ErmÜdungsrisiken
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Europas Piloten fordern kürzere Arbeitszeiten

BRÜSSEL (dpa) - Dutzende Piloten haben am Montag in Frankfurt und an anderen europäischen Flughäfen für kürzere Arbeitszeiten demonstriert. "Die EU-Regelungen begünstigen übermüdete und erschöpfte Flugzeug-Besatzungen", sagte der Präsident der europäischen Pilotenvereinigung ECA, Martin Chalk, am Montag in Brüssel. Die ECA hatte europaweit an fast zwei Dutzend Flughäfen zu Aktionen aufgerufen.



Allein am Frankfurter Flughafen versammelten sich nach Angaben der deutschen Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit rund 100 Piloten. Auf Spruchbändern hieß es: "Übermüdung kann tödlich enden". Der Flugverkehr wurde laut ECA nicht beeinträchtigt.

In Deutschland gelten derzeit noch schärfere gesetzliche Regelungen als die EU als Mindestmaß vorschreibt, sagte der Sprecher der Vereinigung Cockpit, Jörg Handwerg. Auch die derzeit geltenden Tarifverträge garantierten ein höheres Niveau. Die Gewerkschaft befürchtet allerdings, dass die deutschen Regelungen zugunsten einer Vereinheitlichung gelockert werden.

Die Lufthansa wies die Vorwürfe der Piloten von sich. Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty sagte, bei größeren Distanzen wie Flügen nach Japan oder an die Westküste der USA fliege immer eine erweiterte Cockpitcrew, um Ruhezeiten während des Fluges zu ermöglichen. Die Lufthansa sehe keinen Nachholbedarf bei den gesetzlichen Regeln. Allerdings machte Lamberty klar: "Jeder, der in Europa Flugtickets verkauft, muss sich nach den gleichen Spielregeln richten."

Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) wollte die Aktion der Gewerkschaft nicht kommentieren. Es sei normal, dass sich eine Gewerkschaft für kürzere Arbeitszeiten einsetze, sagte eine Sprecherin. Die Airlines hielten sich an die rechtlichen Regelungen, viele gingen in Tarifverträgen sogar darüber hinaus.

Im April war in der EU der fünf Jahre dauernde Versuch gescheitert, eine allgemein geltende Richtlinie über die Arbeits- und Bereitschaftszeit zu beschließen. Zwischen dem Ministerrat und dem Europaparlament gab es keine Einigung über den Fortbestand einer Ausnahmeregelung, wonach in Ausnahmefällen auch 65 Stunden Arbeit pro Woche erlaubt sein können.

Nach der derzeit gültigen EU-Verordnung dürfen Piloten nicht mehr als 13 Stunden Flugdienstzeit pro Tag leisten. Die anschließende Ruhezeit muss immer mindestens so lang sein wie der vorhergehende Dienst. Innerhalb einer Woche dürfen Piloten nicht mehr als 60 Stunden arbeiten, innerhalb von 28 Tagen maximal 190 Stunden.

Übermüdung sei genauso gefährlich wie Alkoholkonsum, sagte Gewerkschaftssprecher Handwerg. Die Vereinigung Cockpit schätzt, dass bei fast einem Fünftel aller Flugunfälle Übermüdung eine Rolle spielt. "In den USA hat es bereits mehrere Unfälle wegen übermüdeter Besatzungsmitglieder gegeben", sagte ECA-Präsident Chalk.

Moebus-Studie

Die Piloten fordern daher, die Ergebnisse der sogenannten Moebus-Studie umzusetzen, die von der in Köln ansässigen "Europäischen Agentur für Flugsicherheit" (EASA) in Auftrag gegeben worden war. Wissenschaftler stellten die Ergebnisse vor rund einem Jahr vor. Die Experten empfehlen kürzere Arbeitszeiten als die EU-Richtlinien vorsehen.

Der Verband der Europäischen Fluggesellschaften (AEA) hatte die Studie scharf kritisiert. Sie halte wissenschaftlichen Anforderungen nicht Stand und unterstütze "Rosinenpickerei der Gewerkschaften". Die Pilotenvereinigung ECA warf den Fluggesellschaften dagegen vor, "den Kopf in den Sand zu stecken".
© dpa, aero.de | Abb.: Fraport AG | 05.10.2009 17:24


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Beitrag vom 17.10.2021 - 20:05 Uhr
was ist, gibt es Probleme?
Beitrag vom 16.08.2021 - 10:34 Uhr
@FloCo:
Das 'bemängele' ich an dem Beitrag:
"Planungen gibt es schon etwas länger. Nur haben die keinen der jeden Nasenpopel ins aero Forum schreibt. Und das hat auch seine Gründe. Und die Ereignisse überschlagen sich aktuell etwas schneller als auch Sie und ich uns das wohl ausmalen konnten. Andererseits kann man nicht bei jedem Ereignis gleich und sofort mit Sack und Pack das Land verlassen. Man hat eine Botschaft in dem Land eingerichtet die schließlich hoheitliche Aufgaben zu erledigen hat, incl. Betreuung der sich vor Ort befindlichen deutschen Bürger.".
Weil es nicht stimmt, quasi komplett falsch ist (und mich, wie schon öfters, diskreditieren sollte).

Außenminister H.Maas und Verteidigungsministerin A.Kramp-Karrenbauer werden zu Recht kritisiert - weil sie die Lage völlig falsch eingeschätzt und entsprechend schlecht 'vorbereitet' haben. Das kann man in anderen Medien (nicht Luftfahrtforen) nachlesen, z.B. auf Spiegel.de.

Aber prinzipiell haben Sie Beide Recht, ich hätte darauf gar nicht reagieren sollen. Mein Fehler.

Tut mir leid, aber ich kann in dem von Ihnen bemängelten Kommentar keinerlei Bezug zu Ihrem Kommentar sehen. Wie soll dieser Kommentar Sie dann diskreditieren?
Der User @Otto West redet über Planungen, die Sie mit keinem Wort erwähnt haben, der User @GB allerdings schon. Wie schaffen Sie es da sich gleich wieder in die Opferrolle zu lesen, dass Sie der User hier diskreditieren will? Der Kommentar von @74 bitte 63 würde dazu taugen; auf den nehmen Sie aber keinen Bezug.

Genau genommen antworten Sie jetzt hier auf einen Kommentar, der keinen wirklichen Bezug zu dem Ihrigen hat mit einer Beleidigung... und das gerade von Ihnen, wo Sie doch immer so sehr auf den guten Umgangston achten und immer sofort nach Moderation, Sperrungen und sonstigen rufen, wenn Sie sich angegriffen fühlen...

Das ist das, was ich nicht verstehe hier...

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