 durchhalten. Um die Schwenkflügler so lange fit zu halten, sind zahlreiche Strukturmaßnahmen nötig. Teils müssen gar Teile komplett neu gefertigt werden. So wie beim Tornado 43+42.

Als Anfang der 80er-Jahre die ersten Tornados bei der Luftwaffe in Dienst gingen, dachten wohl die Wenigsten daran, dass einige dieser frühen Tornado-Exemplare auch 40 Jahre später noch in der Luft sein würden.

Inzwischen ist die Nachfolge des "Klappdrachen" bei der Bundeswehr zwar geklärt. Bis die Erben des Tornado aber tatsächlich auf dem Hof stehen, wird noch rund ein Jahrzehnt ins Land ziehen. So lange müssen die alten Haudegen weiter ihren Mann stehen.

Und damit sie das tatsächlich schaffen, schickt die Luftwaffe einige ihrer gut 90 Tornados nacheinander in den Jungbrunnen: In Manching hauchen Spezialisten den alternden Schwenkflüglern neues Leben ein.

Als erster Kandidat für die Verjüngungskur schwebte vor fast vier Jahren, am 24. Mai 2017, der Tornado mit der Kennung 43+42 auf dem Flugplatz von Manching ein. Die 43+42 hatte den Großteil ihrer Karriere in den USA verbracht und war als Trainingsflugzeug auf dem Stützpunkt Holloman zu Hause gewesen.

Entsprechend hart und häufig war der Jet beansprucht worden. In fast vier Jahrzehnten Dienstzeit sammelte die 43+42 rund 5.400 Flugstunden. Das brachte diverse Bereiche ihrer Zelle an den Rand der Belastungsgrenze.

Diese Bereiche mussten in Manching aufwendig erneuert werden. Sechs Soldaten der Bundeswehr und 14 Techniker von Airbus nahmen sich deshalb der Maschine an. Und krempelten den Oldie in insgesamt rund 2.000 Arbeitsschritten einmal komplett "auf links".

Ein "Klappdrachen" als Großbaustelle

Nach der Ankunft in Manching wurde die 43+42 zunächst entlackt und auf äußere Schäden untersucht. Danach ging es ans Eingemachte: Die Mitarbeiter zerlegten den Tornado weitestgehend in seine Einzelteile. Dabei wurde klar, dass viele zentrale Strukturkomponenten verschlissen waren und gegen Neuteile ausgetauscht werden mussten – insgesamt rund 400.

Das Problem dabei: Alle diese Teile mussten neu produziert werden. "So etwas gibt es nicht von der Stange", so Stabsfeldwebel Lars König, der das Projekt von Seiten der Bundeswehr mit betreute. So sei etwa der Tausch des Ringspants zwischen der vorderen und der mittleren Rumpfsektion niemals eingeplant gewesen. "Für diese Arbeiten musste zunächst das Rumpfmittelteil vom Rumpfvorderteil des Flugzeugs getrennt werden", berichtet die Luftwaffe.

Zusätzlich bedingte der "Strip" des Tornado auch die Herstellung neuer Spezialwerkzeuge und Stützvorrichtungen sowie absolute Präzision: "Normalerweise verbindet die Außenhaut die Spante stabil miteinander", erklärt Lars König.

"Doch für diese Arbeiten haben wir auch die Seitenbeplankung entfernt. Deshalb musste die Stützvorrichtung auf ein hundertstel Millimeter genau passen, damit sich das Luftfahrzeug beim Ausbauen der Spante nicht verzieht."

Fit bis zum Ende

Die Früchte ihrer Arbeit ernteten die Tornado-Spezialisten schließlich am 8. Februar: An diesem Tag, das Wetter meinte es leider nicht ganz so gut mit dem Team, hob der runderneuerte Tornado 43+42 nach fast dreieinhalb Jahren Bauzeit zu seinem zweiten Jungfernflug ab.

Frisch lackiert und wie aus dem Ei gepellt schob sich der Schwenkflügler mit der Nachbrenner-Kraft seiner beiden RB199-Turbofans in den trübgrauen Winterhimmel über Manching, wo sie anschließend auch wieder landete.

In Manching bleibt die 43+42 voraussichtlich noch bis Mitte März. Anschließend startet der Tornado in Büchel beim Taktischen Luftwaffengeschwader 33 in seinen neuen Lebensabschnitt. 2.600 Flugstunden hat er nun bis zur veranschlagten Grenze von 8.000 Stunden noch offen. Das sollte gut bis Ende 2030 reichen.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: Airbus | 02.03.2021 07:37

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Beitrag vom 03.03.2021 - 12:57 Uhr
@EricM

Büchel aber ist ein stationäres, nicht verteidigbares Erstschlagsziel.

Jedes Element der nuklearen Triade ist aufklär- und angreifbar, selbst Unterseebote, denn davon hat die NATO längst nicht mehr genug im Dienst, um sie der russischen Beobachtung bzw. Beschattung zu entziehen. Die Verwundbarkeit von Flugzeugen als Trägermittel bzw. der Bodenlager kann aber in Kauf genommen werden, siehe das Folgende.

