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Air Berlin-Chef Hunold muss hart um Flughöhe ringen

Air Berlin
Joachim Hunold, © Air Berlin

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BERLIN - Eigentlich liebt Joachim Hunold die Offensive. Doch gefordert ist der Air-Berlin-Boss als Krisenmanager - wieder einmal. Schon das dritte Jahr in Folge hat die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft nun unter dem Strich kein Geld verdient. Und erwies sich als anfällig gegen plötzliche Turbulenzen wie die Aschewolke aus Island oder die Unruhen in Nordafrika. Jetzt verschärft auch noch Branchenprimus Lufthansa den Preiskampf um die Kunden.

Hunold gibt sich entschlossen, wieder Flughöhe zu gewinnen. Und setzt auf einen Kraftschub durch den Beitritt zur Airline-Allianz Oneworld 2012.

Dass die aktuelle Position nicht wirklich komfortabel ist, weiß auch der selbstbewusste Manager. Ein Großteil der Ziele für 2010 sei erreicht worden, sagt Hunold am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Berlin. "Allerdings nicht das wichtigste." Anders als lange geglaubt, legte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) nicht zu, sondern sackte mit 9,3 Millionen Euro in die roten Zahlen.

Wegen seines starken Standbeins im Chartergeschäft wurde Air Berlin härter als andere von Flugausfällen und Mehrkosten getroffen - während der Aschewolke vor einem Jahr und auch jetzt wieder, als im Februar in den Urlauberzielen Ägypten und Tunesien hunderte Flüge ausfielen.

Um Ertragskraft zurückzugewinnen, will Hunold an diversen Stellschrauben drehen. Ein Sparprogramm von 100 Millionen Euro soll absehbare Kostensteigerungen auffangen. Wird der Treibstoff noch teurer, werden die Kerosinzuschläge für die Passagiere weiter erhöht. Die 2007 übernommene Tochter LTU soll zum 1. April endlich komplett eingegliedert sein, was Abläufe effektiver macht.

Von der anziehenden Konjunktur erhoffen sich die Planer mehr Geschäftsreisende. Und nach Übersee und auf ausgewählten Routen in Europa soll das Angebot hochgefahren werden. Das große Ziel: bis zu fünf Prozent mehr Kunden, eine bessere Platzauslastung und ein operativer Gewinn 2011.

Immer noch schwer kalkulierbar sind die Folgen der Ticketsteuer, die seit 1. Januar für Starts von deutschen Flughäfen fällig ist. Als Reaktion will Air Berlin im Sommer drei bis fünf Jets aus der Flotte nehmen und mit kleinerer Kapazität produktiver werden. Der ohnehin harte Preiskampf dürfte sich verschärfen.

Denn die kürzeren Strecken hat auch der neue Lufthansa-Chef Christoph Franz ins Visier genommen, der gerade einen stolzen Gewinn für 2010 bilanzierte. Vom 1. April an lockt die Lufthansa mit neuen 59-Euro-Tickets für den einfachen innerdeutschen Flug. Hunold hält mit 44,99-Euro-Tarifen dagegen.

Daneben laufen die Vorbereitungen für die Mitgliedschaft in der Oneworld-Allianz weiter, an die Air Berlin große Erwartungen knüpft. Sie kosten einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Zusammen mit Partnern wie British Airways und American Airlines soll von 2012 an ein größeres und effektives Netzwerk angeboten werden.

An der Börse wurden die Ansagen des Air-Berlin-Kapitäns freundlich aufgenommen, die Aktie lag am Donnerstag im Plus. Dabei steht Hunold schwer in der Kritik. Die Entwicklung sei ein Trauerspiel, moniert Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger mit Blick auf 97,2 Millionen Euro Nettoverlust 2010. Er sehe auch nicht, dass das Unternehmen bald dividendenfähig werde.

Hunold kontert, "spätestens 2012" solle Air Berlin wieder richtig Geld verdienen. Und wehrt Spekulationen ab, mit seiner hemdsärmligen Art im Aufsichtsrat an Rückhalt zu verlieren. Alle Weichenstellungen seien einstimmig getragen, betont der 61-Jährige. Er habe einen ungekündigten Vertrag bis zum 65. Lebensjahr. "Ich habe nicht vom Aufsichtsrat auch nur ein Anzeichen gehört, dass sie daran was ändern wollen."
© Sascha Meyer, dpa | Abb.: Air Berlin | 25.03.2011 08:30

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Beitrag vom 29.03.2011 - 11:41 Uhr
Wenn ich aber einen Flug um die Mittagszeit buche und drei Wochen später kommentarlos auf einen Abendflug umgebucht werde und dafür noch mehr Kerosinsteuer bezahlen soll, dann sehe ich das nicht unbedingt als Serviceverbesserung. Ich würde das eher als Verarschung betiteln.
Man bucht einen Flug zu einer bestimmten Zeit ja nicht, weil man eigentlich zu einer anderen fliegen will, sondern weil man zu der Ankuftszeit ankommen will.
Und das ist mir bei AB schon zweimal passiert. Nur massive Proteste helfen dann weiter. Noch habe ich ein paar Wochen, mal sehen, was da noch kommt...

Gruß aus EDHI

Verstehe ich und ich wäre sicher auch sehr verärgert. Das gleiche ist mir aber auch schon bei einer anderen Airline widerfahren. Es war ein Condor Rückflug nach FRA. Problem war damals das mein Anschlussflug damit auch futsch war. Somit musste ich mit dem Zug von FRA nach STG.

Dieser Beitrag wurde am 29.03.2011 11:43 Uhr bearbeitet.

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Beitrag vom 29.03.2011 - 11:17 Uhr
Wenn ich aber einen Flug um die Mittagszeit buche und drei Wochen später kommentarlos auf einen Abendflug umgebucht werde und dafür noch mehr Kerosinsteuer bezahlen soll, dann sehe ich das nicht unbedingt als Serviceverbesserung. Ich würde das eher als Verarschung betiteln.
Man bucht einen Flug zu einer bestimmten Zeit ja nicht, weil man eigentlich zu einer anderen fliegen will, sondern weil man zu der Ankuftszeit ankommen will.
Und das ist mir bei AB schon zweimal passiert. Nur massive Proteste helfen dann weiter. Noch habe ich ein paar Wochen, mal sehen, was da noch kommt...

Gruß aus EDHI
Beitrag vom 29.03.2011 - 09:40 Uhr
Unabhängig davon das AB noch nicht profitabel arbeit, ist der Service am Kunden in den letzten Jahren um einiges besser geworden.
Der Service in der Eco. weist für mich keinen Unterschied mehr zur LH auf. Einige Anbindungen innerhalb Deutschlands sind für mich weit aus attraktiver als die von LH.
Bsp. STG - HAJ auf denen ich regelmäßig fliegen muss. Was ich ein wenig bemängeln muss, ist das Einstellen der FMN Verbindung. Hier wäre Potential für ihre DASH 8 Q400 nach TXL und HAM vorhanden. Aber im Zuge der Sparmaßnahmen verstehe ich diese Entscheidung. Weiterhin fliegt AB auch mit deutschem Gerät, und allein deshalb sollte man die Haltung gegenüber der Airline ein wenig überdenken.


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