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"Da kann viel schiefgehen, und ein bisschen was ist gegen Ende auch schiefgegangen, aber der Start und der Erfolg, dort hingekommen zu sein, wiegt alles auf", sagte Tajmar, der an der TU Dresden die Professur für Raumfahrtsysteme innehat und am Ariane-Projekt nicht beteiligt ist.
Die Rakete war am Dienstag vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana gestartet. Der Flug verlief zunächst planmäßig, und die Trägerrakete brachte mehrere Satelliten ins Weltall. Am Ende des Flugs sollte der oberste Teil erneut zünden und diesen Teil quasi umdrehen.
So sollte er wieder in die Erdatmosphäre eintreten und dabei verglühen. Weil die Wiederzündung eines Hilfantriebs nicht klappte, verbleibt diese Oberstufe nun im All. Anders als geplant wurden zwei Nutzlasten daher nicht ausgeliefert. Sie werden nun in der Oberstufe bleiben, die im All verbleibt.
"Es ist eine große Überraschung, dass nur so wenig nicht funktioniert hat", bewertet Tajmar den Vorfall. Insgesamt hatte die Rakete 17 Nutzlasten an Bord, also etwa Satelliten. Bei 15 sei alles nach Plan verlaufen, bei den beiden Wiedereintrittsexperimenten nicht, erklärte der Fachmann.
Manche Dinge wie diese erneute Zündung könne man auf der Erde nicht richtig testen, erklärte Tajmar, weil es hier eine Erdanziehungskraft gebe und dort oben eben nicht. "Dann wabert der Treibstoff da ein bisschen herum - das sind Dinge, die man nicht vorhergesehen hat". Dann sei natürlich im Weltraum niemand vor Ort, der eingreifen könne.
Der Erststart der vorherigen Rakete, der Ariane 5, sei eine völlige Katastrophe gewesen, erinnert Tajmar. "Beim zweiten Start ging es mit Ach und Krach, beim dritten Flug dann einigermaßen." Diesmal habe es viel besser funktioniert.
Wahrscheinlich klappe beim zweiten Flug der Ariane 6 dann alles, schätzt Tajmar. "Auch in Amerika startet Elon Musk mit Space X Rakete um Rakete, um zu lernen. Denn auch er weiß: Am Boden kann man nicht alles testen, das testet man dann im Flug."
Zuvor nannte bereits der Chef der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa Josef Aschbacher die Mission einen Erfolg. "Europa ist zurück", sagte Aschbacher nach dem Start der Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana. "Ich bin persönlich erleichtert." Der nächste Start mit einer Ariane 6 sei noch vor Jahresende vorgesehen.
Die Ariane 6 ist das Nachfolgemodell der Ariane 5, die von 1996 bis Sommer 2023 im Einsatz war. Sie soll Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber ins All befördern und ist deutlich günstiger als ihre Vorgängerin.
Christmann: Ariane 6 wird noch besser werden
Auch die Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Anna Christmann, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Das war ein sehr erfolgreicher Start der Ariane 6." Man habe gesehen: "Der Startablauf lief eigentlich wie geschmiert." Das zeige, dass die europäische Zusammenarbeit in dem Fall sehr gut funktioniert habe.
Christmann zufolge zeichnet es Technologien wie Raumfahrt auch aus, dass gewisse Dinge ausprobiert werden müssen. "Und man sieht, es muss nicht immer alles bis zum Letzten klappen, aber daraus lernt man und daraus wird die Ariane 6 in den nächsten Malen sicher noch besser werden."
© dpa-AFX | Abb.: Esa | 10.07.2024 10:05
Kommentare (12) Zur Startseite
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Die vergangene Woche war die Woche der Oberstufenfehler. ESA, Space X und i-Space (China). Man ist nicht alleine im Club.
Manche Dinge wie diese erneute Zündung könne man auf der Erde nicht richtig testen, erklärte Tajmar, weil es hier eine Erdanziehungskraft gebe und dort oben eben nicht. "Dann wabert der Treibstoff da ein bisschen herum - das sind Dinge, die man nicht vorhergesehen hat".
Man hat nicht vorhersehen können, dass es da oben keine Schwerkraft gibt und sich der Treibstoff deswegen anders verhält?
Vorhergesehen, dass es anders sein würde, hat man das schon, aber wo wollen Sie auf der Erde ohne Schwerkraft ein Raketentriebwerk testen?
Von daher wusste man wohl nicht, wie genau sich der Treibstoff verhält.
Oder ist das schlecht aus dem Zusammenhang gerissen bzw übersetzt?
Für Journalisten vereinfacht?
Manche Dinge wie diese erneute Zündung könne man auf der Erde nicht richtig testen, erklärte Tajmar, weil es hier eine Erdanziehungskraft gebe und dort oben eben nicht. "Dann wabert der Treibstoff da ein bisschen herum - das sind Dinge, die man nicht vorhergesehen hat".
Man hat nicht vorhersehen können, dass es da oben keine Schwerkraft gibt und sich der Treibstoff deswegen anders verhält? Oder ist das schlecht aus dem Zusammenhang gerissen bzw übersetzt?