"Fortschritt für wenige"
Älter als 7 Tage
Heil will engere Regeln für private Raumfahrtunternehmen
HOUSTON - Im Rennen um den Weltraum haben kommerzielle Hightech-Unternehmen wie SpaceX Großes vor. Besonders die Raumfahrtfirma von Elon Musk hat sich eine bedeutende Stellung im Markt erarbeitet. Was sind die Risiken? Der deutsche Arbeitsminister hat bei der NASA eine Warnung im Gepäck.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat bei einem Besuch der US-Raumfahrtbehörde NASA vor einer möglichen Vormachtstellung einzelner Unternehmen in der Raumfahrt der Zukunft gewarnt.
"Es darf keine Dominanz einzelner Unternehmen geben", sagte Heil in einem dpa-Videointerview in Houston. "Wir erleben ja immer mehr, dass sich auch privatwirtschaftliche, große Tech-Firmen in die Weltraumfahrt begeben - natürlich auch, um Geschäfte zu machen."
Elon Musk soll die ISS holenHintergrund ist, dass die in der Raumfahrt engagierten Staaten seit einigen Jahren verstärkt mit Privatfirmen wie Elon Musks SpaceX zusammenarbeiten - auch um die hohen Kosten der Raumfahrt zu senken.
So hat die NASA SpaceX beauftragt, die Raumstation ISS im Jahr 2030 aus dem All zu holen. Nach dann mehr als 30 Jahren soll die Raumstation dann seinen Betrieb einstellen.
Heil pocht auf KooperationAus Sicht Heils ist die Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft in dem Bereich wichtig - doch nur in internationaler Zusammenarbeit der Staaten könne es die nötige Balance von öffentlichen und privaten Interessen geben. "Man lernt bei der NASA, dass die großen Fragen unserer Zeit nur in internationaler Kooperation gelöst werden können."
So wird die ISS seit 1998 von der NASA und den Raumfahrtagenturen Europas, Kanadas, Japans und Russlands betrieben.
"Nicht ein Fortschritt für wenige"Dass sich Unternehmen in diesem Bereich engagierten, um Profit zu machen, beanstandet der SPD-Politiker nicht grundsätzlich. Heil sagte aber: "Klar ist auch: Es muss Regeln geben an dieser Stelle." Generell müssten die Staaten darauf achten, "dass der Fortschritt, der erzielt wird, zum Beispiel durch Raumfahrt, durch Forschung, durch neue Technologien, nicht ein Fortschritt für wenige wird, sondern ein Fortschritt für viele".
© dpa | Abb.: SpaceX | 23.07.2024 16:39
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Beitrag vom 24.07.2024 - 09:55 Uhr
@muckster
Anlaß für das Heilsche Männchenmachen dürfte das Verhalten Elon Musks mit seinem Starlink-Netz und Ausnutzung dessen Monopols nach Gutsherrenart sein. Da würde eine Art Antarktis-Vertrag nichts nutzen, denn es gelten da ohnehin schon die etablierten Rechtsgrundsätze internationalen Handels.
Wobei man übrigens die Wirksamkeit solcher Verträge sehr in Frage stellen muß, werden doch bereits entsprechende und eher noch eindeutigerere Regelungen in der Arktis und sogar im Chinesischen Meer fast täglich ad absurdum geführt.
Abgesehen davon ist es kein wirklicher Unterschied, ob Staatsgelder für die Raumfahrt an eine staatliche Organisation oder eine praktisch konkurrenzlose Privatfirma fließen.
Beitrag vom 24.07.2024 - 07:53 Uhr
@-wolf-
Bis zu einem gewissen Grad könnten Deutschland und Europa schon mitreden.
Ich denke, es ist überfällig, dass man analog des Antarktis-Vertrags eine Art Weltraum-Recht verhandelt.
Wenn die ESA-Staaten, und vielleicht auch die traditionell eng mit der ESA zusammenarbeitenden Kanadier und Japaner, dazu zu bewegen wären, an Musk und Co. keine Verträge zu vergeben, bis ein einheitlicher Rechtsrahmen geschaffen wird, könnte das schon einen wirksamen Hebel darstellen.