Die nukleare Teilhabe, so wie sie heute interpretiert wird, ist glaube ich daher schlicht das Festhalten an einer sinnlos gewordenen Tradition und keine sinnvolle Abschreckung, gerade im Angesicht russischer taktischer wie strategischer Atomwaffen. Die heutige Nukleare Teilhabe baut auf einen unzuverlässigen Partner, mit Flugzeug-gestützten nuklearen Freifallbomben auf seit Jahrzehnten überholte Technik, ist nicht zweitschlagfähig und generell im Ernstfall damit wirkungslos.

Über die "Zuverlässigkeit" der USA lässt sich vortrefflich streiten, mit guten Argumenten (wobei bedacht werden sollte, dass die USA uns ebenfalls Unzuverlässigkeit vorwerfen, auch mit guten Argumenten). Diese Diskussion muss nicht hier geführt werden.

Was Ihre technischen Einwände angeht: Dem widerspricht, dass die USA weiter in Freifallbomben investieren und sie auch in ihre künftigen Kampfflugzeuge integrieren. Und das haben die nicht uns zuliebe getan oder für Kalter Krieg-Folklore, sondern weil das Konzept eben durchaus noch seine Berechtigung hat.

Der Einsatzzweck dieser Waffen wird in Deutschland nur fortlaufend fehlinterpretiert. Die B61-12 ist eine taktische Nuklearwaffe. Sie dient nicht zur Zerstörung strategischer Ziele wie politischer oder industrieller Zentren sowie der gegnerischen Nuklearwaffen, sondern der Bekämpfung von Truppen, Versorgungseinrichtungen und Hauptquartieren.

Nach der gegenwärtigen Nuklearstrategie der NATO handelt es sich um ein letztes Mittel, um in einem konventionellen Krieg eine großflächige Invasion zu vereiteln. Es ist sogar denkbar, dass der Einsatz der Waffen auf NATO-Gebiet erfolgt, bspw. um eine Landungsflotte zu bekämpfen.

Ob diese Doktrin auf falschen Annahmen beruht, darüber werden seit Jahrzehnten Grundsatzdebatten geführt, die wir hier nicht beenden können. Fest steht aber, dass Experten an maßgeblicher Stelle diese Waffen weiterhin für relevant halten, und für die Sicherheit Europas unabdingbar.

Von daher möchte ich @Lunte recht geben […]

Vielleicht tue ich dem Nutzer Unrecht, aber seinem Beitrag konnte ich keine Bedenken entnehmen, die ähnlich profund und einsichtsvoll wären wie die Ihren.

@WMJH & @sf260

Lasst uns doch noch europäische Flieger nutzen, solange diese technisch sinnvoll nutzbar sind, und billiger sind im Update als neue US-Flieger. Klar irgendwann ist mal das Ende der Lebensdauer erreicht, aber die ist hier noch in der Zukunft.

Naja, 2030 ist ja nun nicht mehr so lange hin...

Der Tornado ist bereits jetzt nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Die Kosten für den Weiterbetrieb bis 2030 gehen in die Milliarden. Allein die nötigen Obsoleszenzbeseitigungen in puncto Sensorik und Kommunikation kosten fast 1 Milliarde. Es wäre tatsächlich billiger, die Flugzeuge jetzt zu ersetzen.

Und obwohl ich mehr Emanzipation von den USA in Sachen Wehrtechnik und Außenpolitik für wichtig und richtig halte, muss man zugeben: Der Ersatz durch F/A-18 E/F bzw. EA-18 ist die billigste Lösung. Selbst wenn wir aus der Nuklearen Teilhabe aussteigen würden.

Dieser Beitrag wurde am 03.03.2021 13:03 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 03.03.2021 - 04:39 Uhr
@Lunte

Ich finde es immer wieder lustig, wie sich Deutsche über die Nukleare Teilhabe echauffieren, aber sich nicht an den zahlreichen russischen Atomraketen zu stören scheinen, die auf deutsche Städte zielen, deren 26 allein von Kaliningrad aus.

Oder auch zur 2M39 hat man kein Wort von all den Friedensbewegten vernommen. Was ist die 2M39, fragen Sie? Eine nuklear bewaffnete russische Unterwasserdrohne mit einer Sprengkraft von 100 Megatonnen, die ganze Küstenstriche mit radioaktiven Tsunamis zerstören soll.

@Karl_Rapp

Langfristiges Denken beherrscht in Deutschland kaum jemand mehr. Und wenn es um die Verteidigungspolitik geht, bedient die Politik nur die Larmoyanz einer Bevölkerung, die nach dem Grundsatz lebt: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.

Ja, Preussische Kaiser und Könige rotieren in ihren Gräbern wenn sie daran denken das die grösste Bedrohung für Dtl. heute aus Königsberg kommt.

Habsburger Kaiser dagegen waren schon immer dieser Meinung.
Beitrag vom 03.03.2021 - 03:39 Uhr
Lasst uns doch noch europäische Flieger nutzen, solange
-diese technisch sinnvoll nutzbar sind, und
-billiger sind im Update als neue US-Flieger.
Klar irgendwann ist mal das Ende der Lebensdauer erreicht, aber die ist hier noch in der Zukunft.

Naja, 2030 ist ja nun nicht mehr so lange hin...


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