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Thomas-Cook-Pleite, PGL-Rückzieher, Pandemie - Neustart: Condor sieht nach zwei extremen Jahren endlich Licht am Ende des Tunnels.
Attestor hat dem Ferienflieger 450 Millionen Euro Eigenkapital zugesagt - allein 250 Millionen Euro will der Fonds in die Modernisierung der betagten Condor-Langstreckenflotte investieren. Vorerst übernimmt Attestor 51 Prozent der Airline. Auf die übrigen Anteile erhält der Fonds eine Option.
Der Deal liegt jetzt zur Prüfung der EU-Kommission vor. "Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt kartell- und beihilferechtlicher Freigaben durch die zuständigen Behörden", sagte ein Attestor-Sprecher aero.de. Attestor rechnet mit einer zügigen Prüfung und Genehmigung der Übernahmeofferte.
Um das Schicksal des Ferienfliegers und seiner 4.000 Mitarbeiter wurde in den vergangenen Wochen intensiv gerungen. Nach Medienberichten hatte sich die Finanzsituation von Condor im Dauerlockdown zugespitzt.
Ein Teil der Rettungskosten bleibt am Steuerzahler hängen. Bund und Hessen werden auf jeweils 75 Millionen Euro verzichten - Condor muss aus einem KfW-Darlehenspaket über 550 Millionen Euro, das in der Krise den Fortbestand der Airline sicherte, maximal 400 Millionen Euro zurückzahlen.
"Das verbleibende KfW-Darlehen wird Condor wie vereinbart fristgerecht zurückführen", bekräftige Condor vergangene Woche in Frankfurt. Wie weit die Kreditlinie inzwischen ausgeschöpft ist blieb Unternehmensgeheimnis.
Die EU-Kommission hatte Condor erst im April 2020 - nach der gescheiterten Übernahme durch PGL - die Aufnahme zusätzlicher KfW-Kredite erlaubt. Die Brüsseler Wettbewerbsbehörde bezifferte den Wert der deutschen Beihilfen dabei auf 273,8 Millionen Euro und setzte den anrechenbaren Krisenschaden mit 276,7 Millionen Euro knapp höher an.
Ryanair klagt gegen Airlinehilfen
Bund und Condor müssen die EU-Kommission jetzt davon überzeugen, dass die 150 Millionen Euro Forderungsverzicht einen weiteren, unmittelbaren Schaden kompensieren, den Condor in der Pandemiephase erlitten hat.
Ganz einfach wird dieses Unterfangen sicher nicht. Gegen die deutschen Condor-Beihilfen ist bereits ein Verfahren vor dem EuGH anhängig. Ryanair hat gegen die EU-Kommission 2020 eine wahre Klagewelle losgetreten. Der Billigflieger zieht gegen aus seiner Sicht wettbewerbsverzerrende Coronahilfen für andere Airlines ins Feld.
Während die Richter Ryanair-Klagen gegen Staatshilfen für Air France und SAS im Februar abschmetterten, konnten die Iren zuletzt einen Teilerfolg erzielen. Die EU-Kommission hat nach Ansicht des EU-Gerichts ihr OK für staatliche Beihilfen an KLM und TAP Air Portugal nicht hinreichend begründet.
Ein in den Augen der EU-Kommission bestandskräftiger Forderungsverzicht bei Condor ist für Attestor zwingende Voraussetzung für den Einstieg beim Ferienflieger. Ohne eine Freigabe aus Brüssel werde "ein Vollzug der Transaktion nicht erfolgen", stellte der Investor gegenüber aero.de klar.
© aero.de | Abb.: Condor | 25.05.2021 10:57
Kommentare (7) Zur Startseite
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Obwohl, das haben KLM und TAP auch gedacht und die hatten schon die EU Genehmigungen...
Ich bin mir sicher du bist der einzige, dem die Thematik ins Auge fällt. Condor, die Bundesregierung und Attestor haben das bestimmt noch gar nicht gemerkt und keine Lösung dafür parat.
https://find-and-update.company-information.service.gov.uk/company/12080120/filing-history