Beitrag vom 23.07.2024 - 23:12 Uhr
Generell müssten die Staaten darauf achten, "dass der Fortschritt, der erzielt wird, zum Beispiel durch Raumfahrt, durch Forschung, durch neue Technologien, nicht ein Fortschritt für wenige wird, sondern ein Fortschritt für viele".
Ein hehres Ziel - allerdings sollte Deutschland bzw die EU dazu mal eher die eigene Forschungspolitik überprüfen statt der NASA mit solchen Ratschlägen auf die Nerven zu gehen...
Forschung die öffentlich gefördert wurde, sollte nicht zu Patenten führen, für die der Patentinhaber dann 20 Jahre oder länger Einnahmen in beliebiger Höhe aufrufen darf - oft dann auch aus den USA heraus und zur weiteren Bereicherung der dortigen bereits dominanten Unternehmen.
Forschungsergebnisse, die öffentlich gefördert wurden, sollten nicht mehr hinter Paywalls verschwinden dürfen, wo man sie nur für viel Geld (oder illegal) wieder rausbekommt, einfach nur um sie lesen zu dürfen.
Forschungspolitik sollte auch bedenken, inwieweit ein gefördertes Forschungsprojekt tatsächlich zum Fortschritt der Menschheit beitragen könnte. Mein Eindruck ist, dass die jetzt in den USA beschworene High-Tech in DE oftmals nicht gerade einen hohen Stellenwert hat, dafür bei Hightech Forschung oft tatsächliche oder vermeintliche Risiken besonders hervorgehoben werden.
Dieser Beitrag wurde am 23.07.2024 23:15 Uhr bearbeitet.
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Anlaß für das Heilsche Männchenmachen dürfte das Verhalten Elon Musks mit seinem Starlink-Netz und Ausnutzung dessen Monopols nach Gutsherrenart sein. Da würde eine Art Antarktis-Vertrag nichts nutzen, denn es gelten da ohnehin schon die etablierten Rechtsgrundsätze internationalen Handels.
Wobei man übrigens die Wirksamkeit solcher Verträge sehr in Frage stellen muß, werden doch bereits entsprechende und eher noch eindeutigerere Regelungen in der Arktis und sogar im Chinesischen Meer fast täglich ad absurdum geführt.
Abgesehen davon ist es kein wirklicher Unterschied, ob Staatsgelder für die Raumfahrt an eine staatliche Organisation oder eine praktisch konkurrenzlose Privatfirma fließen.
Bis zu einem gewissen Grad könnten Deutschland und Europa schon mitreden.
Ich denke, es ist überfällig, dass man analog des Antarktis-Vertrags eine Art Weltraum-Recht verhandelt.
Wenn die ESA-Staaten, und vielleicht auch die traditionell eng mit der ESA zusammenarbeitenden Kanadier und Japaner, dazu zu bewegen wären, an Musk und Co. keine Verträge zu vergeben, bis ein einheitlicher Rechtsrahmen geschaffen wird, könnte das schon einen wirksamen Hebel darstellen.
Ein hehres Ziel - allerdings sollte Deutschland bzw die EU dazu mal eher die eigene Forschungspolitik überprüfen statt der NASA mit solchen Ratschlägen auf die Nerven zu gehen...
Forschung die öffentlich gefördert wurde, sollte nicht zu Patenten führen, für die der Patentinhaber dann 20 Jahre oder länger Einnahmen in beliebiger Höhe aufrufen darf - oft dann auch aus den USA heraus und zur weiteren Bereicherung der dortigen bereits dominanten Unternehmen.
Forschungsergebnisse, die öffentlich gefördert wurden, sollten nicht mehr hinter Paywalls verschwinden dürfen, wo man sie nur für viel Geld (oder illegal) wieder rausbekommt, einfach nur um sie lesen zu dürfen.
Forschungspolitik sollte auch bedenken, inwieweit ein gefördertes Forschungsprojekt tatsächlich zum Fortschritt der Menschheit beitragen könnte. Mein Eindruck ist, dass die jetzt in den USA beschworene High-Tech in DE oftmals nicht gerade einen hohen Stellenwert hat, dafür bei Hightech Forschung oft tatsächliche oder vermeintliche Risiken besonders hervorgehoben werden.
Dieser Beitrag wurde am 23.07.2024 23:15 Uhr bearbeitet.