Personalabbau
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Die ungleiche Lastenverteilung bei Lufthansa

Sunx
SunExpress Boeing 737-800, © SunExpress

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FRANKFURT - Bei ihrem Stellenabbau in Deutschland stößt die Lufthansa auf Widerstand. Der Konzern setzt auf die Schließung von Teilgesellschaften, während die meisten Beschäftigten im Kern noch vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt sind. An manchen Stellen wird sogar neu eingestellt.

Relativ schnell hatte sich der Konzern nach dem Einbruch im vergangenen Jahr entschieden, die ungeliebte Germanwings zu schließen. Nach dem vom Co-Piloten verursachten Absturz im März 2015 mit 150 Toten war der Markenname ohnehin weitgehend verschwunden und nur noch zum Dienstleister innerhalb der Eurowings-Marke degradiert worden.

Auch die SunExpress Deutschland, ein Gemeinschaftsbetrieb mit Turkish Airlines, hatte unter Corona-Bedingungen keine Zukunft mehr. SunExpress-Crews hatten unter anderem touristische Langstreckenflüge unter dem Eurowings-Logo absolviert.

Rund 2.600 Beschäftigte stehen so vor äußerst unsicheren Zukunftsperspektiven, auch wenn die Eurowings-Kerngesellschaft und die neue Eurowings Discover jeweils rund 300 Leute für weiter aufrecht zu erhaltende Flugangebote suchen.

Der Anwalt Martin Leufgen aus Rommerskirchen vertritt nach eigenen Angaben mehr als 150 Piloten und Flugbegleiter bei Kündigungsschutzklagen. Er ist der Meinung, dass die Betriebe auf andere Lufthansa-Gesellschaften übergegangen sind, die Leute daher nicht hätten gekündigt werden dürfen.

Ab Juni werden sich damit die Arbeitsgerichte in Köln und Frankfurt beschäftigen. In ersten Güteterminen hat die Germanwings nach Auskunft beider Seiten keine Kompromissbereitschaft erkennen lassen.

Die Lufthansa sieht hingegen keinen Betriebsübergang, bei dem dann sämtliche Mitarbeiter übernommen werden müssten, wie eine Sprecherin bestätigt. Die rund 600 Stellen gebe man zwar bevorzugt an Bewerber aus dem Konzern, behalte sich aber die Bestenauswahl vor.

Immerhin werde die Berufserfahrung berücksichtigt, lobt Verdi, wenn auch keine Kabinenchefs (Purser) gesucht würden.

Ganz außen vor sind bei den Bewerbungen die SunExpress-Piloten mit einer Lizenz für die Boeing 737, ein Flugzeugtyp, der im gesamten Lufthansa-Konzern nicht mehr geflogen wird. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit bietet ihnen zwar Rechtsschutz an, sieht aber die Chancen wegen der fehlenden Arbeitsmöglichkeiten begrenzt.

Die Betroffenen können demnach bestenfalls auf Abfindungen nach dem Sozialplan oder mit Weiterbildungsangeboten rechnen. "Zufrieden ist da keiner", berichtet ein VC-Sprecher.

Besonders groß ist der Frust bei Lufthansa Cargo, die in der Krise 772 Millionen Euro Gewinn für den Konzern eingeflogen hat. Lufthansa will die Frachtsparte noch 2021 auf zehn Boeing 777F abschmelzen - parallel baut Lufthansa Cargo das Joint Venture Aerologic in Leipzig kräftig aus.

"Wir verhandeln seit 2019 einen Interessenausgleich und Sozialplan zum Abbau der MD11-Flotte", erklärte Sebastian Baumgart, Vorsitzender der LH Cargo Personalvertretung Cockpit die Lage in einem Interview mit aero.de. "Dabei sagen wir immer: Ihr habt Flugzeuge bei Aerologic, euch fehlen Piloten - wir haben hier 100 bis 150 zu viel."

Diese Cargo-Piloten könnten laut Baumgart für einen begrenzten Zeitraum per Arbeitnehmerüberlassung zwar bei Aerologic eingesetzt werden, aber: "Es wird uns ganz klar gesagt, dass das nicht gewünscht ist."

Eurowings fährt wieder hoch

Wesentlich besser schätzt die Gewerkschaft Verdi derzeit die Chancen von Flugbegleitern ein, bei der Eurowings Deutschland unterzukommen. Die Lufthansa-Tochter für Direktflüge hat ihr Programm mächtig umgebaut und hofft, im Sommer rund 80 Jets auslasten zu können.

Statt der klassischen Urlaubsziele am Mittelmeer werden nun auch Verbindungen nach Südosteuropa geflogen, die oft für Familienbesuche in diesen Ländern genutzt werden. "Das funktioniert in der Krise besser", hofft man in Köln. Bei den Touristikzielen legen Griechenland und die Kanaren zu.

Noch etwas Zeit haben die Piloten der Kerngesellschaften im Konzerntarif, um sich mit dem Unternehmen auf die geforderten kreativen Teilzeitmodelle zu einigen. Sollte es dazu nicht kommen, müssen bis zu 1.200 der mehr als 5.000 Piloten ab dem zweiten Quartal des kommenden Jahres gehen.

Mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo sowie Verdi hat sich das Unternehmen bereits auf längerfristige Sparbeiträge des Boden- und Kabinenpersonals verständigt und dabei als Gegenleistung den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen versprochen.
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 21.04.2021 09:03

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Beitrag vom 22.04.2021 - 11:33 Uhr
Damit werden die aber immer weniger. Somit verliert man an Bedeutung (und Macht). Und ab nächstem Jahr wird die Kurve wohl etwas steiler nach unten gehen. Vielleicht wird die VC noch einmal neu rechnen. Bin auf das nächste Angebot gespannt.
Beitrag vom 22.04.2021 - 11:02 Uhr
Es gibt kein Wachstum bei der Passage. Es bleibt beim bisherigen Programm, demzufolge bleiben die die da sind unter sich, kommen keine Neuen mehr dazu. Also bleiben die KTVler unter sich. Denen wird ja auch nix weg genommen ... ausser das nix neues/Wachstum zu ihnen kommt.
Beitrag vom 22.04.2021 - 09:33 Uhr
Wenn einer von ewe, ewd, sxd oder sonst irgendeiner Group Airline in die Lh wechseln wollen würde, müsste er sich bewerben. Die Sxd Besatzungen müssen sich sogar neu bewerben, um ihre alten Jobs zu schlechteren Konditionen bei Discover weiter machen zu dürfen. Woher kommt bei Ktvlern da eigentlich immer dieses Anspruchsdenken, dass jede freie Stelle sofort mit einem Ktvler besetzt werden muss?


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