Fataler Fehler
Älter als 7 Tage

Passagier reist mit Plastiksprengstoff nach Dublin

Dublin
Dublin Airport, © Dublin Airport

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BRATISLAVA - Weil die slowakische Polizei bei einem Sicherheitstest am Flughafen Poprad Tatry ein Sprengstoffpaket vergessen hatte, ist ein ahnungsloser Passagier mit rund 90 Gramm Plastiksprengstoff nach Irland geflogen. Ein Kompetenz-Wirrwarr und mangelnde Kommunikation sorgten schließlich dafür, dass der Sprengstoff - ohne Zünder - erst Tage nach der missglückten Übung entdeckt wurde. Der Zwischenfall sorgte am Mittwoch für politischen Zündstoff zwischen Bratislava und Dublin.

Der irische Justizminister Dermot Ahern forderte von der Slowakei unverzüglich eine "vollständige Aufklärung".

Die slowakische Polizei hatte am vergangenen Samstag kleine Mengen Sprengstoff in das Gepäck von zufällig ausgewählten Passagieren im nordslowakischen Touristenflughafen Poprad Tatry geschmuggelt. Die Päckchen wurden schließlich - mit einer Ausnahme - von Spürhunden entdeckt. "Ein fataler Fehler eines konkreten Polizisten, der die volle Verantwortung dafür trägt", sagte Tibor Mako, Chef der slowakischen Grenz- und Fremdenpolizei, am Mittwoch. Der Polizist habe zudem vergessen, sofort seinen Vorgesetzten zu informieren. Der Beamte habe "disziplinarische Konsequenzen" zu erwarten.

Der Sicherheitsdienst des Flughafens habe den Piloten noch unmittelbar vor dem Abflug gewarnt. Als sich der Pilot dennoch zum Abflug entschieden habe, da es "keine unmittelbare Gefahr" gegeben habe, sei der Flughafen Dublin von der Flughafenleitung Poprad verständigt worden. Dieser habe jedoch nicht reagiert, behauptete Mako.

Die irische Polizei beharrte aber auch am Mittwoch gegenüber den Medien darauf, erst am Dienstagmorgen Informationen aus der Slowakei erhalten zu haben. Mako wiederum erklärte, die sofortigen Warnungen aus der Slowakei seien von irischer Seite zunächst "aus unerklärlichen Gründen ignoriert worden".

Nach Darstellung irischer Sicherheitskräfte hätte der Sprengsatz ausgereicht, um das Flugzeug zum Absturz zu bringen. Mako betonte, es habe "zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Flugpassagiere bestanden", da der Sprengstoff nicht mit anderen zur Explosion benötigten Komponenten verbunden gewesen sei.

Wohnung gestürmt

Der ahnungslose Flugpassagier, dem die slowakische Polizei den Sprengsatz untergejubelt hatte, erlebte am Dienstag eine böse Überraschung. Schwer bewaffnete Polizisten riegelten die Umgebung seiner Wohnung ab und stürmten das Gebäude.

Der potenziell hochbrisante Plastiksprengstoff RDX wurde unberührt und unversehrt im Rucksack des Mannes entdeckt. Der 49-jährige Slowake, der seit Jahren in Irland lebt und nur einen ruhigen Weihnachtsurlaub in seiner Heimat verbracht hatte, wurde nach stundenlangem Verhör "ohne Anklage" wieder auf freien Fuß gesetzt.
© dpa | Abb.: Dublin Airport | 07.01.2010 09:32

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Beitrag vom 07.01.2010 - 16:19 Uhr
Am besten finde ich, dass sie den wirklich ahnungslosen Pax dann noch mit einem Einsatzkommando festgenommen und verhört (!) haben. Der hatte ja nun wirklich am wenigsten dazu zu sagen.

Also ich fliege wirklich sehr oft und bin ehrlich gesagt schockiert heute zu erfahren, dass solche Tests mit echtem Passagiergepäck gängige Praxis sind. Man stelle sich vor der Zoll "vergisst" bei einem ein Päckchen Rauschgift im Gepäck und man reist damit ahnungslos nach China oder in ein sonstiges Land weiter, wo sowas schnell mal den Kopf kostet.
Beitrag vom 07.01.2010 - 15:53 Uhr
@nessie:
Ich wage zu bezweifeln, dass das Päckchen gut verstaut war wenn die slovakischen Sicherheitsbeamten es quasi nur als Test für Ihre Hundchen/Maschinchen gedacht hatten.
Ist auch müßig, darüber zu diskutieren, in wiefern das Paket sicher oder nicht transportiert war, es ist laut ICAO auch gar nicht zulässig, auf einem Linienflug mit Passagieren Munition oder sonstige Gefahrengüter einfach mal so zu transportieren, da es hier von den überflogenen Staaten spezieller Genehmigungen bedarf und dies im Flugplan vermerkt werden muss.
Weiterhin sollte einem Pilot eine gute andere Begründung einfallen, warum man denn nicht starten kann und das Gepäck ausgeladen wird.
Also ich kann meinem vorredner nur recht geben und würde meinen Passagieren lieber sagen, wir haben eine kleine Verzögerung wegen einer Gepäckverwechslung des Flughafenbetreibers (hust) als in einem Notfall, der normalerweise durch die Löschmittel im Frachtraum geklärt werden könnte, als kleine Fackel in mehreren Teilen vom Himmel zu fallen...
Beitrag vom 07.01.2010 - 15:27 Uhr
@nessie:

Also ich hätte keine große Entspannung mit ner Bombe im Bauch (ob scharf oder nicht). Man denke mal an ein Cargofire oder die daraus resultierende mögliche Reaktion mit dem Löschmittel... Also ich bin nicht Chemiker genug um da katastrophale Konsequenzen ausschließen zu können und soweit ich weiß können das die wenigsten Kollegen.


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