Abschied für immer
Älter als 7 Tage  

Die letzte E-8C hat Europa verlassen

Boeing E-8C
Boeing E-8C, © USAF

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RAMSTEIN - In den vergangenen vier Jahren gehörte die Silhouette der Boeing E-8C JSTARS zum gewohnten Bild an Deutschlands Himmel. Doch nun ist das letzte Exemplar des 707-Derivats in die USA aufgebrochen. Es ist ein Abschied für immer: Die E-8C wird in ihrem Heimatland ausgemustert.

Insgesamt sechs E-8C JSTARS gaben sich seit Ende 2019 auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz die Klinke in die Hand. Im rollierenden System hatte die US Air Force stets mindestens eines der Gefechtsfeldüberwachungsflugzeuge auf ihrem größten Stützpunkt in EU-Europa stationiert.

Und die rustikalen Vierstrahler mit dem markanten, acht Meter langen Radom am Bauch - böse Zungen nennen es auch Doppelkinn - waren nicht erst seit Beginn des Ukraine-Krieges fast täglich am Himmel über der NATO-Ostflanke unterwegs.

Mit diesen Flügen ist ab sofort allerdings Schluss - und zwar endgültig. Denn die Air Force hat mit der 02-9111 nicht nur die letzte noch in Ramstein stationierte E-8C nach Hause zurückbeordert. Sie wird die JSTARS-Boeings spätestens im kommenden Jahr komplett außer Dienst stellen.

Ein abermaliges Deployment einer der insgesamt noch drei (von einstmals 17) aktiven E-8C nach Europa ist nicht mehr vorgesehen. Auch ein Nachfolgemuster für den 707-Ableger mit den altehrwürdigen Pratt & Whitney TF-33-Triebwerken gibt es nicht.

Stattdessen will die Air Force in Zukunft verstärkt auf die Gefechtsfeldüberwachung via Satellit setzen - auch weil Flugzeuge wie die E-8C im Ernstfall ein leichtes Ziel für die gegnerische Flugabwehr sind.

Nicht mehr zeitgemäß

Die US Air Force hatte die erste E-8C JSTARS (Joint Surveillance Target Attack Radar System) 1996 in Dienst gestellt. Das Konzept war Anfang der 90er-Jahre aus Programmen des Heeres und der Luftwaffe zur Entwicklung, Erkennung, Ortung und Bekämpfung feindlicher Bodenfahrzeuge entstanden.

Herzstück der modifizierten 707-300 ist eine leistungsstarke, seitlich ausgerichtete Phased-Array-Antenne. Sie bietet ein 120-Grad-Sichtfeld, das fast 50.000 Quadratkilometer abdeckt. Es ist in der Lage ist, Bodenziele in einer Entfernung von mehr als 250 Kilometern zu erkennen - was allerdings im Umkehrschluss heißt, dass es sich schnell im Gefahrenbereich moderner Flugabwehrraketen wiederfinden kann.

Die Air Force wandte daher schon vor Jahren gegenüber dem US-Kongress ein, sie müsse JSTARS gezwungenermaßen "außerhalb seiner effektiven Reichweite" nutzen und sei generell nicht mehr zeitgemäß. Zusätzlich hielten sich Bedenken, die verwendete Datenverbindung sei zu verwundbar.
© FLUG REVUE - Patrick Zwerger | Abb.: USAF | 02.10.2023 12:20


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