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Mailand-Malpensa wird zu "Aeroporto Silvio Berlusconi"

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MAILAND - Allen Protesten zum Trotz: Italiens zweitgrößter Flughafen in Mailand trägt nun den Namen des verstorbenen Ex-Ministerpräsidenten. Die Anhänger jubeln, die Gegner sind empört.

Der wichtigste Flughafen der italienischen Millionenstadt Mailand trägt ab sofort den Namen des verstorbenen früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Der Flughafen Mailand-Malpensa - auch ein Drehkreuz im internationalen Luftverkehr - heißt nun offiziell Aeroporto Silvio Berlusconi. Der Rechtspopulist war erst vor 13 Monaten im Alter von 86 Jahren gestorben.

Die Entscheidung wurde im Schnellverfahren von der Rechtsregierung in Rom vollzogen, zu deren tragenden Säulen die von Berlusconi gegründete Partei Forza Italia gehört. Der für Flughäfen zuständige Verkehrsminister Matteo Salvini ließ sich dabei auch nicht durch viel Kritik aus dem gegnerischen Lager aufhalten. Anschließend äußerte er seine "große Zufriedenheit".

Der Chef der rechten Lega-Partei setzte nach Angaben seines Ministeriums wie angekündigt seine Unterschrift unter den Beschluss - nur wenige Tage, nachdem das italienische Luftfahrtamt Enac die Pläne gutgeheißen hatte. Auch in Berlusconis Heimatstadt Mailand sind viele gegen den neuen Namen für Italiens zweitgrößten Flughafen. Mehr als 100.000 Menschen setzten bei einer Aktion ihre Unterschrift dagegen.

Der Bürgermeister der 1,3-Millionen-Metropole, der Mitte-Links-Politiker Beppe Sala, versuchte noch, das Vorhaben mit einer Regelung zu verhindern, wonach öffentliche Gebäude und Plätze erst zehn Jahre nach dem Tod einer bekannten Persönlichkeit deren Namen bekommen dürfen - ohne Erfolg.

Berlusconi starb im Juni vergangenen Jahres an den Folgen einer Krebserkrankung. Seither gibt es zwischen den verschiedenen politischen Lagern Streit, wie an ihn erinnert werden soll. Der Bau- und Medienunternehmer war schon zu Lebenszeiten eine der umstrittensten Figuren der italienischen Politik.

Berlusconi wurde 1936 in Mailand geboren. In den 1990er Jahren gründete er seine eigene Partei Forza Italia und wechselte in die Politik. Trotz einer Serie von Affären und Skandalen war der Rechtspopulist viermal Ministerpräsident, zuletzt bis 2011. Zudem stand er viele Jahre an der Spitze des Fußballvereins AC Mailand.

Im internationalen Flugverkehr firmieren gleich drei Flughäfen unter dem Namen Mailand: Malpensa, der kleinere Flughafen Linate und der Provinzflughafen Mailand-Bergamo. Zwischenzeitlich hatte es auch Überlegungen gegeben, Linate nach Berlusconi zu benennen. Erst im vergangenen Monat hatte der Stadtrat Pläne für einen Silvio-Berlusconi-Platz blockiert. Bürgermeister Sala sagte: "Regeln sind dazu da, eingehalten zu werden"

An einer Unterschriftenaktion beteiligten sich innerhalb weniger Tage mehr als 100.000 Menschen. Aus den Reihen der Berlusconi-Verächter kamen auch verschiedene Gegenvorschläge - von der Umbenennung des Mailänder Justizpalastes, wo der Rechtspopulist oft vor Gericht stand und auch verurteilt wurde, bis hin zum Namen Berlusconi für kleine Nebenstraßen in weniger freundlichen Ecken oder Massagesalons.

International gibt es viele Flughäfen, die die Namen von Politikern tragen: John F. Kennedy in New York, Charles de Gaulle in Paris, Franz Josef Strauß in München, Willy Brandt in Berlin. In Deutschland gibt es auch Flughäfen namens Helmut Schmidt (Hamburg) oder Konrad Adenauer (Köln-Bonn). Im allgemeinen Sprachgebrauch haben sich die Bezeichnungen aber längst nicht überall so durchgesetzt, wie von der Politik erhofft.

"Totaler Verfall"

Italiens größter Flughafen in Rom ist nach dem Universalgenie Leonardo da Vinci (1452-1619) benannt. Auf Sizilien heißt der Flughafen nach den Mafia-Ermittlern Giuseppe Falcone und Paolo Borsellino, die 1992 bei Anschlägen ermordet wurden. Die Oppositionspartei Cinque Stelle bezeichnete den neuen Berlusconi-Flughafen deshalb als für einen "totalen Verfall der italienischen Institutionen". Der Ex-Regierungschef stand immer wieder unter Verdacht, von der Mafia gefördert worden zu sein. Direkte Kontakte konnten ihm aber nicht nachgewiesen werden.
© dpa | 11.07.2024 17:20

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Beitrag vom 15.07.2024 - 10:15 Uhr
Milano-Bunga Bunga. Fehlt nur noch, dass der Flughafen von Rom nach Mussolini benannt wird!
Milano - Cosa Nostra oder Milano - Il Padrino klingen doch nicht schlecht?
Beitrag vom 12.07.2024 - 14:30 Uhr
Milano-Bunga Bunga. Fehlt nur noch, dass der Flughafen von Rom nach Mussolini benannt wird!
Beitrag vom 12.07.2024 - 13:47 Uhr
Flughäfen nach toten Politikern benennen.
.
.
.
Warum?

Dieser Beitrag wurde am 12.07.2024 14:06 Uhr bearbeitet.


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